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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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selbst bei seinem ersten Besuch, nicht besonders aufregend gefunden hatte. Die mittelalterliche Festung gehörte nicht gerade zu den angesagtesten Szenekneipen der Stadt.
    »Ja, alles, was euch auffällt. Schnuppert die Atmosphäre, Mädels, lasst euch dabei von eurer weiblichen Intuition leiten und spürt tief in eurem Unterleib nach.«
    Susanna und Birgitta grinsten über sein chauvinistisches Gequatsche, doch er merkte es nicht. Stattdessen bog er frech in die autofreie Stichstraße zur Festung ein und parkte widerrechtlich auf dem Fußweg direkt südlich der Mantelmauer.
    »Man könnte meinen, wir wären auf dem Weg zu einer Séance«, meinte Birgitta.
    Sahlman schaute sie verwundert an, bevor er aus dem angenehm warmen Auto stieg.
    »Das klingt gerade so, als hättest du schon angefangen zu arbeiten«, entgegnete er vage, während er das Auto sorgfältig abschloss. Er wollte es gerne an Ort und Stelle vorfinden, wenn sie zurückkämen, denn dann wären sie zweifellos froh, auf die kraftvolle Heizung zurückgreifen zu können.
    Es war unangenehm kalt und begann bereits von Osten her zu dämmern.
    Die Stufen der Holztreppe zum Eingang hinauf waren glatt und mit gefrorenem Taubenkot übersät. Dazu kam eine Steigung von nahezu 180 Grad.
    »Und da rede einer von Atmosphäre!«, schimpfte Birgitta, während sie mit stoischem Gleichmut weiter hinter Sahlman herstiefelte.
    Linda Persson und Direktor Jernback standen, wie verabredet, an der Kasse bereit. Sie spielten ihre Rolle bis zur Vollendung. Nahmen das Geld für den Eintritt entgegen, wiesen darauf hin, dass man in knapp fünf Minuten schließen würde und boten eine farbenfrohe Broschüre zu einem angemessenen Preis an. Sahlman kaufte sie zusammen mit ein paar Postkarten und hoffte, die Spesen erstattet zu bekommen.
    Sobald er seinen Fuß auf die Treppe zum Turm setzte, überfiel ihn ein stechender Schmerz in der Magengegend. Es begann zu brennen, als ein Schwall Magensäure die Magenschleimhaut unbarmherzig attackierte. Die Erlebnisse des gestrigen Tages hatten deutliche Spuren hinterlassen, die ihn jetzt erneut zu überwältigen drohten.
    Er versuchte, das unangenehme Gefühl abzuschütteln, und zwang sich weiterzugehen. Er musste sich dieser Sache ein weiteres Mal aussetzen – koste es, was es wolle!
    »Oh«, rief Susanna mit überzeugend gespieltem Enthusiasmus aus, ihm immer noch auf den Fersen. »Wow, was für eine … elegante Treppe.«
    Ohne dass ihr richtig klar wurde, warum, ließ sie sich auf Sahlmans Vorstellungen ein und wirkte nichts ahnend verwundert und beeindruckt zugleich.
    »Schaut mal hier! Was für ein Ofen – mittelalterlicher Electrohelios Standard. Ich frage mich, wie lange es wohl dauern mag, ihn anzuheizen. Bevor er seine Temperatur erreicht hat, ist der Brotteig wohl längst vergoren, nicht wahr?«
    Sahlman räusperte sich diplomatisch und war dankbar, dass ihm Lindas Erläuterungen während des Telefonats am Vormittag wieder einfielen.
    »Na ja, zu der Zeit nutzte man den Ofen auch als allgemeine Wärmequelle. Es brannte sicher den ganzen Tag lang ein Feuer in ihm. Und man war ja mehr oder weniger die ganze Zeit damit beschäftigt, Essen für die große Gesellschaft, die sich hier aufhielt, zuzubereiten.«
    Birgitta schaute verwundert zu Sahlman hinüber. Dass dieser mittelalterliche Aufschneider mit so einem kulturellen Wissen aufwarten konnte, war ihr vollkommen neu.
    »Ja, natürlich«, stimmte sie zu und sah sich uninteressiert um. »Gehen wir weiter?«
    »Okay, es bleibt uns ja schließlich nicht mehr so viel Zeit, bis sie schließen. Ich werde nur kurz noch … hier hereinschauen.«
    Sahlman warf einen kurzen Blick hinter eine unscheinbare Tür, die versteckt an der Nordseite der Küchenetage gelegen war und zu einem völlig unansehnlichen, winzigen Kämmerchen führte.
    »Wozu das wohl diente?«, sagte er eher zu sich selbst. »War das die Mädchenkammer? Oder vielleicht ein Vorratsraum?«
    »Komm jetzt«, ermahnte ihn Susanna, woraufhin er schließlich den beiden Frauen zurück ins Treppenhaus folgte.
    Mühsam stiegen sie weiter hinauf zum Reichsratssaal im nächsten Stockwerk. Draußen wurde es zunehmend dunkler, und die Winterdämmerung schränkte ihnen hier oben in den frostigen Sälen die Sicht bereits stark ein.
    »Brr«, klagte Birgitta in ihrer jugendlich aufrichtigen Art. »Hier ist es ja schweinekalt. Können wir nicht lieber einen Kaffee trinken gehen?«
    »Wenn wir es bis hierher geschafft haben, dann werden wir es

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