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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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verdeutlichte er und zeigte zuvorkommend seinen Ausweis. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen aufgrund einer Ermittlung stellen. Ist das in Ordnung?«
    Als Hill eine kurze Notiz zu dem Laden in sein Heft schrieb, schien der Mann richtig misstrauisch zu werden. Doch in so einer Situation reagierten die meisten ähnlich. Mit der Polizei sprechen zu müssen, war vielen Menschen unangenehm, selbst wenn sie eine weiße Weste hatten.
    »Worum geht es denn?«, fragte der Mann hinter dem Tresen skeptisch und schaute sich den Ausweis genauer an, bevor er ihn Hill zurückgab.
    »Es geht um eine Frau, die am Montagabend in Råå gestorben ist. Sie wurde in ihrem Auto dort hinten in der Kielergatan gefunden.«
    »Ach so, die!«
    Hill wurde etwas wärmer an den Füßen, und zugleich schöpfte er Hoffnung. Die Strategie funktionierte offenbar! Hier gab es eine Verbindung, und hätte er nicht seinen Spürsinn eingesetzt, so hätte diese sich ihm vielleicht nie aufgetan. Bäcker würde stolz auf ihn sein!
    »Ja, genau«, sagte er. »Bezüglich dieses Falles möchte ich Ihnen einige Fragen stellen. Sie arbeitete ja in der … Publikationsbranche, so könnte man es wohl nennen. Und Sie kannten sie also?«
    Der Mann hinter dem Tresen hatte katzengrüne Augen, die Hills Blick ohne zu blinzeln erwiderten.
    »Nein.«
    »Aber ich dachte, Sie sagten, dass Sie die Frau kannten?«, versuchte es Hill erneut, der die abrupte Wendung des Gesprächs missbilligte.
    »Nein«, korrigierte ihn der Inhaber der Druckerei wahrheitsgemäß. »Ich sagte nicht, dass ich sie kannte. Ich sagte nur, dass ich gehört habe, dass sie an dem Abend da hinten in ihrem Auto gestorben ist.«
    Genau wie jeder andere hasste Hill eine einwandfreie Logik, wenn sie das eigene Wunschdenken so offensichtlich widerlegte.
    »Sie gehörte also nicht zu Ihren Kunden? Und ließ nicht bei Ihnen ihre Übersetzungen drucken?«
    »Nein.«
    »Niemals?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    Der Mann begann, etwas verlegen zu lächeln.
    »Okay, ich bin vielleicht kein Genie, aber wenn wir mit einer Braut, die so aussah wie sie, Geschäftsverbindungen unterhalten hätten, dann wäre es mir, verdammt noch mal, sofort eingefallen!«
    Hill nickte verlegen. »Natürlich. Aber Sie wissen, wer sie war, und so?«
    »Wie ›und so‹?«, fragte der Mann erneut misstrauisch.
    »Ich meine, haben Sie mit ihr geredet? Wenn Sie sie zum Beispiel auf der Straße getroffen haben, rein zufällig?«
    »Nein.«
    »Na gut«, seufzte Hill und steckte sein Notizheft und den Ausweis wieder ein. Er fühlte sich von seinem so genannten Spürsinn vollständig getäuscht.
    »Nein«, verdeutlichte der Mann ein letztes Mal, als Hill bereits die Hand auf die Türklinke gelegt hatte, »ich habe sie nur manchmal vorbeigehen sehen, mit ihrem dicken Bauch und so!«
    »Okay, danke für die Hilfe«, sagte Hill und stapfte wieder in die Kälte hinaus.
    Die üblichen eingefahrenen Phrasen, die man alltäglich austauschte, kamen ihm in diesem Moment höchst eigenartig vor. Ihm war überhaupt keine Hilfe zuteil geworden, und dennoch wäre es ziemlich unhöflich gewesen, sich nicht für etwas zu bedanken, was er gar nicht bekommen hatte!
    Der Schneefall wurde jetzt immer dichter. Die winzigen Flocken, die eben noch vom Himmel gerieselt waren, hatten sich mittlerweile zu größeren, makellosen Eiskristallen vereinigt, die sich unmerklich schnell wie eine weiße Decke über Straßen und Häuser ausbreiteten.
    Autos kamen langsam angefahren und wurden in die Parklücken für Kurzparker am Bürgersteig gelenkt, aus denen sie nach Ablauf der Zeit wieder herausfuhren, wobei sie deutliche Spuren im Schneematsch hinterließen.
    Die Leute in Råå waren trotz des Schneefalls emsig unterwegs, oder vielleicht gerade deswegen. Sie bewegten sich schlitternd die Fußwege entlang, grüßten einander und blieben hier und da auf einen kleinen Plausch stehen. Die weihnachtliche Atmosphäre nahm mit jeder kristallenen Flocke, die vom Himmel segelte, zu, und mitten im Getümmel konnte Hill zwei junge Mädchen ausmachen, die etwas aus den Körben an ihren Armen verkauften. Es hätte ihn nicht im Mindesten gewundert, wenn es sich um gewöhnliche Pfefferkuchen gehandelt hätte, die sie in der allgemeinen Feststimmung zu Zuckerbäckerpreisen anboten.
    Keiner schien den Polizisten in ihm zu erkennen, wie er da etwas in Gedanken versunken in seiner wollenen Winterjacke an der Straßenkreuzung stand und nach allem und nichts Ausschau hielt. Er sah mehr aus wie

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