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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Man wurde gleichsam gereinigt – ja, nahezu würdevoll heruntergekühlt. Er zog die Kälte allemal der unerbittlichen Hitze, der Trockenheit und dem konstanten Hunger in seinem Heimatland vor. Zog sie vor allem dem dort herrschenden Terror und der Unsicherheit des launischen politischen Klimas vor. Nichts war besser geworden, obwohl sich die Menschen so viel von der neuen Regierung versprochen hatten.
    Im Gegenteil.
    Die internationalen Hilfsmittel, mit denen neue Bewässerungssysteme und nicht zuletzt die Ausbildung der Bevölkerung finanziert werden sollten, waren versickert und versiegt. In einer ersten Investition mussten die umfassenden Unkosten der Befreiungsarmee gedeckt werden. Und des Weiteren benötigte das neu angetretene Regime mehr Limousinen.
    Danach war nicht mehr viel in der Kasse gewesen. Um nicht zu sagen, gar nichts.
    Für Enduro gab es kaum Hoffnung – jedenfalls nicht in seiner Heimat. Er war ein gebildeter Mann, und die Befreiungsarmee hatte alle Gebildeten unter den Einwohnern des Landes mit großem Argwohn betrachtet, da sie eine enorme Bedrohung für die Freiheit darstellten, hieß es.
    Erst hatte er es in London versucht, wurde von dort jedoch nach Deutschland ausgewiesen. Dort hatte man ihm damit gedroht, ihn wieder in sein Heimatland abzuschieben. Also war er geflohen, und schließlich war es ihm gelungen, in dieses gelobte Land zu kommen.
    Schweden.
    Hier saß er nun im Polizeipräsidium, um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Ihm war viel daran gelegen, einen guten Eindruck zu hinterlassen, nur leider wusste er nicht, dass die Schweden sich gerade durch ihre besondere mimische Zurückhaltung auszeichneten. Wie dem auch sei, er hatte sich entschieden, alles Schwedische zu lieben und sich das unglaubliche Kauderwelsch, das hier gesprochen wurde, so schnell wie möglich selbst anzueignen und nicht zuletzt die verworrenen Spielregeln der Bürokratie penibel einzuhalten.
    Seine Eltern hatten ihm einen durchaus passenden Namen gegeben. Enduro – der Ausdauernde.
    Und er würde noch weitaus mehr Ausdauer beweisen müssen, als er bislang vermutet hatte, bevor er ein richtiger Schwede werden durfte.
    »Okay, Sahlman, was wolltest du?«, fragte Joansson schließlich und beantwortete damit endlich den Anruf über die Sprechanlage.
    »Ich fahre jetzt. Bin für ungefähr eine Stunde oder zwei unterwegs. Ich nehme Susanna und Birgitta mit, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Ja, ja«, antwortete Joansson. »Aber weshalb musst du die beiden eigentlich dabeihaben? Warte … ich muss hier kurz etwas notieren.«
    Sahlman war für ein paar Sekunden Bedenkzeit dankbar.
    »Sie müssen mir … bei einer Kontrolle helfen«, setzte er hinzu, sobald ihm Joansson erneut seine Aufmerksamkeit schenkte.
    »Was für eine Kontrolle?«, wollte Joansson wissen. Er war plötzlich bedeutend redseliger geworden, er wurde regelrecht neugierig und wollte den Knopf der Sprechanlage nicht freiwillig loslassen.
    »Nichts Besonderes, reine Routine«, antwortete Sahlman ausweichend. »Du wirst es später erfahren.« Er war ungeduldig und wollte endlich los, denn der Erfolg seines Planes hing von wenigen Minuten ab.
    Doch Joansson witterte seine Chance und dachte nicht im Traum daran, sie ungenutzt zu lassen. »Und wohin fahrt ihr?«, fragte er in einem gewollt uninteressierten Tonfall.
    »In Richtung Norden.«
    »Wohin exakt in Richtung Norden?«
    »In Richtung … ja … Drottninggatan, glaube ich.«
    »Ist alles so weit okay?«, fragte Joansson mit einem schelmischen Unterton und ließ seinen Blick ungezielt im Foyer umherschweifen.
    Enduro Babele beobachtete aufmerksam den Befehlshaber dort hinten in seinem Glaskäfig, missdeutete jedoch seinen flackernden Blick als Versuch der Kontaktaufnahme. Er winkte optimistisch mit seinem schokoladenbraunen Daumen und schickte ihm ein perlweißes Lächeln zurück.
    Joansson bewegte seinen Drehstuhl rasch zur Seite.
    »Ja, warum?«, wollte Sahlman wissen.
    »Ach, ich wollte es nur wissen. Du hast so … so unbestimmt geklungen.«
    »So, tatsächlich?«
    »Na ja, es klang fast … gespenstisch.«
    Joansson konnte nicht länger die Zunge im Zaum halten. Das Gerücht war ja bereits im Umlauf, und er war es in der Tat selbst gewesen, der es in die Welt gesetzt hatte. Sobald Mandén ihn über Sahlmans merkwürdigen Auftrag am gestrigen Abend in Kenntnis gesetzt hatte, war Joansson der Erste gewesen, der die Information frank und frei dem einen oder anderen Kollegen – um

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