Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
auch bis nach ganz oben schaffen«, versuchte Sahlman ihr mit väterlicher Stimme entgegenzukommen – und wurde plötzlich unsicher.
    Er hatte Bedenken, dass seine eigene Stimme ihn womöglich verraten hatte – dieselbe Stimme, die gestern Abend noch forsch und fordernd ins Halbdunkel gerufen hatte.
    Doch gewisse Risiken musste man wohl einfach eingehen, oder?
    Er beschloss dennoch zu versuchen, während der restlichen Wanderung so gut es eben ging seinen Mund zu halten.
     
    Gewisse Phänomene lassen selbst erfahrene Kriminalpolizisten erschaudern. Und bei einigen wenigen nehmen diese Polizisten allein schon aufgrund der besonderen Konstellation des Tatbestandes unweigerlich und unmittelbar Witterung nach schlafenden Hunden auf.
    Wie zum Beispiel in dem Fall, wenn Leute, die in einer Mordsache weit oben auf der Liste der Verdächtigen stehen, freiwillig mit derart sensiblen und umfassend dargelegten Angaben kommen, wie ein gewisser Leif Nilsmed sie gerade vor ihnen ausgebreitet hatte.
    Wohl jeder erfahrene Fahnder war bereits mit jedem Trick, der sich überhaupt im Repertoire möglicher Täter finden könnte, konfrontiert worden. Also musste ein Verdächtiger, um es überhaupt wagen zu können, den Hütern des Gesetzes seine geschönte Story zu unterbreiten, vollkommen davon überzeugt sein, dass gerade er oder sie ein selten begabtes Genie verkörperte. Und zwar die Sorte Genie, der es gelingt, Einfühlungsvermögen und schauspielerisches Talent in geradezu überirdischer Brillanz in sich zu vereinen.
    Leif Nilsmed war in diesem Punkt keine Ausnahme. Als er das Polizeipräsidium verließ, offenbarte sein selbstsicherer, gestelzter Gang die Überzeugung, dass man seine Auskünfte mit Haut und Haaren geglaubt hatte. Hill und Gårdeman hatten ihn vom Fenster aus beobachtet und dabei viel sagende Blicke getauscht.
    Also war klar, dass er gelogen hatte, und jetzt war es an ihnen herauszufinden, welche Teile seiner Aussage der Wahrheit entsprachen und welche nicht, und vor allem, was sein kurioser Salto mortale für die Ermittlungen bedeutete.
    »Und?«, fragte Hill.
    »Ja …«
    Hill schaute Gårdeman auffordernd an. »Was hältst du von seinen Ausführungen?«
    »Das Ganze scheint eine verflixt unerfreuliche Angelegenheit zu sein«, gab Gårdeman zu, »aber ich weiß nicht so recht, was genau der Grund dafür ist.«
    »Ich habe eher den Eindruck, dass das Ehepaar Nilsmed ernsthafte Eheprobleme hat, und damit meine ich nicht den Ärger bezüglich des Seitensprungs oder dergleichen. Es sieht so aus, als hätten sie weitaus schlimmere Probleme. Ein dunkler, abgrundtiefer … Hass.«
    »Ja, ich glaube, du hast Recht. Warum kommt man sonst hierher und versucht, seine Ehefrau auf diese Tour bloßzustellen, indem man sie anzeigt«, meinte Gårdeman und zuckte unangenehm berührt mit den Schultern.
    »Vielleicht, um die Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken«, sagte Hill gedankenverloren.
    Er nahm die für den Fall relevanten Dokumente zur Hand, die sich in der Zwischenzeit bereits zu einem ansehnlichen Stapel auf seinem Schreibtisch gehäuft hatten. Zerstreut blätterte er in den Papieren und versuchte, die einzelnen Informationsschnipsel in seinem Kopf in die richtige Reihenfolge zu sortieren.
    »Und dann ist da noch die Sache mit der Tochter«, sagte er wie zu sich selbst.
    Gårdeman verstand sofort. »Die Tochter, ja«, hakte er von seinem Platz an der äußersten Kante auf dem Schreibtisch ein. »Es wirkte so, als wäre sie überhaupt nicht anwesend im Haus – aber sie muss doch dort wohnen!«
    Er glitt von der Schreibtischkante herunter und ging zum Fenster. Nachdenklich stand er da und schaute hinaus, genau wie Hill es oft tat, während er über seinen Fällen brütete.
    Beide hätten gern ein Dienstzimmer mit Aussicht nach Westen über den Öresund gehabt. Ungefähr wie jenes, in welchem Polizeidirektor Harry Runsten oben im sechsten Stock residierte. Der Chef persönlich hatte selbstverständlich eine grandiose Aussicht übers Wasser, die von der zauberhaften Silhouette der Insel Ven bis hin nach Helsingør reichte, inklusive einem herrlichen Blick auf die im Sund in der Sonne glitzernden Schiffe. An den meisten Tagen zeichneten sich sogar die grünen Kupferdächer von Kronborg, dem größten Renaissanceschloss des Nordens, deutlich vor dem Hintergrund des gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns auf der gegenüberliegenden Seite des Sunds ab.
    Doch Hill und Gårdeman mussten mit der Aussicht auf das

Weitere Kostenlose Bücher