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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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geliebt, aber gegenüber undemokratischeren Gegenden Europas werden die Basler Polizisten doch einigermaßen respektiert. Zumindest von den Schweizern. Basel ist klein. Sowieso. Vielleicht ist der Polizist, von dem man kontrolliert wird, der Freund eines Freundes. Oder man sieht sich an der Generalversammlung des Fußballvereins wieder.
    Heinzmann trat zu Baumer. »Sali, Baumi.«
    »Sali.« Baumer ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.
    Beide Polizisten informierten sich kurz über den Stand der Dinge. Es sah aus, als führten sie ein normales Gespräch unter Freunden. Ab und an achteten sie darauf, dass ihre Stimmen nicht gehört werden konnten. Gianni hatte die Musik ein paar Stufen lauter gedreht. Das vereinfachte die Geheimhaltung.
    Stefan teilte Baumer mit, dass er, wie sie bei der Buvette von Ali abgemacht hatten, ein Auge auf Tonis Rockerfreunde hielt. Er hatte sie vorsichtig aus der Distanz beobachtet um zu sehen, wo sie überall unterwegs waren. Wer weiß, vielleicht bekam er einen Hinweis darauf, ob Toni und seine Freunde ihre Finger in schmutzigen Geschäften hatten. Prostitution? Raub oder etwa Erpressung von Schutzgeld? Drogen?
    »Es sind insgesamt etwa 10 Nasen«, berichtete Heinzmann. »Ein paar fahren die schweren Maschinen noch, aber viele haben sie abgestellt. Vielleicht haben sie Angst, dass der Schneematsch ihren Motorrädern schadet. Das Salz tut dem Metall nicht gut.«
    »Was machen sie den ganzen Tag?«
    »Sie sind selten unterwegs. Sie bleiben in der Garage an der Güterstraße. Dort schrauben sie an den Maschinen. Über Mittag bleiben sie im Quartier und gehen zu Fuß zum Essen ins Migros-Selbstbedienungsrestaurant. Das liegt gleich neben ihrer Garage. Ist denen wohl zu blöd, einen längeren Fußmarsch zu machen, um in ein richtiges Restaurant zu kommen.«
    »Vielleicht haben sie auch Hausverbot in den anderen Beizen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Unter den Typen scheint es mehr als einen großen Fisch zu geben.«
    »Momentan wollen sie aber wohl eher unverdächtig erscheinen.«
    »Momentan sind sie es auch«, meinte Heinzmann lapidar.
    Dann informierte Baumer im Gegenzug seinen Freund über seine eigenen Erkenntnisse. Heinzmann hatte in der Zwischenzeit einen Eistee ohne Eis bestellt. In den hatte er zusätzlich zwei überhäufte Löffel Zucker hineingerührt. »Der Kaffee hier ist mir zu stark«, entschuldigte sich Heinzmann.
    »Das kommt nur, weil du immer diesen Plastikkaffee trinkst.«
    »Und du legst Schwimmringe zu, wenn du immer diese fetten Crossaints isst«, foppte Heinzmann seinen Freund, weil er schon das zweite überdimensionierte Croissant in sich hineinstopfte.
    »So spare ich Zeit. Brauche kein Mittagessen.«
    »Wie du willst. Aber ich komme nicht zu deiner Beerdigung, wenn du wegen Herzverfettung abkratzt«, höhnte Heinzmann.
    So ging es einige Minuten weiter. Richtig Freude kam bei beiden über dieses Gelaber nicht auf. Es verdeckte auch nur das Problem, das beide hatten. Sie wussten, dass etwas faul war. Madi Brügger war tot, Toni erschossen, Mirko Stamm ebenfalls hinüber. Vielleicht war alles noch viel schlimmer. Die beiden Polizisten rochen ätzenden Rauch, aber konnten den Ursprung des Gestanks nicht fassen. Es war, wie wenn eine Maus irgendwo hinter einer Zimmerwand verreckt ist. Die ganze Wohnung stinkt, aber die Maus bleibt verborgen.
    Immer offensichtlicher schlich sich Bitterkeit ins Gespräch ein. Jede konkrete Spur war verschwunden, wie Fußabdrücke am Sandstrand verfließen, wenn das Meer darüberspült. Lohnte es sich, noch weiter zu forschen? Niemand schien sich mehr für die Geschichte zu interessieren. Dann sah Baumer das Mädchen im Bistro vor sich. Wie es mit der Klinge am Hals auf seinen Tod wartete. Wie das Mädchen vor ihm zusammenbrach und sich an seinen Körper klammerte. Wie es Baumer brauchte, so wie ein entkräfteter Rheinschwimmer im reißenden und kalten Rhein einen Rettungsring braucht. Andreas Baumer war sich bewusst, dass das Mädchen genauso gut auch Maja hätte sein können. Dass Maja hätte getötet werden können. Unbändige Angst packte ihn, und er schauderte ganz real.
    »Ich mach weiter«, sagte Baumer.
    »Ich helfe dir«, sagte Heinzmann.
    »Ich helfe dir auch«, sagte Gianni, der zu den beiden Polizisten kam. »Am besten geht es mit Joggen und viel Trinken. Das Joggen verbrennt die Fette und das Wasser putzt den Körper durch. Mein lieber Freund, du musst aufpassen, sonst fliegst du mir noch aus dem

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