Komplott
kaltblütiger Mord«, sagte Paula mit mehr Nachdruck. »Und außerdem würde die Polizei mich als Erste verdächtigen, wenn die beiden vor meinem Haus ums Leben kämen.«
Die Diskussion wurde dadurch beendet, dass der Ford losfuhr und in einer Seitenstraße verschwand. Newman wartete noch eine Weile, um sicherzugehen, dass der Wagen nicht zurückkam, dann stieg er aus und ging mit Paula zu deren Haus.
»Heute schlafe ich nicht im Gästezimmer«, sagte Newman, während Paula die Eingangstür auf schloss. »Ich schlafe auf dem Sofa im Wohnzimmer, da bin ich schneller zur Stelle, falls Ihnen jemand nach dem Leben trachtet.«
»Das Sofa ist eine Schlafcouch«, sagte Paula. »Ich richte es Ihnen bequem her.«
»So bequem muss es für mich gar nicht sein. Ich werde mit dem Revolver unter dem Kopfkissen schlafen. Und ich brauche nichts zu essen, nur etwas Wasser, falls das möglich ist.«
Paula trug Decken und Kissen ins Wohnzimmer, dessen Fenster hinaus auf die Straße gingen. Dann gähnte sie herzhaft und wünschte Newman eine gute Nacht. Sie zwang sich dazu, noch kurz zu duschen, dann warf sie sich in ihrem Schlafzimmer aufs Bett und war Sekunden später eingeschlafen.
Als sie am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aufstand und ins Wohnzimmer ging, lag Newman dort noch immer wach. Sie trat ans Fenster und wollte die Vorhänge zuziehen.
»Lassen Sie das«, sagte Newman. »Ich brauche freie Sicht auf die Straße. Sie sehen übrigens ziemlich erholt aus«, bemerkte er, während er Schuhe und Windjacke anzog.
»Bestimmt haben Sie gut geschlafen.«
»Wie ein Murmeltier. Und völlig traumlos. Jetzt frühstücken wir, und dann fahren wir zurück ins Büro. Ich frage mich, wie Radek so schnell hierherkommen konnte.«
»Ganz einfach. Er ist mit Noel von Paris hergeflogen, und dann hat Noel ihn in seinem Auto, das er in Heathrow geparkt hatte, in die Stadt mitgenommen und zu Fitch gebracht.«
»Und wo genau ist das?«, fragte Paula, während sie in der kleinen, an das Wohnzimmer angrenzenden Küche ein paar Eier in die Pfanne schlug. »Ich hoffe, Sie haben Hunger.«
»Und wie.«
»Das Frühstück ist gleich fertig. Aber Sie haben mir noch nicht gesagt, wo dieser Fitch wohnt.«
»Harry Butler hat mir erzählt, dass er ein altes Lagerhaus im East End gemietet hat.
Harry selbst war noch nicht dort, aber ein Bekannter hat es ihm genau beschrieben.
Fitch schläft in einem kleinen, unordentlichen Zimmer, aber es gibt noch einen großen Raum, der praktisch leer ist. Noel weiß mit Sicherheit, wo das Lagerhaus ist.«
»Meinen Sie?«
»Natürlich. Schließlich ist er der Planer der Triade. Und Fitch gehört genau zu der Sorte Abschaum, die für Noel die Drecksarbeit erledigt.«
»Das glaube ich Ihnen. Aber jetzt essen Sie erst mal was.«
Weil Nelson darauf bestanden hatte, wurden die drei Brüder auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem sie versprochen hatten, sich zu Hause noch zu schonen und viel Wasser zu trinken. Als sie unter den kritischen Augen eines Arztes die Treppe am Eingang hinunterstiegen, hatte Nelson einen Schwächeanfall und musste sich am Treppengeländer festhalten.
»Sie kommen bestimmt bald wieder, verlassen Sie sich drauf«, sagte der Arzt.
»Wir können es uns nicht leisten, den halben Tag auf der faulen Haut zu liegen«, rief Nelson zurück. »Schließlich sind wir Politiker und keine Ärzte.«
»Führ dich nicht so auf, das ist ja peinlich«, zischte Benton ihm zu.
Die Limousine, die Nelson per Handy bestellt hatte, wartete vor dem Krankenhaus auf sie. Ein uniformierter Chauffeur öffnete ihnen die Türen. Als sie eingestiegen waren, herrschte Nelson den Mann an: »Nach Whitehall, und zwar ein bisschen plötzlich. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Am Trafalgar Square blieb die Limousine im Stau stecken. Als Noel einen Zeitungsstand sah, stieg er aus und ging hinüber. Der Chauffeur verdrehte genervt die Augen, weil die Autos vor ihm schon wieder losfuhren. Nachdem Noel eine
Daily Nation
gekauft hatte, schritt er gemächlich zurück zur Limousine, hinter der die blockierten Autos ein wütendes Hupkonzert veranstalteten.
»Erwartest du gute Nachrichten?«, fragte Benton sarkastisch.
»Man kann nie wissen …«
Er hielt inne, blickte in die Zeitung und begann zu fluchen wie ein Henker.
Newman fuhr als Erster, und Paula folgte ihm in ihrem Wagen mit ein paar Metern Abstand. Kurz vor der Park Crescent hupte sie, und Newman blickte in den Rückspiegel. Er sah, wie Paula am
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