Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Alan Fitzloogh, dem äußerlich biederen Transportunternehmer aus der Curlew- Street, geschart hatten. Wie schon am Vorabend, so hatte auch heute bei Beginn der Nacht der Gangster Alan Fitzloogh seine Handlanger auf die Suche nach dem verloren gegangenen Schatz geschickt. Es schien in sein Spatzenhirn nicht hineinzugehen, daß das Päckchen für ihn so gut wie verloren war. Er wollte es einfach nicht wahrhaben und trieb deshalb alles, was zu seinem Gang gehörte, in die Nacht hinaus. Nicht einmal den Bedenken Scott Moores, der eine Art von Vertrauensstellung in seiner Organisation hatte, schenkte der tobende Gangsterchef diesmal Gehör. Kurzerhand hatte Alan Fitzloogh ihm das Wort abgeschnitten. Wenige Minuten später befand sich Scott Moore wie die anderen Gangster auf dem Wege zum Hafengebiet. Da sie zu zweit ihre Nachforschungen betreiben sollten, befand sich in der Gesellschaft Scott Moores jener kraftstrotzende Kerl, der am Vorabend seine Stimme erhoben hatte und von dem keifenden Alan Fitzloogh daraufhin als „Geistesakrobat" bezeichnet worden war. Minutenlang saßen Scott Moore und dieser Geistesakrobat in Moores schwarzer Austin- Limousine und starrten grimmig vor sich hin. Während sich das Fahrzeug nur langsam vorwärts bewegte, hingen sie ihren wenig freundlichen Gedanken nach. Beide schienen das gleiche zu überlegen: Welchen Sinn es wohl habe, jetzt und bei diesem ausgesprochenen Hundewetter in der Weltgeschichte herum zu kutschieren und nach ihrem überfälligen Komplicen zu suchen? — Glaubte ihr Chef denn, sie würden Irving Jorday, der schon mehr als vierundzwanzig Stunden verschwunden war, noch irgendwo zu Gesicht bekommen? Keiner von ihnen wäre so einfältig gewesen und hätte sich, wenn er wirklich die Absicht hatte, sich das wertvolle Päckchen anzueignen, länger als unbedingt nötig in der Stadt aufgehalten. Aber unter keinen Umständen würde man sich in der Öffentlichkeit zeigen! Warum also nach Irving Jorday suchen, wo man von vornherein annehmen mußte, daß man ihn doch nicht finden würde? Der hünenhafte Gangster an Scott Moores Seite brach das Schweigen in der Auistin-Limousine zuerst. Vorsichtig tastete er sich mit einer Frage an seinen Komplicen heran, um festzustellen, ob dieser nicht auch etwas Besseres an diesem Abend vorhabe, als nach dem Verschwundenen zu suchen. Er hatte nämlich die Absicht, den unfreundlichen Abend und die kommende Nacht angenehmer zu verbringen als am Hafen. Um das erreichen zu können, mußte er zunächst seinen Komplicen umstimmen und ihn von der Sinnlosigkeit des Suchunternehmens überzeugen.
So stellte er mit lauerndem Gesichtsausdruck die Frage: „Hm, sag mal, Scott. . . Was ist deine persönliche Meinung über diese Suchaktion?"
„Wie?" fuhr der Angesprochene aus seinen Gedanken auf und warf kurz einen Blick auf den Riesen neben sich.
„Wenn du es genau wissen willst", fuhr er wütend werdend fort, „ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so etwas Unsinniges und Nutzloses durchgeführt, wie diese Sucherei! Daß wir durch die Gegend schleichen und von einer Kneipe in die andere stolpern sollen, ist doch blöd! Was sich der Chef davon versprechen mag, ist mir ebenso schleierhaft, wie mir das Verschwinden unseres Genossen Jordays unerklärlich ist. Aber das ist noch lange kein Grund, eine unabänderliche Tatsache nicht einsehen zu wollen. Unser Chef enttäuscht mich schwer. Bisher habe ich immer angenommen, er wäre eine Art Genie auf seinem Gebiet. Heute Abend aber hat er gezeigt, daß er sehr unüberlegt handeln und Maßnehmen treffen kann, die alles andere, aber nicht wohldurchdacht sind. Ich dagegen..."
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, Scott", unterbrach der Rothaarige den Fahrzeuglenker, „dann bist du ebenfalls davon überzeugt, daß das, was wir heute nicht durchführen sollen, eine Idiotie ist."
„Well!" bestätigte der Befragte ohne zu zögern. „Das meine ich auch! Wie ist es, hast du einen Vorschlag, wie wir diese Nacht besser verbringen können? So etwas Ähnlichas hast du doch vor?"
Obwohl der Riese sich durchschaut wußte, fühlte er sich gegenüber dem Vertrauten des Chefs dennoch sicher. Der Gesichtsausdruck Scott Moores zeigte ihm sehr deutlich, daß dieser ebenso wie er über ihren Auftrag dachte. Und so ließ er den Rest der etwa noch vorhandenen Bedenken fallen und deckte seine Karten auf.
„Ich hätte da nämlich einen Vorschlag!" grunzte er mit tiefer Stimme. „Und wenn du mitkommen willst, verspreche
Weitere Kostenlose Bücher