Komplott
und Spinat, die sie in Windeseile leer aßen. Danach gab es noch Kaffee und Tee mit warmem Apfelkuchen.
Als sie fertig waren, trug Monica das schmutzige Geschirr zurück in die Küche, und Paula trat ans Fenster und blickte hinaus auf den Park.
»Ich schätze, wir kriegen schon wieder Besuch«, sagte sie und drehte sich zu Tweed um. »Eine seltsame Erscheinung.«
Unten näherte sich eine große, schlanke Gestalt in dunklen Hosen und einem dunkelblauen Mantel, die einen weichen Filzhut tief ins Gesicht gezogen hatte, mit energischen Schritten dem Eingang des Gebäudes.
Kurz darauf klingelte das Telefon. Monica, die gerade aus der Küche zurückkam, hob ab und sagte, nachdem sie kurz zugehört hatte, zu Tweed: »Eine gewisse Zena Partridge möchte Sie sehen. Und zwar sofort, wie sie sagt.«
»Komisch, ich dachte, es wäre ein Mann«, sagte Paula. »Hat jedenfalls so ausgesehen.«
»Da hat uns Nield seine Informationen ja gerade noch rechtzeitig gebracht«, sagte Tweed. »Sagen Sie George, er soll diese Miss Partridge heraufschicken, Monica. Ich bin gespannt, was sie mir zu sagen hat.«
»Das werden wir bestimmt gleich erfahren, meinen Sie nicht?«, neckte ihn Paula.
Eine halbe Minute später hörten sie entschlossene Schritte auf der Treppe, und kurz darauf wurde die Tür zum Büro aufgerissen, ohne dass vorher angeklopft worden wäre.
Die Gestalt trat ins Büro und riss sich den Männerhut vom Kopf, unter dem dicke braun gelockte Haare zum Vorschein kamen, die ihr bis auf die Schultern fielen.
Zena Partridge trug eine Hornbrille mit den dicksten Gläsern, die Paula je gesehen hatte. Sie vergrößerten grotesk ihre gelblich grünen Augen, mit denen sie rasch durch den ganzen Raum blickte. Ihr Mund war dick mit knallrotem Lippenstift geschminkt, und sie trug eine weite weiße Bluse mit aufgedrucktem Rosenmuster.
Tweed stand auf und wollte ihr den Mantel abnehmen, aber sie warf ihn einfach über die Lehne eines Stuhls, der vor ihr stand. Dann setzte sie sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, und starrte Tweed durch ihre dicken Brillengläser an.
»Sie müssen Tweed sein«, begann sie. »Und Sie da drüben sind Paula Grey. Mein Name ist Zena Partridge. Ich arbeite für die Regierung und organisiere das Büro für drei Staatssekretäre: Nelson, Noel und Benton Macomber. Der Grund, weshalb ich zu Ihnen komme, ist der, dass ich Ihren Rat in Bezug auf Personenschutz einholen möchte.«
Du meine Güte, nicht schon wieder eine Frau, die Angst hat, dachte Tweed. Miss Partridge redete indessen in schnarrendem Kommandoton weiter, als würde sie einer Truppe von Soldaten Befehle erteilen: »Man verfolgt mich, und diesen Zustand möchte ich beenden. Ich brauche Schutz, der aber nicht auffällig sein darf. Auf keinen Fall dürfen meine Chefs etwas davon mitbekommen. Warum das so ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber die Verfolgung muss aufhören.«
»Könnten Sie mir vielleicht sagen, wer -«
»Kann ich. Es ist ein kleiner Dicker so um die fünfzig, der immer einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte trägt. Außerdem raucht er billige Zigarren, so wie diese hier.« Sie kramte in ihrer großen ledernen Handtasche herum, bis sie einen Plastikbeutel mit einer halb gerauchten Zigarre gefunden hatte.
Tweed besah sich den Beutel, machte aber keinerlei Anstalten, seinen Inhalt zu untersuchen.
»Möglicherweise ist das eine wichtige Spur«, erklärte Miss Partridge. »Im Speichel ist doch DNA, soviel ich weiß. Ich werde Ihnen für Ihre Bemühungen selbstverständlich ein anständiges Honorar bezahlen. Hier ist meine Handynummer.« Sie legte eine Visitenkarte neben den Plastikbeutel. »Außer der Nummer finden Sie nichts auf der Karte. Wo ich wohne, geht niemanden etwas an. Viel eicht fragen Sie sich, weshalb ich mit meinem Anliegen ausgerechnet jetzt zu Ihnen komme. Das will ich Ihnen sagen:
Mich haben die Zeitungsberichte über den schrecklichen Mord an dieser Vander-Browne sehr erschreckt. Irgendwo da draußen läuft ein wahnsinniger Mörder herum, und ich habe keine Lust, sein nächstes Opfer zu werden.«
»Wo haben Sie die Zigarre denn her?«, fragte Tweed. »Und wie lange werden Sie schon verfolgt?«
»Die Zigarre habe ich in Whitehall vom Boden aufgehoben«, erklärte Miss Partridge.
»Ich hatte es satt, dass dieser Mann mich ständig verfolgt, deshalb habe ich mich umgedreht und bin auf ihn zugegangen. In diesem Augenblick fuhr ein Polizeiauto die Straße entlang, und der Dicke warf
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