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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Aufforderung seines ehemaligen Komplizen, für diesen Abend kein Spielverderber zu sein, befand Frankie Suffolk sich nicht in der Stimmung, an der allgemeinen Ausgelasseneit in der ,Red Latern' unbeschwert teilzunehmen. Mürrisch griff er zu seinem Glas und stürzte dessen Inhalt in sich hinein. Dann aber verfiel er erneut in Grübeleien. Einen schiefen Blick auf Frankie Suffolk werfend, ließ Hugh Martiway diesen mit seinen Gedanken allein fertig werden und wandte sich, leicht verärgert, zu den anderen Spießgesellen hin.
    „Was ist denn mit ihm los?" wollte er von dem ihm am nächsten Stehenden wissen.
    Doch dieser schüttelte nur den Kopf und murmelte: „Keine Ahnung! — Es scheint ihm irgend etwas quer gegangen zu sein."
    Damit war das Thema Frankie Suffolk für den Rothaarigen zunächst abgetan. Noch wußte er nicht, welche Bewandtnis es mit der Verstimmung seines ehemaligen Komplizen hatte. Doch noch an diesem Abend sollte er aus dem Munde Frankie Suffolks erfahren, welchen Reinfall er und sein jetziger Busenfreund Charles Brey am Vorabend in der Nähe des Commercial-Docks erlebt hatten. Aber zuvor ließ Hugh Martiway noch einige Runden springen. Seine Stimme war schon nicht mehr ganz so fest, als er wie ein Herrscher seinen Blick über die bunte Gesellschaft um sich herum gleiten ließ.
    „Heh, Norma! — Der alte Mann dort hinten in der Ecke soll auch leben! Bring ihm eine Extralage von mir", lallte er mit schwerer Zunge, während er sich schwer auf die Schulter der Frau stützte.
    „Laß das!" herrschte Norma Royd, der das Großspurige des Rothaarigen zuwider war, ihn an und entzog sich brüsk den plumpen Händen des entlassenen Zuchthäuslers.
    „Na, na!" machte dieser spöttisch und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
    Schnell jedoch kam der Ärger bei ihm durch, und er grollte: „Hab dich nicht so albern! Ich werde dich ja nicht gleich fressen! Beeil dich lieber, und bring dem Alten endlich einen Doppelten!"
    Zu seinem Erstaunen schüttelte die Frau verneinend den Kopf. Er vernahm, wie sie ihre Lungen tief mit Luft füllte, mit qualmiger Luft. Aber ihre Stimme hatte einen feisten Klang, als sie antwortete: „Der ,Philosoph' will nicht mehr! Sein ganzer Tisch steht schon voll von Getränken. Wenn du ihm noch einen Schnaps spendieren willst, dann geh gefälligst selber damit zu ihm hin. Ich jedoch werde mir diesen Weg sparen!" Und sie ließ den entlassenen Zuchthäusler einfach stehen.
    Erstaunt schaute Hugh Martiway der davonrauschenden Norma Royd nach. Wut stieg plötzlich in ihm hoch. Wer war eigentlich der alte Mann, der es wagte, seine Drinks stehen zu lassen und ihn so zu beleidigen?
    Laut rief er: „Audie, noch einen Doppelten! Ich will doch mal sehen, ob der alte Bursche mir einen Korb geben wird!"
    Während seine Hand dann nach dem gefüllten Schnapsglas griff und sein Gesicht dabei einen verbissenen Ausdruck annahm, hörte er den aus seinem Grübeln aufgeschreckten Frankie Suffolk neben sich sagen: „Halt ein, Hugh!"
    Gereizt schaute er in das düstere Gesicht seines Nebenmannes. Als er dann zufällig einen Blick über die Gesichter der übrigen Gestalten gleiten ließ, las er überall die gleiche ablehnende Haltung darin.
    Was das zu bedeuten hatte, erfuhr er sofort von dem nun weiter sprechenden Frankie Suffolk: „Wenn du dem ,Philosophen' Schnaps anbietest, wird er ihn wohl ablehnen. Wie ich dich kenne, beabsichtigst du dann, ihm den Inhalt des Glases ins Gesicht zu schütten?"
    „Genau!" zischte Hugh Martiway böse. Doch beruhigend legte sich Frankie Suffolks Pranke auf seinen Arm.
    „Diesmal rate ich dir, es nicht zu tun!" Er sah dem Wütenden dabei offen in die Augen.
    „Der Alte, so sonderbar er dir auch erscheinen mag, ist für uns alle hier ,tabu'. Wie oder warum das so ist, kann ich dir nicht sagen. Doch eines weiß ich: wenn du dich an dem Alten vergreifst, wirst du dir automatisch damit alle hier Anwesenden als Feinde auf den Hals laden. — Und mit unserer Freundschaft ist es dann auch vorbei!"
    Martiway war sichtlich verblüfft, derartige Worte hier mitten in den schmutzigsten Slums von London zu hören. Dazu noch aus dem Munde eines Mannes, der sich sein Freund nannte. Er schaute sich mit finsteren Blicken im Kreise um. Doch dann mochte auch er empfinden, daß sich die Sitten innerhalb der letzten fünf Jahre, in denen er durch ,höhere Gewalt' gesessen hatte, hier in der ,Red Latern' wesentlich geändert hatten.
    Jedenfalls wurde ihm klar: Seinen

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