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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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… ein Angestellter der Stadtverwaltung. Die Leute beachteten ihn nicht weiter und gingen ihrer Wege, und genau wie der Rentner so intensives Interesse an Kommentaren über Anne Smitt gezeigt hatte, bemühte er sich jetzt, ihren vereinzelten Gesprächen zu lauschen, in der verzweifelten Hoffnung, auf diesem Wege zumindest irgendeine verwertbare Kleinigkeit zu erfahren.
    »Kallt drauße hoid.«
    »Jau! Wärklich!«
    »Hädd ech nich Moder ehrn Pels geleehn, wör ech äfroorn!«
    Das war jedenfalls nicht besonders aufschlussreich.
    Die Mundart der Einheimischen war kaum nachvollziehbar für einen, der nicht in Schonen geboren war.
    Doch Hill verstand, was sie sagten.
    Sie hatten Recht, es war furchtbar kalt draußen heute, beinahe so, dass man wirklich erfror, bestätigte er innerlich die jungen Mädchen an der Bushaltestelle. Und er selbst wünschte sich ebenso, von irgendjemandem einen Pelz ausleihen zu können, so wie sie es getan hatten, wenn auch nicht unbedingt den von seiner Mutter.
    Nein, das hier bringt mich nicht sonderlich weiter, dachte er pessimistisch und begann sich zu fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, unmittelbar zum Präsidium zurückzufahren.
    »Kaufen Sie Weihnachtsküsse! Fünf Kronen das Stück!«
    Die Mädchen mit ihren bunt geschmückten Körben unterm Arm standen jetzt direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, sodass er deutlich ihre eifrigen Aufforderungen an die Passanten hören konnte.
    »Unterstützen Sie unsere Klassenfahrt! Kaufen Sie einen Weihnachtskuss, für nur fünf Kronen!«, riefen sie mit durchdringenden Stimmen.
    Sie wirkten geradezu aufgekratzt. Als existierte in ihren jungen Herzen nicht der geringste Zweifel daran, dass sie innerhalb kürzester Zeit tatsächlich das Geld für ihre ersehnte Reise zusammenhaben würden.
    Eine Oma kaufte drei Stück. Sie würden eine nette Ergänzung zu den Kleinigkeiten im Nikolausstiefel der Enkelkinder abgeben. Hausgemacht und hübsch eingewickelt in rote und grüne Folie, waren die Küsse nahezu unwiderstehlich. Und gleichzeitig unterstützte man auf diese Weise noch die bedürftigen, so eifrig bemühten jungen Mädchen!
    Die Mädchen knicksten etwas steif, legten die eingenommenen fünfzehn Kronen behutsam ins Portemonnaie und riefen aufs Neue ihre Weihnachtsküsse aus. Als sie Hill auf der anderen Straßenseite erblickten, überzeugten sie sich rasch, dass kein Auto angeschlittert kam, und überquerten dann blitzschnell die Fahrbahn, die nun unter einer merklich dicker gewordenen Schneeschicht lag.
    Die Bediensteten der Stadt waren schon immer gute Kunden gewesen, denn sie hatten es oftmals so eilig, dass sie ihnen sogar das Wechselgeld überließen. Nach den Berechnungen der Mädchen hatte ein normaler Angestellter im Durchschnitt mindestens fünfundsechzig Kronen Kleingeld lose in den Taschen liegen. Und hatte man das Geld erst einmal griffbereit, so war es in den meisten Fällen auch leicht ausgegeben!
    »Lieber Onkel, kaufen Sie einen Weihnachtskuss!«, zwitscherten sie ihm einschmeichelnd zu, wobei sie keinerlei Probleme damit hatten, ihn mit der betulichen Anrede völlig zu blamieren. »Unterstützen Sie unsere Klassenfahrt!«
    Hill ließ sich von ihrer guten Laune mitreißen. Wahrscheinlich würden sie mit ihrem ausgeprägten Verkaufssinn tatsächlich ihr Ziel erreichen.
    Er suchte in seiner Jackentasche nach Kleingeld.
    Die Mädchen witterten sofort ihre Chance. »Seien Sie so nett, kaufen Sie zwei!«, lockten sie ihn. »Sie kosten nur fünf Kronen das Stück, kaufen Sie vier!«
    Kicher, kicher.
    »Okay, dann gebt mir zwei Weihnachtsküsse«, sagte Hill und spitzte scherzhaft den Mund zu einem Kuss.
    Die Mädchen lächelten entzückt, hatten die Lage jedoch souverän unter Kontrolle. »Ach so, diese Sorte möchten Sie?«, fragte die ältere der beiden kess. »Okay, dann macht es aber fünfzig Kronen pro Stück!«
    Hill wurde den Eindruck nicht los, dass er sich gerade ziemlich in die Nesseln gesetzt hatte.
    Er hatte sich in ihrer kindlichen Vorstellungswelt völlig getäuscht. Sie waren keineswegs so klein oder unschuldig, wie er es angenommen hatte. Obgleich sie erst zwölf, dreizehn Jahre alt waren, wirkten sie schon wie wandernde Kleinunternehmer, die sich erstaunlich gut mit dem Prinzip von Angebot und Nachfrage auskannten.
    »Nein, nein, ich möchte doch lieber zwei von denen in Folie, bitte!«, berichtigte er sich schnell und räusperte sich geniert.
    Sie bekamen ihren goldenen Zehner, hüpften kichernd auf

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