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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Glockenschlag genau wurde die Haustür hell. Eine schlanke Gestalt trat heraus. Ein weibliches Wesen, das sich graziös und anmutig bewegte. Es war Lydia Brandon. Sie kam quer durch, den großen Garten. Sie hielt auf das eiserne Tor zu. Sie trat heraus auf die Straße. In diesem Moment löste sich Jack Havard aus seinem Versteck. Er versperrte ihr den Weg. Er baute sich kerzengerade vor ihr auf. Lächelnd blickte er sie an. Erstaunt bemerkte er, daß sie vor ihm zurückprallte wie vor einem Aussätzigen. Ein brüchiges Gestammel kam über ihre Lippen. Ihr Gesicht verlor die Farbe.
    „Ich dachte, Sie sind tot", stieß sie entgeistert hervor. „Alban Lampard erzählte es. Er sagte, Sie hätten Selbstmord begangen."
    „Das war Henry Boswell", murmelte Jack Havard ernst. „Er ist wirklich tot. Alban Lampard hat es so weit gebracht, daß er keinen anderen Ausweg mehr sah."
    „Und Sie?" fragte Lydia Brandon verstört. „Wer sind Sie?"
    „Ich heiße Jack Havard. Ich sagte es Ihnen doch schon. Aber Sie haben mir damals nicht geglaubt."
    „Sie haben also mit Alban Lampard nichts zu tun?" fragte Lydia Brandon in einer zaghaften Hoffnung.
    „Nein. Nicht das geringste. Ich habe ihn noch nie gesehen. Aber ich würde mich freuen, seine Bekanntschaft machen zu können. Ich möchte ihm nämlich gern die häßliche Larve vom Gesicht reißen."
    Lydia Brandon sagte nichts mehr. Sie ging ein paar Schritte in das Dunkel hinein. Dann blieb sie wieder stehen.
    „Warum sind Sie nach Mala Green gekommen?" fragte sie scheu.
    „Das wissen Sie doch. Ich habe Ihnen damals versprochen, mich öfter nach Ihnen umzusehen. Deshalb bin ich jetzt hier."
    Lydia Brandon hatte in ihrem bisherigen Leben soviel Gemeinheit, Niedertracht und Verbrechen gesehen, daß sie diese ehrlichen Worte kaum glauben konnte. Welcher Mann nahm sich schon die Mühe, von London nach Mala Green zu fahren, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Durfte sie diesem Mann vertrauen? Oder gehörte er doch zu den gefährlichen Handlangern Alban Lampards?
    „Sicher haben Sie eine Stunde Zeit für mich", sagte der rätselhafte Mann in diesem Moment. „Wir könnten uns in das Gasthaus da drüben setzen. Wollen Sie?"
    Lydia Brandon sagte weder ja noch nein. Aber sie ging gehorsam neben ihm her. Sie begleitete ihn stunjm bis zur Wirtschaft. Sie trat neben ihm in die Gaststube ein.
    Der Wirt erkannte sie nicht, obwohl sie nun doch schon eine ganze Woche in Mala Green wohnte. Auch die Gäste nahmen keine Notiz von ihr.
    „Hier habe ich damals gesessen", sagte Jack Havard leise und lud Lydia Brandon an den Fenstertisch ein. Da die Vorhänge nicht zugezogen waren, konnten sie das Anwesen Norbert Scotts in dunklen Umrissen erkennen. Zwei Fenster im hinteren Flügel waren hell.
    „Sie gehören zu seinem Arbeitszimmer", sagte Lydia Brandon wortkarg. „Mister Scott arbeitet noch. Er schafft oft bis in die späte Nacht hinein."
    „Wollen wir nicht von etwas anderem reden?" meinte Jack Havard lächelnd. „Von Ihnen, zum Beispiel. Sie sind doch viel wichtiger. Ich habe einen Vorschlag für Sie, Miß Brandon. Kehren Sie mit mir nach London zurück. Ich werde Ihnen eine Stelle in einem Büro verschaffen. Ich möchte, daß Sie wieder glücklich werden."
    Jetzt, zum ersten Mal, blickte ihm Lydia Brandon offen ins Gesicht. Ihre Augen waren weit geöffnet und dunkel und von seltsamer Leuchtkraft. Die bitteren Linien des Mundes lösten sich. Das aparte Gesicht blühte seltsam auf. Ein kleines Lächeln machte es strahlend jung.
    „Das würden Sie wirklich für mich tun, Mister Havard?"
    „Ganz bestimmt. Ich warte nur auf Ihre Zustimmung. Sie könnten sofort mit mir fahren."
    Noch immer lagen die Blicke Lydia Brandons auf ihm. Ihre roten Lippen waren auf einmal ganz weich und kindlich, und aus den sonst so schwermütigen Augen lockte ein verheißungsvoller Glanz. In diesem Moment kam der fette Wirt an ihren Tisch heran. Er stellte einen Bierkrug und ein Weinglas vor ihnen nieder. Anschließend räusperte er sich und deutete durch die Fensterscheiben in die Nacht hinaus.
    „Sie sind doch der Herr, der sich neulich für das Besitztum von Norbert Scott interessierte. Stimmt doch, wie?"
    „Ja", sagte Jack Havard zögernd.
    „Sie könnten das Anwesen kaufen, wenn Sie wollten", brummte der Wirt mit spöttischem Grinsen. „Norbert Scott will nämlich wegziehen. Er heiratet wieder. Und seine junge Frau hat nichts für dieses öde Nest übrig.“
    Jack Havard sah, daß Lydia Brandon jäh

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