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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Anführers zu erfüllen. Während er in der Küche die Flasche entkorkte, grübelte er darüber nach, warum auf einmal James Cooper so großzügig war. Noch vor kurzer Zeit wollte er schlafen gehen und nun duldete er es, daß sich Frank Milland den Bauch mit Whisky vollpumpte. Er konnte die Wandlung des Anführers nicht begreifen, aber da er selbst ganz gern dem Alkohol zusprach, nahm auch er die Gelegenheit wahr und hielt mit Frank Milland tüchtig mit. Nach einigen Minuten wurde er aber stutzig, als er bemerkte, daß James Cooper nur an dem Glas nippte, und weiter bemerkte er auch, daß der Boß immer wieder einen unruhigen Blick zu der großen Standuhr hinüberwarf.
    Nun beschloß Jack, weniger zu trinken. Noch besaß er soviel Klarheit, um alles wahrnehmen zu können. Rülpsend sank plötzlich Frank Milland in sich zusammen, verdrehte die Augen und lallte unverständliche Worte vor sich hin. Auch Jack tat so, als ob er sinnlos betrunken wäre, deutete lachend auf Frank und stammelte:
    „Der ist fertig, Boß, wollen wir mal den Knaben ins Bett tragen, was?“ Mühsam erhob er sich, taumelte umher und hielt sich an der Kante des Schreibtisches fest. Er spielte seine Rolle ganz ausgezeichnet.
    „Aber nicht doch, Jack“, wehrte James Cooper ab, „laß ruhig Frank hier liegen, ich werde ihm eine Decke holen.“
    Sekunden später kehrte James Cooper zurück, warf Frank Milland die Decke über und erklärte grinsend:
    „Nun kann ich ja in seinem Bett schlafen, Jack! Los, geh' nach oben, wir können uns ja kaum noch auf den Beinen halten.“
    „Schade“, lallte Jack Braddock, „ich graule mich nämlich so allein. Na, ich weiß dich ja in der Nähe! Wenn was passiert, rufe ich dich, nicht wahr, Boß?“ Und ohne sich um James Cooper zu kümmern, wankte er hinaus und polterte die Treppen nach oben. Lärmend ließ er sich in der Dachkammer auf sein Bett fallen.
    Plötzlich hatte Jack das Gefühl, draußen schleichende Schritte zu vernehmen. Mit Absicht hatte er die Tür offengelassen, und nun sah er auch wirklich einen Schatten vorbeihuschen. Nach Art Betrunkener schreckte er empor und rief mit lauter Stimme:
    „Hallo, ist da jemand? Nein, nein“, lachte er dann unmotiviert, „ich scheine geträumt zu haben, na dann gute Nacht allerseits!“ Er warf sich herum und schnarchte laut los.
    Wieder vernahm er die schleichenden Schritte und Wenige Sekunden danach hörte er, wie ganz leise seine Tür geschlossen wurde.
    Mit einem Satz war Jack aus dem Bett, stieß die Fensterluke auf und bog seinen Oberkörper hinaus. Noch prasselte der Regen. Die Nässe machte ihn vollends nüchtern. Da sah er auch schon James Cooper, der, dicht an den Zaum gedrückt, davoneilte. Was hatte der Boß vor? Warum verließ er noch zu dieser späten Stunde den sicheren Unterschlupf? Das mußte er herausbekommen! Er mußte wissen, was hier gespielt wurde.
    So schnell er konnte, eilte er die Stufen hinunter. Er brauchte keine Rücksicht auf Frank Milland zu nehmen, der würde kaum vor morgen früh aufwachen. Also darum hatte James Cooper ihnen erlaubt, zu trinken! Hastig zog sich Jack seinen Mantel über, schlug den Kragen hoch und den Hut tief ins Gesicht gedrückt, verließ er das Haus. Der Boß war rechts herumgegangen. Nach wenigen Minuten schon sichtete er ihn. Nun mußte er vorsichtig sein. Aber James Cooper drehte sich nicht einmal herum, er schien davon überzeugt zu sein, nicht beobachtet zu werden.
    Jack hatte den Vorteil, daß er die Gegend genau kannte. Jeder Strauch, jeder Baum bot ihm genug Sicherheit, nicht entdeckt zu werden. Plötzlich bog James Cooper in eine Querstraße ein, und im letzten Augenblick sah Jack noch, wie der Boß eine Gartentür aufschloß und hineinschlüpfte.
    Verdutzt blieb Jack stehen. Er hätte alles andere erwartet, nur das nicht.
    Zögernd näherte sich Jack Braddock der Pforte. Er warf einen Blick auf das Schild und in den parkähnlichen Garten der Villa. James Cooper war nicht mehr zu sehen. Unwillkürlich wischte sich Jack über die Augen; er hatte doch nicht etwa geträumt? Nervös rüttelte er an der gußeisernen Pforte... sie gab dem Druck seiner Hand nach. Was sollte er machen?
    Sollte er es wagen, hier einzudringen? Nach kurzem Zögern entschloß er sich dazu. Tief duckte er sich, und mit vorgeneigtem Oberkörper schlich er vorwärts und atmete erst befreit auf, als er die ersten Bäume erreicht hatte. Die Stille, die ihn umfing, war unheimlich. Nur das Tropfen des Regens war vernehmbar. Dicht

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