Komplott
Sie auch heraus, ob er oder einer der Brüder eine Freundin hat. Auch von der brauchte ich Namen und Anschrift.«
»Ist das alles?«, fragte Nield mit einem breiten Grinsen.
»Ich fahre jetzt zu Professor Saafeld. Kann sein, dass ich ein paar Stunden dortbleibe.
Wenn ich wiederkomme, möchte ich meine Informationen haben.«
»Ansprüche haben Sie ja keine«, sagte Nield und grinste abermals.
Tweed wandte sich an Monica. »Wenn ein Chief Inspector Hammer sich hier blicken lässt, sagen Sie ihm, dass ich verreist bin und Sie nicht wissen, wohin oder wann ich wieder hier bin. Und jetzt muss ich los.«
»Ich komme mit«, sagte Paula bestimmt.
Sie hatte sich bereits ihre Windjacke angezogen. Tweed sah sie skeptisch an.
»Was ist?«, fragte Paula. »Ich dachte, Sie wären in Eile.« Sie nahm Tweed am Arm und zog ihn zur Tür.
Butler folgte ihnen die Treppe hinab. »Ich war heute schon etwas früher hier«, berichtete er rasch. »Ich habe gesehen, wie jemand an den Straßenlaternen gegenüber vom Haus zwei Videokameras angebracht hat. Bestimmt zeichnen sie auf, wer hier kommt und geht. Aber keine Sorge – ich habe die Objektive mit schwarzem Kleber zugeschmiert.«
»Sie lassen wirklich nichts anbrennen, Harry«, sagte Tweed anerkennend.
»Ich mag es nun mal nicht, wenn man uns ausspioniert«, antwortete Butler grinsend.
Der Nieselregen hatte aufgehört, die Wolken hatten sich verzogen, und ein strahlend blauer Himmel spannte sich über der Stadt. Dafür war es bitterkalt, und Paula war froh, dass sie sich die warme Windjacke angezogen hatte. Auf der Fahrt hinüber zum Holland Park schaute sie mehrmals aus dem Rückfenster.
»Wir werden verfolgt«, sagte sie. »Und zwar von einem schwarzen Wagen, in dem zwei Männern in schwarzen Mänteln und schwarzen Mützen sitzen.«
»Das sind die Uniformen, deren Existenz Macomber vorhin bestritten hat«, sagte Tweed. »Ich werde mal versuchen, sie abzuhängen.«
Als sie auf eine grüne Ampel zufuhren, verlangsamte Tweed die Fahrt und wartete, bis die Ampel auf Gelb sprang, bevor er voll aufs Gas trat. Kurz bevor sie rot wurde, schoss der Wagen über die Kreuzung, an der ein Polizeiwagen geparkt stand. Tweed erkannte den Beamten am Steuer und winkte ihm zu.
»Das war Ned«, sagte er zu Paula, die noch immer durch die Heckscheibe nach hinten sah.
»Die Schwarzmützen mussten anhalten«, sagte sie. »Direkt vor den Augen der Polizei über Rot zu fahren trauen sie sich wohl doch nicht.«
»Noch nicht…«, bemerkte Tweed.
Ein paar Minuten später bog er in die kleine Seitenstraße ein, an der Saafelds Institut lag, aber er parkte nicht direkt vor dem Gebäude, sondern eine Straßenecke weiter.
Nachdem sie zu Fuß an der Mauer des Grundstücks entlanggegangen waren, kamen er und Paula zu einem großen, schmiedeeisernen Tor. Im Torpfosten war eine Gegensprechanlage eingelassen. Tweed drückte auf den Klingelknopf.
»Wer ist da?«, ließ sich kurz darauf Professor Saafelds Stimme vernehmen.
»Ich bin’s«, antwortete Tweed. »Der Mann, den Sie erwartet haben.«
Das elektrisch betriebene Tor schwang nach innen, und Tweed und Paula gingen eine gekieste Auffahrt hinauf.
Nachdem sie eine Biegung umrundet hatten, gab eine Hecke aus immergrünen Büschen den Blick auf Saafelds Anwesen frei. Als sie die Stufen an der Vorderseite hinaufstiegen, öffnete sich bereits die massive Eingangstür, und Saafeld, der einen weißen Kittel trug, bat sie ins Haus.
»Ich wusste nicht, dass Sie auch mitkommen, Paula«, sagte er, als sie in der Eingangshalle standen. »Ich muss Sie warnen – das, was ich Ihnen zeigen will, ist nichts für schwache Nerven.«
Tweed und Paula wussten, was zu tun war. Sie zogen sich Windjacke und Mantel aus und ließen sich von Saafeld weiße Kittel, weiße Hauben und je ein Paar Latexhandschuhe geben.
»Schauen Sie mich nicht so skeptisch an, Professor«, sagte Paula, die Saafelds kritische Blicke bemerkte. »Ich war schon öfter hier, haben Sie das vergessen?«
Saafeld zuckte mit den Schultern und ging zu einer schweren Stahltür, die er mithilfe einer Magnetkarte öffnete. Als Paula hinter Saafeld ein paar Stufen hinabstieg, schlug ihr der Geruch eines starken Desinfektionsmittels entgegen.
Der Professor öffnete eine schwere Stahltür am unteren Ende der Treppe und führte seine Besucher in einen großen Raum, in dem mehrere große Tische aus Edelstahl standen. Auf zweien von ihnen lag jeweils eine Leiche, die von weiß gekleideten Assistenten
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