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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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konnte er die Silhouette von Malin erkennen. Armes Mädchen! Ist gerade mal vierzehn Jahre alt und lebt gewissermaßen schon in einer Hölle. Vielleicht würde sie in der Schule aufgrund der aktuellen Ereignisse gemobbt werden? Es dürfte nicht leicht sein, in der heutigen Gesellschaft aufzuwachsen, die zunehmend verhärtete.
    Der Mann von Sydnytt unterbrach Hills gedankliche Abschweifungen, indem er sich als Nächstes mit einer Frage ins Spiel brachte, während das Blaulicht unablässig seinen grellen Schein über die Köpfe der Menschenansammlung hinwegschickte: »Ist die Ehefrau eine der Hauptverdächtigen?«
    »Zu diesem Zeitpunkt liegen keinerlei begründete Verdachtsmomente bezüglich irgendeiner Person vor«, erklärte Hill ein weiteres Mal. »Die Ermittlungen dauern an, und aus fahndungstechnischen Gründen können wir heute noch nicht mehr sagen.«
    Er hatte nicht länger Zeit für dieses Katz- und Mausspiel und drängte sich an den Reportern vorbei zu seinem inzwischen vermutlich tiefgefrorenen Auto.
    »Ich habe sie gekannt«, hörte er Lotta Jönsson plötzlich hinter sich sagen. Sie war ihm gefolgt und beugte sich jetzt zur Autotür hinunter, um zu verhindern, dass er sie hinter sich zuschlug. »Ich habe sie gekannt«, wiederholte sie, als würde es irgendetwas erleichtern, wenn sie das Ganze lauter sagte.
    »Anne Smitt?«, vergewisserte er sich verwundert.
    »Ja, wir waren Kurskollegen vor einiger Zeit. Aber ich habe sie seit mindestens sechs, sieben Jahren nicht mehr gesehen, glaube ich.«
    »Können Sie uns irgendwelche fahndungsrelevanten Details geben?«
    »Nein, eher nicht. Ich … hatte keinen Kontakt mehr zu ihr.«
    »Sie hatte anscheinend nicht so besonders viele Freunde.«
    »Und das ist gerade das Merkwürdige«, meinte Lotta Jönsson, »denn sie war die Kontaktfreudigste von allen im Kurs. Sie wollte Auslandskorrespondentin werden. Dachte keinen Augenblick daran zu heiraten oder Kinder zu bekommen, sondern wollte lieber reisen, die Welt erobern und sich der Gefahr aussetzen.«
    »Tja, der Gefahr hat sie sich in jedem Fall ausgesetzt«, entfuhr es Hill unbedacht. »Und – ganz inoffiziell – vielleicht kostete sie tatsächlich das Verhältnis mit Direktor Nilsmed das Leben? Aber das können wir, wie gesagt, zu diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell bestätigen.«
    Lotta Jönsson wurde plötzlich bewusst, dass sie den Kriminalkommissar aufhielt.
    »Okay«, sagte sie und nahm die Hand von der Autotür, »ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich sie kannte.«
    Hill nickte, zog die Autotür zu und startete den Wagen. Wir werden noch einmal mit ihr sprechen müssen, dachte er. Vielleicht ganz entspannt bei einer Tasse Kaffee. Denn jegliche Hilfe, die zur Klärung des Rätsels um Anne Smitt beitragen könnte, war ihm willkommen.
    Er hob zum Abschied die Hand, und sie winkte ein wenig schüchtern zurück. Sie fand, dass er ihr dennoch entgegengekommen war. Sie war immerhin losgeworden, dass sie eine Person gekannt hatte, die es nun nicht länger gab. Vielleicht hatte sie ihm vermitteln können, wie viel Energie und Lebensfreude Anne Smitt ausgestrahlt hatte – im Guten wie im Schlechten.
    Ihr unwiderstehlicher Charme hatte sie zum Objekt der Träume eines jeden Mannes werden lassen. Anne selbst hatte das als Allererste begriffen. Sie lernte, die launenhafte Gabe des Schicksals gekonnt einzusetzen und damit den schnellsten Weg zum Erfolg zu beschreiten.
    Ihre Zielstrebigkeit, mit der sie sich Einfluss und überall Vortritt verschaffte, ließ schließlich die anderen Frauen in ihrem Freundeskreis auf Distanz gehen. Denn Anne hatte, im Vergleich zu ihrem früheren Auftreten, rasch einen völlig anderen Persönlichkeitszug entwickelt. Sie war unversöhnlich geworden und konnte mit ihrem charmanten Lächeln jeden, der ihr in die Quere kam, erbarmungslos ausstechen.
    Lotta Jönsson kam in ihren Überlegungen zu dem Schluss, dass es vermutlich früher oder später so hätte enden müssen. Anne Smitt war zu sehr von sich selbst eingenommen gewesen und hatte eine derart ausgeprägte Neigung, ihr Gegenüber völlig zu unterschätzen, dass sie irgendwann von der Kraft des Rückstoßes ihrer eigenen Waffe erfasst und in die Wirklichkeit, die sie vor Jahren hinter sich gelassen hatte, zurückkatapultiert werden musste.
    Und es war noch schlimmer gekommen.
    Für Lotta Jönsson jedoch beinhaltete der Mord an Anne Smitt eine ganz eigene Tragik.
    Sie war trotz allem, wenn auch vor längerer Zeit, ihre Freundin

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