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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ersten Etage."
    Nun kannten nicht nur die beiden Männer der Tischrunde das Geheimnis der Silver-Walk, auch der Mann unweit von Ihnen auf dem Boden, der fest zu schlafen schien. — Doch Hugh Martiway schlief durchaus nicht. Innerlich triumphierte er über die ängstlichen Kreaturen, wie er sie in diesem Augenblick nannte, die sich einverstanden erklärt hatten, dem Rat des sonderbaren alten Mannes zu folgen und erst am morgigen Tage die Silver- Walk aufzusuchen, um das Versteck des Päckchens ausfindig zu machen. Welche Überraschung sollten sie erleben, wenn sie morgen vor einem ausgenommenen Nest stehen würden! Sie würden sehr erstaunt sein, daß sie durch ihre Ängstlichkeit ein Vermögen verloren hatten! Daß das Schicksal aber auch für ihn, Hugh Martiway, etwas anderes beistimmt haben Boden des Hinterzimmers der ,Red Latern' keinen Augenblick. Als Hugh Martiway eine halbe Stunde später durch den Schankraum der ,Red Latern' schwankte, befanden sich nur noch wenige Personen auf den Beinen. Die Betrunkenen wurden von dem ins Schwitzen geratenen Audie Longhson höchstpersönlich mit unsanften Griffen gefaßt und ins Freie befördert. Der dicke Kaschemmenwirt befand sich bei dieser Arbeit, als er von Hugh Martiway angesprochen wurde: „Heh, Audie!" lallte er, absichtlich noch den Benommenen mimend, den Mann an und schwankte auf die Theke zu.
    „Komm her! Ich will meine Lobbys loswerden, die mir ja nicht mehr gehören. Was bekommst du für die Sache heute Abend?"
    „Heute Abend ist gut, Sonnyboy", knurrte Audie Longhson, während er sich eine weitere Bierleiche auf die Schulter lud.
    „Es ist bereits weit über Mitternacht, aber noch zu früh, um schon Feierabend zu machen. Dies hier ist dein Werk!"
    „Erzähl mir jetzt keine langen Geschichten", fiel Hugh Martiway dem dicken Wirt ins Wort. „Entweder kommst du jetzt her oder du kannst dir dein Geld demnächst bei mir abholen."
    Audie Longhson befand sich mit seiner Last gerade in dem langen Gang, der auf den Hinterhof seiner Kaschemme führte. Er blieb noch einmal stehen und rief Hugh Martiway über die Schulter hinweg zu: „Du siehst doch, daß ich im Augenblick meinen Bau sauber machen muß! Wenn du nicht warten kannst, dann komm morgen im Laufe des Tages wieder und bring mir das Geld!"
    „Okay!" brummte Hugh Martiway. „Dann also bis morgen!"
    Während er sprach, ahnte er nicht, daß es für ihn kein Morgen mehr geben würde. Auch der dicke Audie Longhson ahnte nicht, daß er die Zeche allein zu tragen hatte, die er in diesem Augenblick noch hätte kassieren können. Hugh Martiway, der noch vor weniger als achtundvierzig Stunden hinter den hohen Mauern von Dartmoor auf seinen Entlassungsschein gewartet hatte, verließ die ,Red Latern' in Millwall. Ein unabwendbares Schicksal nahm seinen Lauf. Er trat in die nebelige, ungesunde Nacht hinaus. Zur Silver-Walk war es ein weiter Weg. Aber den Gangster lockte das nervenkitzelnde Spiel und die Gier, allein in der dunklen Silver-Walk nach dem versteckten Päckchen zu suchen, um sich später mit dem Erlös einige angenehme Wochen zu machen. Tief in Gedanken versunken, die ihm eine rosige Zukunft vorgaukelten, strebte er der West Forry Road zu. Hier gedachte er irgendwo ein Auto zu finden, das ihn schnell in das Gebiet der Surrey- Commercial-Docks, an sein nächtliches Ziel, bringen sollte. Seine Sinne waren so sehr auf das bevorstehende Unternehmen in der Silver- Walk gerichtet, daß er die ihm folgende Gestalt nicht bemerkte. Dieser Schatten aber wurde ihm zum Verhängnis. Schon in der ,Red Latern' hatte dieser Mann, es war kein anderer als jener Revolverschütze vom Commercial-Dock, das Gespräch des Philosophen' mit den anderen Männern im Hinterzimmer des Lokals belauscht. Dabei war ihm, der durch einen Spalt des offenstehenden Fensters den Raum überblicken konnte, nicht entgangen, daß der in der Ecke liegende und anscheinend betrunkene Hugh Martiway in Wirklichkeit gar nicht so betrunken war, wie er sich stellte. Sein Argwohn war geweckt. Wie ein Tiger sein Opfer beschleicht, so hatte auch dieser Mann Hugh Martiway nicht mehr aus den Augen gelassen. Als er sich über dessen Absichten klargeworden war, bereitete er sich mit immer stärker werdendem Vergnügen darauf vor, an diesem einfältigen Burschen, der nach seinem Besitz trachtete, ein Exempel zu statuieren. Das Päckchen sollte ruhig dort bleiben, wo es sich im Augenblick befand. Jeder, der nur den Versuch unternahm, seine Hände nach ihm

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