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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sie. »Über die Sache draußen auf Hvitemoen weiß ich rein gar nichts.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Skarre lächelnd. »Aber so arbeiten wir eben. Wir drehen jeden Stein um.«
    »Unter mir kriecht aber nichts herum«, sagte sie mit aufgesetzter Empörung. Worauf Skarre ein wenig verlegen lächelte.
    »Bestimmt nicht. Ich versuche ja auch nur, Eindruck zu schinden, aber leider habe ich nicht jedesmal Glück damit. Können wir irgendwo ungestört reden?«
    »Ich kann hier nicht weg«, sagte sie hastig.
    »Kann Sie denn niemand für einen Moment vertreten?«
    Sie schaute sich nach allen Seiten um. In der Bäckereiabteilung standen zwei junge Frauen, die nicht viel zu tun zu haben schienen. Sie winkte der einen zu, und die kam angelaufen.
    »Da hinten gibt es eine Kaffee-Ecke. Dahin können wir uns setzen.«
    Die Stühle waren schrecklich. Aus Gußeisen. Skarre löste das Problem, indem er sich auf die äußerste Kante setzte und sich vorbeugte.
    »Der Ordnung halber. In diesem Stadium unserer Ermittlungen geht es uns darum, mögliche Verdächtige ausschließen zu können. Verstehen Sie? Wir versuchen festzustellen, wo sich die Betroffenen am Abend des 20. aufgehalten haben. Und was sie gesehen haben könnten.«
    »Aha. Aber ich habe wirklich nichts gesehen.« Sie blickte ihn abwartend an.
    »Ich frage trotzdem. Wo waren Sie am Abend des 20.?«
    Ulla dachte nach. »Zuerst beim Training im Adonis. Zusammen mit einem Bekannten.«
    »Mit wem?«
    »Einem gewissen Gøran.«
    Skarre fand ihre Wortwahl seltsam, schließlich redete sie über ihren Liebhaber, aber er sagte nichts dazu.
    »Wir waren so gegen acht fertig. Dann bin ich mit dem Bus zu meiner Schwester gefahren, sie wohnt zehn Kilometer von Elvestad entfernt. Sie ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Auf den habe ich an diesem Abend aufgepaßt«, sagte sie.
    »Ach ja? Und wie lange waren Sie dort?«
    »So ungefähr bis Mitternacht.«
    »Und – dieser Gøran. Der war bei Ihnen?«
    »Nein«, sagte sie kurz. »Ich brauche keine Gesellschaft, um auf einen Zweijährigen aufzupassen. Ich habe ferngesehen und bin mit dem letzten Bus nach Hause gefahren.«
    »Ihr Freund hat Ihnen also keine Gesellschaft geleistet?«
    Jetzt blickte sie ihn trotzig an. »Mein Freund? Wer hat das denn behauptet?«
    »Gøran«, sagte Skarre.
    »Ich habe keinen Freund«, sagte sie.
    Skarre stützte das Kinn in die Hände und sah sie an. Sie trug an einer Hand einen schönen Ring mit einem schwarzen Stein.
    »Sie sind also nicht mit Gøran Seter zusammen?« fragte er ruhig.
    »Das war ich mal«, sagte sie, und er nahm in ihrer Stimme eine gewisse Resignation war.
    »Aber jetzt ist Schluß?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Genau seit diesem Tag«, sagte sie. »Seit dem 20., nach dem Training. Ich wollte nicht mehr.«
    Sekunden schlichen dahin, während Skarre diese Auskunft verdaute und vage ihre Bedeutung ahnte.
    »Ulla«, sagte er leise. »Verzeihen Sie diese aufdringlichen Fragen. Aber ich muß einiges über Ihre Trennung von Gøran wissen.«
    »Und warum?« fragte sie unsicher.
    »Das kann ich nicht erklären. Bitte, antworten Sie. Wann und wie genau ist das passiert?«
    »Aber warum muß ich denn darüber reden?«
    »Ich verstehe, daß Sie meinen, daß mich das nichts angeht. Aber das ist leider nicht der Fall.«
    »Wir haben nichts mit dieser Sache zu tun. Ich will nicht darüber reden.«
    Sie verschloß sich. Skarre ließ nicht locker.
    »Sie brauchen nicht ins Detail zu gehen. Erzählen Sie mir nur kurz, was passiert ist.«
    Er bohrte seine blauen Augen in Ullas grüne. Das klappte sonst immer, und auch Ulla war keine Ausnahme.
    »Wir waren fast ein Jahr zusammen. Und wir gingen so zwei- oder dreimal pro Woche zum Training ins Adonis. Ich trainiere nicht immer dreimal, Gøran wohl. Und dann holt er mich ab und wir fahren zusammen. Bleiben zwei Stunden im Studio, und dann fahren wir wieder. Am Abend des 20. waren wir im Adonis, und ich wollte Schluß machen. Ich wartete bis nach dem Training. Dann gingen wir in die verschiedenen Umkleideräume. Ich hatte eine Höllenangst«, gab sie zu. »Beschloß, es aufzuschieben. Eine bessere Gelegenheit abzuwarten. Aber dann ist es mir einfach so herausgerutscht. Wir haben uns wie immer am Eingang getroffen. Er trank eine Cola, ich eine Sprite, und die haben wir draußen getrunken. Und da habe ich es ihm gesagt. Daß ich nicht mehr wollte. Daß ich den Bus nehmen würde.«
    Skarres Gedanken jagten wild in alle Richtungen

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