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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ich dir, daß du diese Nacht nicht so schnell vergessen wirst."
    Ein Grinsen zeigte sich bei diesen Worten auf seinem Gesicht. Scott Moore konnte sich denken, was sein Nachbar im Schilde führte. Dennoch war er nicht dazu aufgelegt, den Abend mit irgendeiner unbekannten Lady zu verbringen.
    So meinte er nach einer kurzen Pause zu seinem Komplicen: „Okay, boy! Ich setze dich jetzt dort ab, wo du die Nacht zu verbringen gedenkst. Auch ich habe keine Lust, die ganze Zeit diese ungesunde Luft zu atmen. Ich werde mir ein lauschiges Plätzchen suchen. Wir treffen uns dann morgen früh zur angegebenen Stunde wieder in der Curlew-Street."
    So kam es, daß nicht alle Ausgesandten aus Alan Fitzlooghs Gang ihre Aufgaben dort durchführten, wo sie es hätten tun sollen. Jedenfalls stand fest, daß es zumindest diese zwei Bandenmitglieder waren, die die Anordnungen ihres Chefs nicht befolgten. Kurze Zeit später rollte die Austin-Limousine durch den Rotherhithe-
    Tunnel und nahm Richtung auf die Milligan-Street im Stadtteil Poplar. Unweit von Millwall kletterte der riesige Gangster aus dem Fahrzeug und verschwand wenig später in einer dunklen Toreinfahrt dieser Hafengasse. Drei, vier Sekunden überlegte Scott Moore, was er mit diesem angebrochenen Abend wohl anfangen könnte. Dann erinnerte er sich an ein schwarzhaariges Girl, welches sich unweit von hier in einer der zahlreichen Kneipen aufhielt und sich bestimmt freuen würde, ihn mal wieder zu Gesicht zu bekommen. Schon lange hatte er keine Zeit mehr für dieses Mädchen gehabt. Was lag für ihn näher, als die alte Freundschaft mit dieser Frau an diesem Abend wieder etwas aufzufrischen? Für die Austin-Limousine fand er einen geeigneten Parkplatz. Scott Moore ging leise vor sich hinpfeifend zu seiner Freundin. —

    *

    Kein Mensch vernahm den schleichenden Schritt des Mannes, der sich durch die dunstige Nacht stahl. Ihm war das Gebiet der Isleof- Docks als Betätigungsfeld zugewiesen worden. Hier, zwischen den Docks und Werftanlagen gab es wohl an die hundert Kneipen, denen er an diesem Abend einen Besuch hätte abstatten können.
    Dieser Mann kannte sich sehr gut aus. Er wählte sich jeweils die Spelunken aus, in denen er nach seiner Meinung vielleicht erfahren konnte, was seinen Auftraggeber interessierte. Es ist nicht schwer zu erraten, um welchen Mann es sich hier handelte.
    Nun, es war einer der Vigilanten, die im Aufträge von Kommissar Morry ihre Ohren spitzen sollten, um hier in der Hafengegend auszukundschaften, wo seit dem vorherigen Abend ein Gangster vermißt wurde. Wenn diese Zuträger auch an sich gerissene und mit allen Wassern gewaschene Burschen waren, so blieb es hin und wieder nicht aus, daß sie sich urplötzlich in eine Lage versetzt sahen, aus der sie sich nur mit Mühe herauswinden konnten. Sie standen sozusagen während ihrer Arbeit für die Police ständig mit einem Bein im Grabe. Nicht jedesmal, wenn sie erkannt worden waren, kamen sie so glimpflich davon, wie in dieser Nacht jener Bursche, dessen Gebiet die Isleof-Docks waren. Sehr oft erging es diesen Männern sehr viel schlimmer. Und da sie keinerlei besonderen Schutz seitens des Gesetzgebers hatten, waren sie auf sich allein angewiesen und mußten sehen, wie sie sich ihrer Haut wehrten. Den Ruf eines ,Zinkers' zu haben, war in Gangsterkreisen gefährlicher als ein von Amts wegen tätiger ,Schnüffler' zu sein. Logischerweise taten darum diese Männer alles, um nicht bei ihrem Doppelspiel ertappt zu werden. Auch dieser Mann glaubte alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen zu haben, als er durch die Milligan-Street von Poplar strich und sich einer Kneipe näherte, über deren Eingang ein kitschig mit Papageien bemaltes Transparent mit der Aufschrift „Cockatoo-Kakadu" aus dem Dunst des Nebels ihm entgegen leuchtete. Nur einmal noch verhielt er seinen Schritt, als er eine vor diesem Lokal befindliche dunkle Toreinfahrt passierte. Mit schräggestelltem Kopf lauschte er in die Finsternis, doch nur der in dem ,Cockatoo‘ brodelnde Lärm drang zu ihm herüber. Sonst war kein anderer Laut zu hören.
    Zufrieden tastete er sich in die dunkle Toreinfahrt vor, ließ zwei schwach erleuchtete Fenster des Gastraumes hinter sich und strebte leise über den Hofraum dem Anbau des ,Cockatoo' zu. Wenn er hier eine lichtscheue Gesellschaft belauschen konnte, dann nur am Fenster dieses Anbaues, das als harmloses Billardzimmer getarnt war, allabendlich eine Clique von durchtriebenen Ganoven und Gaunern. Hier wurden die

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