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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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der Lage. Wenn Ihre Geschichte wahr ist, dann haben Sie in einem schwerwiegenden Mordfall wichtige Informationen unterschlagen.«
    »Wenn die Geschichte wahr ist?« schrie Einar. »Natürlich ist sie wahr.«
    »Für uns ist das nicht selbstverständlich.«
    »Typisch. Jetzt wissen Sie, warum ich nicht angerufen habe. Ich wußte ja, daß es so enden würde. Ihr macht euch über alles her, was ihr kriegen könnt, genau, wie ich mir das gedacht habe.«
    Er fuhr herum und kehrte Sejer den Rücken zu.
    »Hatten Sie am 20. tagsüber oder abends Kontakt zu Gøran Seter?«
    »Wir haben keinen Kontakt. Ich bin mehr als doppelt so alt wie er.«
    »Aber etwas haben Sie trotzdem geteilt?«
    Einar erkannte voller Unbehagen, daß hier von Lillian die Rede war.
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte er mürrisch. »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. So ist es gewesen. Ich begreife jetzt, wie dumm ich mich verhalten habe, aber ich wollte einfach nicht in die Sache hineingezogen werden.«
    »Jetzt ist es zu spät«, sagte Sejer. »Sie stecken schon ganz tief drinnen. Wenn Sie sich sofort gemeldet hätten, wären Sie jetzt vermutlich schon längst von jedem Verdacht befreit. Aber jetzt müssen wir einige Untersuchungen anstellen. Unter anderem in Ihrem Haus und Ihrem Wagen.«
    »Nein. Nein, verdammt noch mal!« schrie Sunde.
    »Doch, verdammt noch mal, Sunde. Und Sie warten hier solange.«
    »Sie meinen doch nicht, die ganze Nacht?«
    »So lange es nötig ist.«
    »O Scheiße. Ich habe doch Kinder und überhaupt.«
    »Dann müssen Sie denen erklären, was Sie gerade mir erklärt haben. Der Unterschied ist, daß Ihre Kinder Ihnen verzeihen werden. Ich werde das nicht tun.«
    Er stand auf und ging. Einar blieb stocksteif sitzen. Herrgott, dachte er. Was habe ich getan?
     
    Vier Beamte fuhren zu Einar Sundes Haus. Skarre steuerte sofort das Schlafzimmer an. Ein großer Schrank enthielt Bettwäsche und Handtücher. Es war deutlich zu sehen, daß einiges entfernt worden war, der Schrank war nur halbvoll. Er sah die Bettwäschestapel durch und hatte ziemlich bald das Gesuchte gefunden. Grüne Bettbezüge mit Seerosen.
    Nach dem Bild von Monet. Vielleicht hatte Gøran die Wahrheit gesagt, vielleicht war er am 20. abends hiergewesen. Oder hatte er diese Bettwäsche von einem anderen Abend her in Erinnerung? So gesehen war das kein Alibi. Trotzdem fand Skarre es beunruhigend. Sie nahmen Einars Wagen mit, um ihn von der Technik untersuchen zu lassen. Es wurde mehrmals auf den Kopf gestellt, aber keine wichtigen Funde konnten gemacht werden. Aber war es denn möglich, daß ein gescheiter Mensch sich dermaßen blödsinnig aufführen konnte? Zeigte das alles nicht eine ungeheuerliche Arroganz? Skarre dachte an die feinen Nachthemden, die Unterwäsche und die Toilettenartikel, die Poona sich für Gunder angeschafft hatte. Einar hatte das alles ins Wasser geworfen? Was war das denn nur für ein Mensch?
    »Das Schlimmste ist, daß ich ihm glaube«, sagte Sejer später im Büro. Skarre öffnete ein Fenster. Er setzte sich auf die Fensterbank und rauchte.
    »Du läßt ihn also laufen?«
    »Ja.«
    »Gøran ist trotz allem unser Mann?«
    »Ich bin ziemlich sicher. Aber er hat einen starken Überlebensinstinkt. Und seine physische Form ist eine gute Hilfe.«
    »Ich meinerseits glaube Lillian Sunde nicht«, sagte Skarre und erzählte von der grünen Bettwäsche.
    »Na gut. Dann hat sie also solche. Er hat sie einmal gesehen und nicht vergessen. Ich bezweifle ja auch gar nicht, daß sie ein Verhältnis hatten. Das scheint schließlich das ganze Dorf zu wissen. Aber er war am fraglichen Abend nicht bei ihr. Er war außer sich vor Wut, nachdem Ulla ihm den Laufpaß gegeben hatte. Hat Lillian angerufen und sich noch eine Abfuhr geholt. Hinten im Auto lagen die Gewichte. Dann kam Poona die Straße entlang. Er hielt an und sprach mit ihr. Vielleicht hat er angeboten, sie zu Jomanns Haus zu fahren. Dann wurde er zudringlich, und sie hatte Angst. Seine Wut ging mit ihm durch. Den Koffer hat er nie gesehen. Jetzt wissen wir, warum. Der stand in der Kneipe. Dann hat er sie umgebracht. Er ist in Panik geflohen und hat sich umgezogen. Er hat ganz einfach sein Trainingszeug übergestreift. War gegen elf zu Hause. Sagt seiner Mutter, daß er mit Ulla beim Babysitten war. Wir wissen, daß das nicht stimmt. Von Form und Gewicht her können seine Hanteln Poonas Verletzungen verursacht haben. Das weiße Pulver stammt aus dem Fitness-Studio, wir kennen sonst keinen

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