Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
ziemlich weh. Gleichzeitig weckte ihn der Schmerz aus seiner alptraumhaften Trance.
Er begriff, dass um ihn herum noch mehr von der Decke fiel, und stürzte in reinem Selbsterhaltungstrieb der Türöffnung entgegen.
Er erreichte die Turmtreppe mit ein paar schnellen Sprüngen, blickte sich nicht um und preschte, so schnell er konnte, die schräg abgetretenen Treppenstufen abwärts.
Er konnte sich definitiv nicht mehr um eine weitere Inspektion des Rittersaales oder der Küchenetage kümmern. Erst als er den Lichtschein von unten wahrnahm, hielt er inne und versuchte, sich ein wenig zu beruhigen.
Er lehnte sich erschöpft gegen das Gemäuer des Treppenhauses, während die Atmung in seinen Lungen rasselte und der Puls wie Urwaldgetrommel in seinen Schläfen hämmerte.
Zu seiner Verwunderung merkte er, dass er sowohl die Pistole als auch die Taschenlampe noch immer bei sich hatte. In einem verzweifelten Versuch, die Kontrolle über sein Denkvermögen zurückzugewinnen, schüttelte er heftig den Kopf.
Was zum Teufel war dort oben eigentlich geschehen?
Er hatte keine vernünftige oder zumindest annehmbare Erklärung.
Jetzt drangen Stimmen die gewundene Treppe hinauf, und im Stillen war er dankbar, dass es nur die der Museumsangestellten und des Direktors waren.
»Wir sollten vielleicht …«, meinte der Direktor halbherzig vom Foyer aus.
»Nie im Leben – ich gehe nicht eher da hoch, bis das hier geklärt ist!«
Linda Persson klang noch immer äußerst bestimmt, und trotzdem war Sahlman innerlich froh, sie da unten sprechen zu hören.
Er atmete mehrmals tief durch und räusperte sich, um zu kontrollieren, ob seine Stimme noch funktionierte. Dann rief er so selbstsicher wie möglich:
»Es ist alles in Ordnung, ich bin jetzt auf dem Weg ins Erdgeschoss. Sie können sich beruhigen.«
Die Worte galten ehrlicherweise ebenso gut ihm selbst. Er merkte tatsächlich, dass ihn seine Beine wieder sicherer trugen; also richtete er seinen Kamelhaarmantel und ging mit einstudierter Ruhe die letzten Stufen zum Eingangsbereich hinunter.
»Da war nichts Merkwürdiges«, versicherte er, wurde aber gleichzeitig den Eindruck nicht los, dass ihre Blicke ihn durchschauten und seine hochtrabenden Lügen bloßstellten.
Linda faltete die Arme über der Brust. »Nichts? Und was ist mit Ihrem Hut passiert?«, fragte sie.
»Mit meinem Hut?« Er nahm den teuren Hut ab. Sah, dass er total ruiniert war und Blut am Schweißband klebte.
»Sie bluten ja!«, stellte sie mit einem andeutungsvollen Unterton fest.
»Äh … ich bin nur ausgerutscht und habe mich oben auf dem Dach gestoßen«, log er schwach. Er bürstete sich den Staub vom Mantel und schaltete wieder seine normale Beamtenstimme ein. »Wir werden morgen eine Streife schicken. Es schadet ja nichts, noch einmal bei Tageslicht zu gucken, aber, wie gesagt, ich habe nichts Merkwürdiges entdeckt.«
Linda sah ihn sowohl ungläubig als auch enttäuscht an. »Na ja, aber hier ist ein Pflaster, für alle Fälle. Soll ich Ihnen helfen, es draufzukleben?«
»Danke, das geht schon«, antwortete er und räusperte sich erneut ein wenig verlegen.
Er vermied, ihrem Blick zu begegnen, und nahm das Pflaster dankend an. Vorsichtig betastete er die Stirn und drückte es auf eine unschön blutende Wunde. Die Stelle begann bereits ordentlich anzuschwellen, und er würde vermutlich genau auf Höhe des Hutbandes eine richtig reizvolle Beule davontragen.
»Können wir denn jetzt schließen?«, fragte Bo Jernback.
In seiner Stimme schwang Erwartung mit, und er war bereits dabei, die obersten Knöpfe seiner hellen Nappalederjacke zu schließen.
Auch er wollte nach Hause.
»Sicher, sicher!«, beeilte sich Sahlman zu antworten. »Doch es wäre vielleicht klug, die Touristen weiterhin zurückzuhalten, bis wir diese Sicherheitskontrolle hinter uns gebracht haben.«
»Ach so«, sagte Linda und schaute den Kommissar jetzt noch ungläubiger an – warum eine Sicherheitskontrolle, wenn nichts gewesen war?
»Ja, wie gesagt«, setzte Sahlman hinzu, »dann gute Nacht! Wir lassen morgen wieder von uns hören.«
Draußen auf der Holztreppe sog er dankbar die feuchtkalte Abendluft ein und stieg vorsichtig die frostglatten Stufen herab. Hinter sich hörte er den Direktor und die Kassiererin, wie sie die Tür ins Schloss fallen ließen und ihre Schritte ihm die steile Treppe hinab folgten.
Aber er wartete nicht. Wollte die Diskussion nicht unbedingt fortsetzen und damit eventuell riskieren, seine Lüge zu
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