Konny Reimann
im Jahr 2007 erneut Leute gesucht wurden. Also sprach sie mit der zuständigen Managerin und fing wenig später wieder bei WinStar an. Zunächst mittwochs bis samstags an alter Stelle, nach 90 Tagen als „floor attendant“ (dieses Mal mit vorherigem Training) dienstags bis freitags. Hier betreut sie auch heute noch die Jackpot-Gewinner, ist viel im gesamten Kasino unterwegs, kümmert sich um anfällige Maschinen, hilft, betreut und löst Probleme aller Art. Ein Unterschied zu einem amerikanischen Arbeitnehmer ist kaum mehr auszumachen.
nd so liefen unsere Tage mit uns um die Wette; das Ziel, zumindest das zwischenzeitliche, schien der See zu sein, der uns so magisch anzog. Hier waren wir, vier kleine Hamburger Texaner, die alle in den großen Schuhen des Landes Amerika herumliefen und sich zwar ein paar Blasen an den Füßen holten, aber doch nicht müde wurden. Es gab noch so vieles zu tun. Was wir noch alles erleben würden, konnten wir im ausklingenden Jahr 2006 noch nicht wissen. Aber das sind alles andere Geschichten, die ich nun erzählen werde.
9. NEUE ABENTEUER AUF KONNY-ISLAND
m Spätherbst 2006 war mein Umzug zum Moss Lake unumgänglich geworden. Es kostete mich einfach zu viel Zeit, jeden Tag die knappe halbe Stunde abends wieder zu unserem Haus nach Gainesville zurückzufahren. Ich arbeitete im Jahr 2006 inzwischen bei Schad & Pulte, einer Schweißzubehör-Firma, und war dort für den Verkauf von technischen Gasen und Schweißzubehör zuständig. Ich betreute Kunden und lieferte Produkte aus. Im Grunde war die Arbeit schon okay, aber mit dem Chef gab es immer wieder mal kleine Diskussionen. Ähnlich wie Robin ließ er Kritik oder gar Verbesserungsvorschläge nicht zu. Ich erinnere mich daran, dass er zum Beispiel immer wieder schwere Schweißgeräte auf die Ladefläche seines Firmen-Pick-ups stellte, wenn es ans Ausliefern oder zu einem Job ging. Er stellte das Zeug hinten auf seinen Wagen, schnallte es mit zwei Riemen fest und wollte losfahren. Ich war konsterniert. Er hatte seine wuchtigen und schweren Geräte festgemacht, als hätte er eine Dose Kekse hinten auf seinem Auto. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass er da eine Tonne Gewicht habe und ihm das, wenn er bei 70 mph bremst, ins Führerhaus kracht wie ein wild gewordener Dinosaurier. Selbst bei geringerer Geschwindigkeit würde ihm und seinen Mitarbeitern, mitunter also auch mir, das Schweißgerät nur so um die Ohren fliegen. Meine Argumente gingen durch ihn hindurch wie ein Sonnenstrahl. „Nein, nein, das geht schon“, war seine ständige Antwort, mit der er sich unliebsame Diskussionen vom Leib hielt. Dennoch hielt ich es einige Zeit bei ihm aus, und wir haben uns schließlich auch im Guten voneinander getrennt. Noch heute kaufe ich bei ihm ein, wenn ich bestimmte Waren und Gerätschaften brauche. Das Gute an der Arbeit bei Schad & Pulte war, dass ich dort einiges an Kundenkontakten zu bewältigen hatte und so immer besser mit der Sprache zurechtkam.
Ende 2006, es muss kurz vor Weihnachten gewesen sein, fing ich schließlich bei Connectra an, einer Firma für Maschinenbau. Der Übergang war fließend. Dort arbeite ich heute noch (wenn auch inzwischen weniger Stunden die Woche) unter anderem als Schlosser, offiziell aber als Schweißer, und ich benutze zum Teil sogar die Schweißgeräte, die wir bei Schad & Pulte vertrieben hatten. Ab und zu entwickele und baue ich auch Schweißvorrichtungen, schweiße Aluminium oder helfe meinen Kollegen bei schwierigeren Konstruktionen und Reparaturen. Mein Chef bei Connectra ist Pastor, aber wie eigentlich jeder Pastor hier in der Gegend hat auch er noch diesen Zweitjob, der ihn weitaus mehr Zeit kostet als seine Kirchenarbeit – und auch weit mehr einbringt. Connectra stellt sehr begehrte Maschinen zum Zusammenschweißen von Plastikrohren her. Von einem Durchmesser von hundert Millimetern bis zu zwei Metern bekommt man hier alles, die größten kosten bis zu fünf Millionen Dollar. Sie haben sogar diverse Patente auf ihre Maschinen. Der Supervisor bei Connectra wurde auf mich aufmerksam, als ich noch bei Schad & Pulte arbeitete. Ein Mitarbeiter von Connectra sagte, ich solle den Supervisor mal ansprechen, sie würden Leute wie mich gut gebrauchen können. Da ich schon bekannt war, dauerte das Gespräch nicht sonderlich lange. Der Mann bat mich aber, noch mal ein „Testschweißen“ für ihn durchzuführen, packte mich jedoch schon nach zehn Sekunden am Arm und sagte:
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