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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Schreibtisch zurück und ging in kraftloser Haltung auf die Tür zu. Scheu wich er den Blicken seines Vaters aus. Verzweifelt suchte er nach einer Entschuldigung.
    „Ich wollte das nicht tun“, stammelte er mit brüchiger Stimme. „Ich wollte es wirklich nicht tun. Aber da waren die Spielschulden . . . und, die Angst, daß du davon erfahren könntest.“
    „Schweig!“ murmelte Lord Harrow verächtlich. „Wir werden morgen darüber reden. Hoffentlich bist du dir im klaren, welche Konsequenzen dein Verhalten nach sich ziehen wird.“
    Cecil Harrow nickte nur. Er brachte kein Wort über die Lippen. Er wagte es nicht, dem alten Mann ins Gesicht zu sehen. Hastig streckte er die Hand nach der Türklinke aus. Dann verschwand er in Richtung seines Zimmers und ließ sich nicht mehr blicken. Lord Harrow schloß das Zimmer ab und ging mit müden Schritten zur Treppe.
    „Hallo, Stanley!“ rief er erschöpft über das Geländer in die Halle hinab. „Ich werde mich jetzt zurückziehen. Die Unterhaltung hat mich doch mehr angestrengt, als ich glaubte. Ihr werdet euch sicher ohne mich genau so amüsieren. Gute Nacht.“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat er sein Schlafzimmer und legte sich bald nachher zur Ruhe. Er lag wach. Er konnte nicht einschlafen. Er hörte, daß es drunten in der Halle still wurde, und er sah durch den Türspalt, daß die Lichter auf dem Korridor erloschen. Hinter seiner Stirn wanderten rastlos die Gedanken. Ich werde morgen früh meinen Anwalt aufsuchen, dachte er. Ich werde alles offen mit ihm besprechen. Er muß mir einen Rat geben, was ich tun soll. Ich selbst weiß keinen Weg mehr. Die Stunden verstrichen. Um drei Uhr morgens läutete plötzlich das Telephon auf dem Nachttisch. Eine unbekannte Männerstimme sprach schnelle und erregte Worte. Lord Harrow verstand kaum, was man von ihm wollte. Wie ein Sturzbach rauschten die Sätze an ihm vorüber.
    „Hallo!“ rief er kopfschüttelnd in die Leitung. „Wer spricht denn überhaupt?“
    Ein fremder Name wurde ihm genannt, der ihm nichts bedeutete.
    „Sie müssen sofort hierherkommen, Sir!“ sprach der Fremde weiter. „Es geht um Ihren Sohn. Cecil Harrow ist doch Ihr Sohn, wie? Wir fanden einen Ausweis in seiner Tasche. ..“ „Was ist denn mit Cecil?“ fragte Lord Harrow erschreckt. „So schenken Sie mir doch endlich reinen Wein ein! Ist ihm etwas passiert?“
    „Er hat einen Selbstmordversuch unternommen, Sir“, klang es zurück. „Er ist noch immer bewußtlos. Wir fanden einen Abschiedsbrief bei ihm. Wir haben uns erlaubt, diesen Brief zu öffnen und durchzulesen. Wie aus dem Schreiben hervorgeht, wollte Ihr Sohn wegen einer schlechten Tat den Freitod wählen. Er muß irgendein Verbrechen begangen haben, das ihn seelisch schwer bedrückte und...“
    „Schon gut“, unterbrach Lord Harrow ungeduldig. „Wo ist denn mein Sohn jetzt?“
    „In einer Privatwohnung am Poplar Basin. Genauer gesagt: Sobbers Street Nummer 14 im Erdgeschoß. Sie können den Weg gar nicht verfehlen, Sir. Sie brauchen sich vom Poplar Basin aus nur links zu halten.“
    „Ich komme selbstverständlich sofort“, rief Lord Harrow in die Muschel. „Es wird keine zwanzig Minuten dauern. Kümmern Sie sich einstweilen um meinen Sohn. Rufen Sie einen Arzt. Ich werde Ihre Auslagen gern ersetzen.“
    Er warf nervös den Hörer auf die Gabel und kleidete sich in aller Eile an. Da er seinen Chauffeur nicht ins Vertrauen ziehen wollte, rief er eine Taxe an.
    „Halten Sie hundert Yards vom Belgrave Square entfernt“, schärfte er dem Chauffeur ein. „Ich will hier kein Aufsehen. Niemand soll meinen Weggang bemerken.“
    Er löschte das Licht und verließ das Zimmer. Das große Haus lag in nächtlicher Stille. Ungesehen gelangte er auf die Straße. Fröstelnd schlug er den Mantelkragen hoch. Die Sommernacht war kühl und windig. Über den dunklen Himmel jagten stürmische Regenwolken. Kein Stern leuchtete. An der Einfahrt zum Belgrave Square parkte die bestellte Taxe. Der Chauffeur riß dienstfertig den Wagenschlag auf.
    „Wohin, Eure Lordschaft?“ fragte er respektvoll.
    „Zum Poplar Basin.“
    „Zum Poplar Basin?“ Der Chauffeur riß verblüfft die Augen auf. „Kann das stimmen, Eure Lordschaft?“
    „Es stimmt. Fahren Sie los, und stellen Sie nicht viele Fragen.“
    Die Taxe setzte sich in Fahrt. Die vornehmen Viertel des Londoner Westens blieben zurück. Der Wagen durchfuhr den Themsetunnel bei Rotherhide und bog in die schäbigen Straßen von Limehouse ein.

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