Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Schlag getroffen, quer durch das Zimmer flog.
„Bist du wahnsinnig, du Idiot", schrie ihn Joe Purdon an, „du vergißt wohl, daß wir einen Kriminalbeamten vor uns haben. Ich möchte nur wissen, was sein Besuch bei mir zu bedeuten hat. — — — Was soll ich mit dem Halunken machen "
Unruhig lief er im Zimmer umher, bis er plötzlich ausstieß: „Fessele ihn, Jim, aber gründlich, verstanden? Die Hände auf den Rücken."
„Das ist ein guter Einfall", grinste der riesenhafte Gangster, und fesselte Dick Halley derartig, daß der Inspektor schmerzerfüllt aufschrie.
Schon seit einigen Minuten hatte Dick Halley das Bewußtsein wiedererlangt. Er wußte, daß er sich in einer fuchtbaren Lage befand. Damit hatte er nicht gerechnet, daß Joe Purdon noch einmal zurückkehren würde. Wie sollte er sich jetzt herausreden. Im Grunde genommen gab es keine Entschuldigung für ihn, die Tatsache blieb bestehen, daß er ohne einen Haussuchungsbefehl gewaltsam in die Villa des Königs der Unterwelt eingedrungen war. Joe Purdon sah furchterregend aus. Immer noch hielt er den Revolver umspannt, und erst als sein Diener Jim den Inspektor gefesselt hatte, schob er seine Waffe auf den Schreibtisch. Mehrere Male schlug er jetzt seine Faust in die offene Hand, blickte dabei mit einem harten Lächeln auf den Gefesselten und sagte: „Es liegt nun an dir, mein Junge, in welchem Zustand du mein Haus wieder verläßt. Ich weiß, daß du von Scotland Yard bist, aber das interessiert mich im Augenblick nicht, denn für mich bist du jetzt nur ein gemeiner Einbrecher. Mein Diener wird jederzeit bezeugen, daß wir dich dabei überrascht haben, als du meinen Safe aufbrechen wolltest. Was suchst du eigentlich bei mir?"
Inspektor Halley setzte eine reuevolle Miene auf, dann erklärte er stockend: „Ich habe Spielschulden, Mister Purdon, die ich morgen bezahlen muß. Meine Ehre, mein Beruf hängen davon ab, und aus Verzweiflung habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen."
„Und warum brichst du ausgerechnet bei mir ein?" forschte mißtrauisch der Gangster.
„Es hat sich bei uns herumgesprochen", entgegnete mit einem entwaffnenden Lächeln Dick Halley, „daß Sie, Mister Purdon, sehr reich sind."
Inspektor Halley atmete einige Male schwer auf und dachte, ,hoffentlich nimmt mir Joe Purdon diese Lüge ab, aber zu seinem Entsetzen lachte der Gangsterkönig auf und entgegnete: „Warum willst du mir durchaus einen Bären aufbinden, mein Junge? Konntest du keine bessere Ausrede finden? Also raus mit der Sprache und sage mir die Wahrheit, dann hast du vielleicht die Chance, glimpflich davonzukommen. Versteh mich recht, die reine Wahrheit, mein Lieber, denn sonst erwartet dich so allerlei."
„Es war die reine Wahrheit", stammelte Inspektor Halley und sah dabei mit angstgeweiteten Augen auf den riesigen Diener, der sich auf einen Wink seines Herrn hin ihm mit einem teuflischen Grinsen näherte.
„Ach bitte, mein Guter", flüsterte Joe Purdon zynisch, „laß dir doch etwas anderes einfallen! Wenn Jim jetzt zulangt, dann trommelt er dir die Wahrheit aus dem Leib."
„Das werden Sie zu büßen haben", rief Inspektor Halley verzweifelt aus.
„Was du nicht sagst", höhnte Joe Purdon, „ich habe dir doch schon einmal erklärt, daß du in meinen Augen ein ganz schäbiger Verbrecher bist. Los, Jim, schlag zu!"
Zwei furchtbare Schläge prallten in das Gesicht Inspektor Halleys. Er blutete aus Mund und Nase, aber dennoch sah er furchtlos den Gangsterkönig an, der nach einem abwägenden Blick zu Jim erklärte: „Laß sein, old boy, bei dem hat es keinen Zweck. Der läßt sich eher totschlagen, ehe er etwas sagt. Aber eines interessiert mich dennoch, ob dieser Gentleman einen Geheimauftrag hatte, um bei mir Nachforschungen anzustellen. Ich werde ihm aber die Tour vermasseln. Ach wissen Sie, mein Guter", lächelte er nun Inspektor Halley scheinheilig an, „ich habe Sie schon vorhin bemerkt, als Sie hinter dem Baum standen und mein Haus beobachteten. Ich gab Ihnen sogar die Möglichkeit, meinen Diener zusammenzuschlagen. Bin ich nicht sehr entgegenkommend? Aber nun Schluß damit, verstanden! Ich werde dafür sorgen, daß Sie die längste Zeit Kriminalbeamter gewesen sind. Sie gehören doch zum Einbruchsdezernat!"
„Das war einmal", unterbrach ihn der riesenhafte Diener, „seit über einem Jahr arbeitet dieser Gentleman unter Kommissar Morry, also Morddezernat!"
„Mordinspektion?" echote der König der Unterwelt, „das ist aber sehr
Weitere Kostenlose Bücher