Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
befreien . . . Polizei . . . hören Sie doch, Polizei!“
„Polizei?“ stammelte der alte Mann, „endlich seid ihr gekommen!“ Ein Tränenstrom brach aus seinen Augen, es war die Reaktion der qualvollen Tage und Nächte, die er hinter sich hatte.
Hastig befreite ihn Morry von seinen Fesseln. Warm drückte er dem alten Mann die Hände und sagte mit drängender Stimme:
„Sind Sie schon in der Lage, Mister Williams, mir alles zu berichten, . . . angefangen von Ihrer Entführung? — — Ja?! Das ist schön... ich danke Ihnen.“
Gespannt lauschte Kommissar Morry der zittrigen Stimme des alten Mannes, der sich bemühte, sachlich seine Erlebnisse zu schildern. Er fühlte wohl selbst, wie wichtig seine Aussagen waren, beschrieb auch ohne Aufforderung das Aussehen der Gangster . . . erwähnte vor allen Dingen die unwahrscheinliche Ähnlichkeit seines Doppelgängers, der, er wußte nicht aus welchen Gründen, seine Rolle übernommen hatte.
„So ungefähr habe ich es mir vorgestellt“, sagte Morry, als der alte Mann erschöpft schwieg. Plötzlich richtete sich Hugh Williams auf. Seine Augen glühten. „Kommissar“, stammelte er, „einer der Gangster, ein junger Mann . . . der war sehr gut zu mir ... er hat mir immer versprochen, dafür zu sorgen, daß mir nichts passiert . . . ihm dürfen Sie nichts tun...“
„Ist schon erledigt“, beruhigte Kommissar Morry. „Sie haben es Bill Davies zu verdanken, daß wir rechtzeitig gekommen sind. In gewissem Sinne war er bereit gewesen, sich für Sie zu opfern. Aber nun leben Sie wohl, denn im Untersuchungsgefängnis von Brixton schmachtet ein Unschuldiger... ich muß so schnell wie möglich zu ihm.“
„Wer ist das?“ forschte der alte Sonderling.
„Sie werden es nicht glauben“, gab Morry mit einem schmerzlichen Lächeln zurück, „es ist Bankdirektor Porter.“ Und um die Wißbegier des alten Mannes zu befriedigen, berichtete Morry in kurzen Worten, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatte.
Sofort verstand der alte Mann. „Ach so“, stieß er schweratmend aus, „und nun hat man mich im Verdacht gehabt. . . diese verdammten Schurken . . . pfui Teufel noch mal.“
Im Rahmen der Tür tauchte Hilfsinspektor Miller auf. Freundlich nickte er dem Alten zu, und dann sagte er mit erregter Stimme:
„Sie haben richtig vermutet, Kommissar, ich konnte dem Mädchen im letzten Augenblick das Glas aus der Hand reißen, in das sie eine Röhre Schlaftabletten hineingeschüttet hatte . . . Sind denn die Weiber verrückt, Kommissar, wegen solch einem Schurken wie James Cooper sich das Leben nehmen zu wollen? Da komme ich einfach nicht mehr mit.“
„Vielleicht ist es auch etwas anderes“, gab Morry zurück, „die Angst vor dem Gefängnis! Was haben Sie mit Kathleen Davies gemacht?“
„Natürlich gefesselt“, kam die trockene Entgegnung, „und es war gar nicht so einfach... Sie hat sich gewehrt wie eine Besessene ... schade um so ein schönes Wesen.“
Morry hatte sich erhoben. „Ich muß weiter“, erklärte er, „Sie wissen ja allein, Miller, was Sie zu tun haben.“
„Wollen Sie mich nicht mitnehmen, Kommissar Morry“, fragte der alte Williams und versuchte, sich zu erheben. Mit einem Aufstöhnen sank er aber wieder zurück. „Nein, es geht nicht“, seufzte er, „aber ich komme so schnell wie möglich nach... ich muß mich erst etwas erholen.“ Und wieder rannen ihm die Tränen über die Wangen.
Noch lange blickte der alte Williams auf die Tür, die sich hinter Kommissar Morry geschlossen hatte. Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen ab, dann warf er einen dankbaren Blick auf Hilfsinspektor Miller und flüsterte:
„Gott segne Kommissar Morry!“
Noch am selben Abend saß Morry Mrs. Porter gegenüber. Das Leid in dem Gesicht der schönen Frau beeindruckte ihn, und so beugte er sich ein wenig vor und sagte mit warmer Stimme:
„Nach menschlichem Ermessen, Mrs. Porter, wird es mir gelingen, in den nächsten drei Tagen den wirklichen Täter zu überführen. Noch tappe ich im Dunkeln . .. aber ich weiß, daß ich diesen Schurken zu Fall bringen werde. Er muß hier in der Stadt leben . . . muß mit dem Verhältnis der Bank vertraut sein, und er muß es auch sein, der den Gangstern den Tip gegeben hat! Ihr Mann ist noch immer sehr schwer belastet, er kann es gewesen sein, der den Gangsterboß James Cooper beauftragt hat, die Bank auszurauben. Schwer fällt ins Gewicht, daß die Verbrecher die Zahlenkombination des Geldtresors
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