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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seiner Vermutung recht hatte, wußte er in diesem Augenblick noch nicht.
    Als er sich später davon überzeugen konnte, hatte der Mörder bereits ein weiteres Leben auf dem Gewissen. Doch daran konnte weder der Kommissar noch der gesamte Polizeiapparat etwas ändern.

    6

    Die Nacht war hereingebrochen. Eine unfreundliche, neblige Nacht, eine von jenen, die zu dieser Jahreszeit erhöhte Aufmerksamkeit von all den Menschen verlangte, die beruflich im Freien zu sein haben. Obwohl sich viele Menschen etwas Angenehmeres vorstellen konnten, als durch den schwellenden Nebel Londons zu tappen, der sich schon nach wenigen Minuten auf die Brust legte und das Atmen erschwerte, gab es allerorts in der Riesenstadt genug Personen, die wie Spukgestalten durch die Nacht geistern mußten. Gute und böse Menschen waren darunter, Nachtbummler und solche Menschen, die erst dann ihre Arbeit beginnen, wenn die Nacht bereits hereingebrochen ist. Alle aber glaubten, diese Nacht und noch viele andere Nächte zu überleben. Und doch war es nicht so.
    Das Drama eines Menschen, der sich zu diesem Zeitpunkt noch bester Gesundheit erfreute, begann in einer dunklen Kaschemme von Millwall, in jenem berüchtigten Lokal, das die „Red Latern" genannt wurde. Wieder war jeder Platz in dieser anrüchigen Bude bis zum letzten Stuhl besetzt. Menschen, Männer und Frauen aller Schattierungen bevölkerten das drittklassige Etablissement. Jeder der hier Anwesenden trug dazu bei, daß das Tohuwabohu von Stunde zu Stunde immer größer wurde. Lange schien man in der „Red Latern" nicht mehr so ausgelassen gewesen zu sein wie an diesem Abend. Keiner kümmerte sich allzusehr während dieses wilden Durcheinanders um das, was der kommende Tag bringen werde. Heute war heute! Und man feierte, wie es so schön heißt: ,die Feste, wie sie fallen'. In der Tat! Man feierte irgendein internes Fest, ein Wiedersehensfest! Mittelpunkt, oder besser gesagt, Gastgeber des Gelages war Hugh Martiways, ein spindeldürrer rothaariger Bursche.
    Viele der Anwesenden kannten diesen Hugh Martiways kaum. Einige überhaupt nicht. Aber, ob bekannt oder unbekannt, was machte es den hier in der ,Red Latern' versammelten schrägen Kerls und zwielichtigen Ladies schon aus? Sie alle hatten einen anscheinend noblen Spender gefunden und langten unaufhörlich zu, wenn Hugh Martiways mit dröhnendem Baß eine weitere Lokalrunde auffahren ließ.
    Bereits ein Dutzendmal hatten sich der dicke Wirt hinter der Theke, und mehr noch die bedienende Norma Royd, sputen müssen, um all den finsteren Gestalten die Freigetränke heranzuschaffen. Wieder ertönte Hugh Martiways Baß: „Audie, noch eine Lage für meine Freunde und alle, die es noch werden wollen!"
    Sogleich machte sich Audie Longhson schwitzend daran, dem Wunsch des Rothaarigen nachzukommen. Während ein erneutes Gejohle über die Spendierfreudigkeit des rothaarigen Hugh Martiways aus den Kehlen der Anwesenden erscholl, flüsterte der neben diesem Mann stehende Frankie Suffolk:
    „Laß es mal etwas langsam marschieren, Hugh! — Wenn du so weiter machst, bist du in wenigen Stunden dein sauer erworbenes Geld los!"
    Die weiteren Worte Frankie Suffolks, der allem Anschein nach ein guter alter Bekannter des Rothaarigen zu sein schien und ihn tatsächlich auch schon länger kannte, gingen in dem allgemeinen Geschrei der übrigen Gäste unter.
    Einen Augenblick nur verschwand aus dem wüsten Gesicht Hugh Martiways das bisher heitere Lächeln. Seine Mundwinkel herunterziehend, sagte er zynisch:
    „Frankie, was glaubst du, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe?"
    Da er keine Antwort erhielt, fuhr Martiway fort: „Ich will es dir sagen: Ganze fünf Jahre habe ich davon geträumt, diesen Laden hier einmal gründlich auf den Kopf zu stellen! Nur der Gedanke daran hat mich diese verfluchte Zeit in Dartmoor überstellen lassen! Nun, jetzt ist es soweit! Meine Zeit ist um! Nun will ich die Früchte meiner damaligen Arbeit, die mir diese fünf Jahre Zuchthaus eingebracht haben, auch restlos genießen!"
    Erneut griff er zu dem vollen Glas, das ihm der schmierige Audie Longhson herübergereicht hatte und rief: „Trink, Frankie! Du bist einer der wenigen, die ich vor meinem Weggang schon kannte. Und wenn ich mich nicht irre, werden wir in Zukunft noch so manches Palaver halten. Heh, verstehe mich richtig. Und vergiß nun, daß ich im Augenblick einige Pfund mehr als du in meiner Tasche habe. Ich hatte sie auch gut versteckt, hahaha!"
    Trotz der

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