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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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betäuben. Aber auch damit konnte eisern inneres Gleichgewicht nicht wiederherstellen. Der Enderfolg war, daß er schließlich total betrunken auf den schmutzigen Boden der ,Red Latem' fiel.
    Wie lange er im Alkoholrausch gelegen hatte, wußte er nicht, als er durch irgendein Geräusch geweckt wurde. Nur mühsam brachte er seine Lider spaltbreit auf. Doch was er dann sah, brachte ihn schnell in die Wirklichkeit zurück. Er lag auf dem Boden eines Raumes der ,Red Latem', links von ihm bemerkte er eine Gesellschaft von drei Männern. Diese saßen um einen Tisch, der nur schwach von einer abgeschirmten Lampe erhellt wurde. Dennoch konnte er nach und nach die Gesichter der drei ausmachen.
    Da war außer seinem einstigen Komplizen Frankie Suffolk der aufgeschwemmte Austie Longhson, der Wirt dieses berüchtigten Lokals und — well! Der dritte war kein anderer als eben dieser ,Philosoph'!
    Wieder überfiel ihn der Zorn. So dumm habe ich mich noch nie über den Mund fahren lassen, ging es ihm durch den Sinn. Doch dann spitzte er unwillkürlich die Ohren. Was hatten die drei dort eben gesagt? Deutlich vernahm er nun wieder die Stimme des ,Philosophen': „Es hat keinen Zweck, den Weg zu diesem Haus, in dem das Päckchen in dem Kamin liegt, zu machen. Ich weiß ja nicht mehr mit Bestimmtheit, welche Straße es ist, in der ich die letzte Nacht verbracht habe."
    „Erinnern Sie sich doch!" drängte Frankie Suffolk mit erregter Stimme.
    „Welche Straße kann es gewesen sein, in der Sie das Fahrzeug das Fremden gesehen haben?"
    Lange blieb es nach dieser Frage zwischen den drei an dem Tisch sitzenden Männern still. Der lauschende Hugh Martiway ahnte, daß es sich um ein lohnendes Objekt handeln mußte, das jetzt das Gesprächsthema der Runde war. Sogleich war sein ausgeprägtes Gefühl für einträgliche Coups geweckt. Ein stiller Wunsch stieg in ihm auf. Hoffentlich erfuhr er mehr von diesem geheimnisvollen Päckchen, das da irgendwo in einem Haus lag, und hoffentlich brachten die drei Burschen nicht genügend Mut auf, um dieses Päckchen zu holen. Er würde sich nicht fürchten, allein dieses Haus zu betreten! Vollkommen ruhig blieb er in der Ecke des Raumes liegen, während sich seine Gedanken mit dieser Hoffnung befaßten. So war es leicht für ihn, das nun am Tisch fortgeführte Gespräch weiter zu belauschen. Da man ihn noch im tiefen Rausch vermutete, sprachen die drei weiterhin so laut, daß er jedes Wort gut verstehen konnte.
    „Es ist ganz in der Nähe des Flusses gewesen", murmelte der Philosoph' und beendete damit die zwischen ihnen durch Frankie Suffolks Frage eingetretene Pause.
    „Wo? Ich meine, an welchem Teil des Flusses war es?" bohrte Frankie Suffolk unaufhörlich weiter.
    „Wartet mal!" überlegte der Philosoph angestrengt. „Ich bin ziemlich lange an den Dockanlagen von Surrey entlang gegangen, und bin dann durch den Rotherhithe-Tunnel nach Shadwell gekommen."
    „Somit kann dieses Haus nur am Limehouse- Reach liegen", folgerte Suffolk aufgeregt.
    „Das kann sein!" sagte der alte Mann kurz. Er gab aber sofort zu überlegen, daß er dort keine Straße kenne, die eine Sackgasse sei.
    „Sackgasse!" Es kam wie ein Schrei über die Lippen des dicken Wirtes. Gleich darauf platzte er mit seinem Wissen heraus: „Wenn es stimmt, daß es sich bei dieser dunklen Straße am Limehouse-Reach um eine Sackgasse handeln soll, dann kann es nur die Silver-Walk sein."
    Schweigen herrschte nach diesen Worten des Kaschemmenwirtes sekundenlang zwischen den drei am Tisch sitzenden Männern. Nur ihr erregter Atem erfüllte den Raum. Was machen sie nun, überlegte der sich immer noch betrunken stellende Hugh Martiway. Er hielt den Atem an, um nicht zu verraten, daß er zufällig Mitwisser ihres Geheimnisses geworden war. Wieder war es der ,Philosoph', der als erster zu sprechen begann. „Sie mögen recht haben, Mister Longhson. Dennoch möchte ich Ihnen beiden von einer überstürzten Handlung abraten. Ich sehe es ihren Gesichtern an, Sie brennen darauf, noch in dieser Stunde die Silver-Walk aufzusuchen. Lassen Sie sich aber von mir den guten Rat geben: meiden Sie diese Straße während der Dunkelheit! Gehen Sie erst morgen früh, wenn volles Tageslicht herrscht! Suchen Sie die Kalkgrube hinter dieser unheimlichen Straße. Und wenn Sie diese gefunden haben, dann sind Sie wirklich in der richtigen Straße. In dem einzelnen Haus auf der ostwärtigen Straßenseite liegt das Päckchen, und zwar im Kamin des Mittelzimmers in der

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