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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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erhalten, ihr halbersticktes Ächzen bei jedem Stemmen, das Gefühl roher Kraft, alles, was Sie ertragen können, die Stange, die zwischen Ihren Händen heiß wird. Ist das gut?«
    »Das Training macht mir Spaß«, sagte Gøran abweisend.
    »Schließlich wird die Stange glatt und rutscht weg. Sie greifen in den Kasten mit dem Magnesium. Ein feines, weißes Pulver. Etwas fliegt durch die Luft und bleibt in Ihren Haaren und an Ihrer Haut hängen. Sie haben zwar geduscht, aber es hat trotzdem den Weg zu Poonas Tasche gefunden. Vermutlich, weil die aus Stoff war. Aus einem synthetischen Material, das alles anzieht.«
    Wieder blickte Gøran Sejer verwirrt an. Seine Gedanken schienen in allen Richtungen davonzujagen, er konnte sie nicht sammeln. Er wußte nicht mehr, was er gesagt hatte. Fand in den Worten des Polizisten keinen Sinn.
    »Ich habe fast nicht geschlafen«, sagte er kleinlaut.
    »Das weiß ich«, sagte Sejer. »Aber wir haben Zeit genug. Es ist wichtig, daß wir jetzt alles richtig machen. Sie sagen, Sie waren bei Lillian. Lillian sagt nein. Vielleicht waren Sie draußen auf Hvitemoen und wären viel lieber bei Lillian gewesen?«
    »Ich war bei Lillian. Das weiß ich noch. Wir mußten uns beeilen.«
    »Das mußten Sie doch immer? Es hätte doch jemand kommen können.«
    »Ich begreife nur nicht, warum sie lügt.«
    »Sie haben sie angerufen und gefragt, ob Sie kommen dürften. Hat sie nein gesagt, Gøran? Sind Sie zum zweiten Mal an ein und demselben Abend abgewiesen worden?«
    »Nein!«
    Sejer machte ein paar Schritte durch das Zimmer. Gøran wurde von einer heftigen Unruhe erfaßt, von dem unbändigen Drang nach Bewegung. Er schaute auf die Uhr. Elf Minuten waren vergangen.
    »Als Sie in der Zeitung über den Mord gelesen haben«, sagte Sejer, »da müssen Sie sich doch Ihre Gedanken gemacht haben. Sicher haben Sie Bilder vor sich gesehen. Würden Sie mir die zeigen?«
    »Bilder?«
    Gøran kniff seine roten Augen zusammen.
    »Die, die Sie in Ihrer Phantasie gezeichnet haben. Das tun wir Menschen doch immer, wenn uns etwas erzählt wird. Wir versuchen, es vor uns zu sehen. Eine automatische Reaktion. Ich möchte gern Ihre Bilder vom Mord an Poona sehen.«
    »Ich habe keine.«
    »Ich helfe Ihnen, sie zu finden.«
    »Aber was wollen Sie damit?« fragte Gøran unsicher. »Das ist doch alles Einbildung.«
    »Ich will wissen, ob Sie Ähnlichkeit mit unseren Funden haben.«
    »Das ist doch unmöglich! Ich war es nicht!«
    »Wenn wir sie finden, dann werden Sie heute nacht besser schlafen. Vielleicht machen diese Bilder Ihnen angst?«
    Gøran schlug die Hände vors Gesicht. Dann schwiegen sie eine Weile.
    »Haben Sie jemals Linda Carling zu Hause aufgesucht?« fragte Sejer plötzlich.
    »Was? Nein. Warum sollte ich?«
    »Sie sind doch sicher ziemlich sauer darüber, daß sie Sie erwähnt hat?«
    »Ziemlich sauer? Ich habe eine Stinkwut!«
    »Wollten Sie ihr deshalb einen Schrecken einjagen?«
    Gøran musterte ihn verblüfft. »Ich weiß nicht einmal, wo sie wohnt«, sagte er.
    Als die Tür aufging und Skarre hereinkam, fuhren sie beide zusammen.
    »Telefon«, sagte Skarre.
    »Nur, wenn es wichtig ist«, sagte Sejer.
    Er sah Gøran an und verließ das Zimmer.
    »Ist das Sara? Geht es Kollberg besser?«
    »Ole Gunwald«, sagte Skarre. »Er will aber nur mit dir sprechen.«
    Sejer ging in sein Büro. Stellte sich vor das Telefon.
    »Hier ist Ole Gunwald aus Elvestad. Ich wohne draußen bei Hvitemoen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Sejer.
    »Ich bin ein bißchen spät dran. Aber es geht um diesen Mord.«
    »Ja?« fragte Sejer ungeduldig. Skarre stand wie auf Nadeln.
    »Ihr habt Gøran Seter verhaftet«, sagte Gunwald unglücklich. »Und in diesem Zusammenhang muß ich etwas sagen. Er ist der Falsche.«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Ich habe wegen dem Koffer angerufen«, sagte Gunwald. »Und ich hab eine Kleinigkeit verschwiegen. Am Norevann, das war nicht Gøran, den ich da gesehen hab.«
    Sejer riß die Augen auf.
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ich glaube, Sie sollten herkommen«, sagte Gunwald.
    Sejer sah Skarre an. »Wir nehmen deinen Golf«, sagte er.
    »Unmöglich«, sagte Skarre niedergeschlagen. »Als ich heute aus dem Haus kam, waren alle Reifen aufgeschlitzt. Mit einem Messer.«
    »Ich dachte, du wohnst in einer ruhigen Gegend?«
    »Das dachte ich auch. Sicher war das ein Jungenstreich.«
     
    »Woran denkst du«, fragt Sejer, als sie losgefahren waren. Er mochte den Streifenwagen nicht und hatte Skarre das

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