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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Haus.“
    „Halten Sie die Luft an, Sie Weihnachtsmann“, zischte Daisy Horway ungeduldig. „Führen Sie mich zu Ihrem Herrn. Ich brauche einen Rat von ihm.“ Der Diener blickte sie mißbilligend an. Ihr Haar war zerrauft, Zweige und Äste hatten ihr das Gesicht blutig gerissen. Ihre Strümpfe waren in Fetzen, der Mantel sah ziemlich mitgenommen aus.
    „Ach, Miss Horway“, sagte Richard Cromwell lächelnd, als sie zu ihm an den Kamin in der Halle trat. „Wie nett, daß Sie sich immer wieder an mich erinnern. Was ist denn heute los?“
    Daisy Horway wartete, bis sich der Diener entfernt hatte. Verlegen und beschämt blickte sie an sich hinunter. „Sie dürfen heute nicht näher hinsehen“, sagte sie errötend zu Richard Cromwell. „Ich schaue etwas verwahrlost aus. Aber was macht das schon. Das andere ist viel wichtiger, Sir. Ich brauche Ihren Rat.“
    Richard Cromwell sagte nichts. Er wartete geduldig auf ihre weiteren Worte.
    „Was würden Sie an meiner Stelle tun, Sir“, forschte Daisy Horway beklommen. „Ich bin eben Zeugin eines Verbrechens geworden. Ich entdeckte durch puren Zufall, daß meine Freunde ein übles Ding drehen. Was soll ich nun tun, Sir? Schweigen? So tun, als sei nichts gewesen? Oder muß ich meine Beobachtungen melden? Ich kann doch nicht einfach hingehen und meine Freunde verraten, Sir.“ Richard Cromwell sah sie lange an. Etwas wie Achtung und Respekt sprach aus seinen Blicken. Schließlich stand er auf und ging eine Weile vor dem Kamin hin und her.
    „Warum sind Sie eigentlich damals ins Gefängnis gekommen, Miss Horway?“, fragte er gedehnt.
    „Das ist schnell erklärt, Mr. Cromwell. Die Lords haben auch damals ein krummes Ding gedreht. Sie hatten in ein Warenhaus eingebrochen und wußten nachher nicht, wo sie ihre Beute verstecken sollten. Sie baten mich, ihnen mein Zimmer zur Verfügung zu stellen. Was sollte ich tun, Sir? Ich war damals Bedienung in Busters Hafenasyl und die Lords zählten zu meinen besten Gästen. Ich hätte sie vielleicht verloren, wenn ich ihnen nicht geholfen hätte. So habe ich ihnen schließlich den Gefallen getan. Als die Sache aufflog, stand ich mit den Lords wegen Hehlerei vor dem Richter. Die Boys versuchten zwar, mich reinzuwaschen, aber das änderte nichts an dem Urteil. Ich wurde für ein Jahr ins Frauengefängnis Holloway gesteckt.“
    „Ist das alles?“, fragte Richard Cromwell eindringlich.
    „Ja, Sir! Weiter habe ich nichts getan.“
    Richard Cromwell unterbrach seine Wanderung. Er blieb unmittelbar vor ihr stehen.
    „Sie erzählten doch eben, daß Sie heute Abend Zeugin eines Verbrechens geworden sind. Sind in dieses Verbrechen die gleichen Burschen verwickelt, denen Sie auch damals schon halfen?“
    „Ja, Sir! Es sind dieselben.“
    „Dann müssen Sie sich überlegen, ob Sie diesen Leuten zuliebe ein zweites Mal ins Gefängnis gehen wollen. Ich an Ihrer Stelle würde es nicht tun.. Ich würde die Karten auf den Tisch legen. Diese Burschen verdienen es nicht anders.“
    „Da ist noch etwas, Sir“, sagte Daisy Horway stockend. „Die Lords drehen dieses Ding nicht allein. Sie arbeiten mit Fremden zusammen.“
    „Na und?“
    „Die Lords“, sagte Daisy Horway, „würden mir nie etwas tun, Sir! Sie sind ja noch immer meine Freunde. Aber die andern werden mich aus dem Weg räumen wollen. Ich habe zuviel gesehen. Ich kenne ihren Schlupfwinkel. Ich könnte sie schon jetzt der Polizei ans Messer liefern. Sie werden das auch befürchten. Sie werden nicht eher ruhen, bis sie mich zum Schweigen gebracht haben. Ich kenne das, Sir! Ich bin schon als kleines Mädel zwischen den Gaswerken und der Themse herumgelaufen. Da weiß man dann gründlich Bescheid.“
    „Wenn Sie sich fürchten“, sagte Richard Cromwell gütig, „dann brauchen Sie nicht mehr ins Hotel zurückzukehren, Miss Horway. In meinem Hause sind Sie sicher. Ich werde Ihnen ein Zimmer abtreten. Sie können darin wohnen, solange es Ihnen gefällt.“
    Daisy Horway blickte ihn scheu von der Seite an. So hatte noch nie ein Mensch zu ihr gesprochen. Soviel Güte und Hilfsbereitschaft machten sie weich wie Wachs. Wer sie in diesem Moment ganz scharf angesehen hätte, dem wäre nicht verborgen geblieben, daß ein feuchter Schimmer in ihren dunklen Augen glänzte.
    „Mein Gott, was sind Sie doch für ein Mann, Mr. Cromwell“, sagte sie mit verlegenem Räuspern.

    18

    Am nächsten Freitag schickte Judd Bramas seine Wölfe schon kurz nach zehn Uhr aus dem Klub weg. Nur die alte

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