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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
Autoren: Bodil Mårtensson
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gerade eben noch zugeprostet und die mit ihr auf ein glücklicheres gemeinsames Leben angestoßen hatte?
    Es war … unfassbar!
    Und doch völlig glasklar!
    Berit Nilsmed wandte sich abrupt Hill zu.
    »Aber wie hat sie es geschafft …?«
    »Wir alle sind zu weitaus mehr in der Lage, als wir ahnen, wenn der Druck, unter dem wir stehen, nur groß genug ist. Glauben Sie nicht auch?«
    Berit Nilsmed schnäuzte sich und schaute geradewegs ins Leere. Vielleicht untersuchte sie im Geiste die Überbleibsel ihres einst so perfekten Daseins, das nun unwiderruflich zerstört war.
    »Sie hat schon lange unter den familiären Umständen gelitten, oder?«
    Sie nickte, versuchte jedoch gleich darauf zu protestieren.
    »Das sollte keine Anklage sein«, beeilte er sich, hinzuzusetzen, »doch nun wird es darauf ankommen, die Ursachen zu verstehen.«
    Er konnte in ihren Augen erkennen, dass sie wusste, was er meinte. Und dennoch erwartete sie eine Erklärung von ihm.
    »Aber wie..? Haben Sie es denn die ganze Zeit gewusst?«, fragte sie schließlich.
    »Nein, das kann ich Ihnen versichern. Wenn wir es auch nur geahnt hätten, dann wäre Ihr Mann jetzt noch am Leben.«
    Sie zuckte schuldbewusst zusammen, doch er setzte seine Ausführungen fort.
    »Ich fürchte, wir haben nur das Dreiecksdrama wahrgenommen und beinahe zu spät gesehen, dass noch weitere Personen eine entscheidende Rolle spielen.«
    Sie lachte bitter, obgleich die geplatzte Lippe schmerzte.
    »Sie lachen?«
    »Wie soll man sonst auf die Ironien des Lebens reagieren?«
    Er wusste nicht, was er antworten sollte, doch sie kam ihm zu Hilfe.
    »Sie verstehen – diese Frau und das Liebesverhältnis, wofür er alles, was wir jemals hatten, opferte, wurde letztlich zum Opfer seines rücksichtslosen Verhaltens. Die ganze Liebschaft – inklusive ihm selbst! Genau wie Sie es so richtig angedeutet haben.«
    Hill sagte nichts. Was sollte er sagen? Er stellte dennoch fest, dass sie weitaus pragmatischer war, als er sie anfangs eingeschätzt hatte. Wahrscheinlich würde sie das Ganze irgendwie meistern.
    »Die Leute aus der Kinderpsychologie sind unterwegs, um Malin zu holen, denn sie soll mit keinem sprechen, bevor nicht eine Untersuchung durchgeführt worden ist«, sagte Susanna diskret.
    Hill nickte und musste das Mädchen, das immer noch zusammengesunken am Boden saß, ein letztes Mal anschauen. Er wünschte, dass es nie so weit gekommen wäre. Und er wünschte nichts sehnlicher, als bei ihrem Anblick nicht schon wieder das Bild des toten, ungeborenen Kindes vor seinem inneren Auge sehen zu müssen.
    Doch es gelang ihm nicht.
    Mit einem Kloß im Hals wandte er sich ab und war mehr als froh, einige kurze Worte mit Beckman wechseln zu können.
    Der hatte sich unerschütterlich als Wächter vor das denkwürdige, klebrig glänzende Schokoladenpraliné am Fuße des Sockels gestellt. Beckman mochte für gewöhnlich Pralinés. Er konnte, um die Wahrheit zu sagen, wenn er erst einmal angefangen hatte, nicht genug von diesen erlesenen Schokoladenkunstwerken vernaschen.
    Doch dieser kleinen Süßigkeit, die in ihrem erbärmlichen Zustand den edlen Fußboden der Nilsmedschen Diele verschmierte, konnte er ohne weiteres widerstehen. Sie sollte dort liegen bleiben, bis Anderberg mit seinen Leuten anrückte.
    Und als sie dann endlich kamen, umhüllten sie die Kostbarkeit sorgfältig mit kräftigem PVC und verschlossen den Beutel ungeheuer akribisch.

18:35:15
    Es war nach halb sieben am Abend, als Berit Nilsmed endlich mit dem Krankenwagen in die Ambulanz des Hospitals in Helsingborg gefahren wurde und die Techniker das Beweismaterial zusammengetragen, eingesammelt und sich auf den Weg gemacht hatten.
    Der arme anhängliche Hund machte einen unglücklichen Eindruck, als ein Assistent ihn mitnahm, um ihn zum Tierschutzverein von Helsingborg zu bringen, wo man versprach, sich bis auf Weiteres um ihn zu kümmern.
    Hill verließ die Nilsmedsche Residenz als Letzter und in der Hoffnung, niemals wieder hierher zurückkehren zu müssen.
    Das Leben hat weitaus mehr als Reichtum zu bieten, dachte er, während seine Schritte verhalten auf dem öden Kiesweg knirschten. Und es war so offensichtlich, dass kein Vermögen der Welt die Tragödie, die sich hinter dieser luxuriösen Fassade abgespielt hatte, hätte ungeschehen machen können.
    Das Tor fiel mit dem gleichen vibrierenden Surren hinter ihm ins Schloss wie vor ein paar Tagen, als er zum ersten Mal das Anwesen betreten hatte. Ein Streifenwagen
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