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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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wäre besser, dieses Vorhaben aufzuschieben.«
    Hill fühlte sich mitten in seinem Familienglück allmählich ein wenig genervt. »Okay, und wer ist es?«, wollte er wissen.
    »Direktor Nilsmed.«
    Hill riss unfreiwillig die Augen auf, während die Gedanken in seinem Hirn wie in einem Stromkreis dahinschnellten. Was zum Teufel …? Warum war Leif Nilsmed hier – und das außerdem noch freiwillig?
    Jetzt würde es erst richtig interessant werden!
    Gårdeman hatte unterdessen ungeduldig am Türrahmen gelehnt und folgte ihm nun in den Raum zurück. Beide spürten in gewohnter Fahndermanier, wie sich der Kaffeedurst in eine andersgeartete, erwartungsvolle Spannung in der Magengegend umwandelte.
    Anstatt genussvoll ihren Kaffee zu trinken, würden sie sich also auf einen anderen, viel versprechenden Genuss vorbereiten.
    Ein Pokerspiel mit gezinkten Karten.
    »Also?«, hörten sie Joanssons ungeduldige Stimme.
    Hill sah seinen Kollegen fragend an.
    Gårdeman nickte mit einem doppeldeutigen Grinsen, woraufhin sich Hill erneut der schmutzig grauen Plastikmuschel zuwandte.
    »Okay, kannst du jemanden bitten, ihn nach oben zu begleiten?«
    Gårdeman hängte seinen verdreckten Goretex-Overall auf einen Bügel in Hills Raum und rieb sich verzückt die Hände. Endlich hatten sie diesen aalglatten Direktor genau da, wo sie ihn haben wollten: in ihren eigenen vier Wänden und noch dazu in der schwächeren Position.
    Mithilfe eines ortskundigen Begleiters gelangte Nilsmed innerhalb kürzester Zeit in die Abteilung von Hill und Gårdeman. Diese hatten kaum begonnen, eine Strategie zu entwerfen, als sie bereits Schritte auf dem Korridor herannahen hörten.
    Leif Nilsmed erschien ihnen wie ein Schatten seiner selbst. Er sah im Gegensatz zu gestern Abend völlig elend aus, hatte tiefe Ringe unter den Augen und einen erbarmungswürdigen Gesichtsausdruck. Und dennoch fiel es ihnen äußerst schwer, Mitleid mit ihm zu empfinden. Sie hatten schließlich allen Anlass anzunehmen, dass gerade Mitleid ein Begriff war, den er selbst nur selten anwendete, weder theoretisch noch praktisch.
    »Ja, es tut mir wirklich Leid, wie ich mich gestern Abend gebärdet habe«, begann er, sobald er in Hills kanarienvogelgelben Besucherstuhl Platz genommen hatte. »Ich möchte mich also erst einmal dafür entschuldigen.«
    Hill und Gårdeman waren verwundert, ließen ihn jedoch gewähren. Nicht, dass sie irgendetwas von dem, was er sagte, geglaubt hätten. Doch wenn er schon einmal gekommen war, um zu reden, so sollte er auch die Möglichkeit dazu erhalten.
    »Und außerdem habe ich etwas zu bekennen.«
     
    Sahlman und seine weiblichen Kollegen waren nach verschiedenen Engpässen auf verschlungenen Seitenstraßen und einigem Gerangel mit parkplatzsuchenden Weihnachtseinkäufern endlich auf dem Weg hinauf zum Kärnan.
    »Aber schließen sie denn nicht um vierzehn Uhr?«, fragte Birgitta, die praktisch veranlagt war.
    »Das ist es ja gerade«, erklärte Sahlman, während er in Richtung Norden zum Bergaliden abbog, sodass die Reifen quietschten und er bedenklich ins Rutschen geriet. »Wir müssen es bis dahin durch den Eingang und die Kartenausgabe geschafft haben.«
    »Was genau sollen wir eigentlich tun?«, fragte Susanna nicht ganz unberechtigt, denn was Sahlman ihnen an einführenden Informationen gegeben hatte, war wirklich nicht viel gewesen. Sie sollten sich seiner Meinung nach vorurteilsfrei und ohne besondere Vorgaben diesem Auftrag widmen, um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben.
    »Mädels, wir machen einen Ausflug!«, sagte er in bemüht lockerem Ton, während er das Tempo verlangsamte, um einige Fußgänger oben am Lazarett über den Zebrastreifen zu lassen. »Deshalb habe ich euch gebeten, in Zivil zu erscheinen. Wenn wir Glück haben, sind wir die letzten und hoffentlich auch die einzigen Touristen im Kärnan. Ganz gewöhnliche Geschichtsfans, die einer interessanten Sehenswürdigkeit einen Besuch abstatten möchten. Und ich möchte, dass ihr euch alles, was in irgendeiner Form auffällig ist, merkt. Wir tauschen dann unsere Eindrücke aus, wenn wir wieder herauskommen, okay?«
    »Klar«, versicherte Birgitta mit einer mädchenhaft gelangweilten Miene, »aber auf was sollen wir deiner Meinung nach besonders achten? Das Mauerwerk, sämtliche Vogelscheiße oder die Anzahl der Treppenstufen?«
    Sahlman hätte es nicht besser ausdrücken können.
    Man merkte es ihr an, dass sie schon einmal dort gewesen war und die Besichtigung, genau wie er

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