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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sicher, daß der Mann im Schuppen größer gewesen war. Wie sollte sie sich je wieder aus dem Haus wagen? Mit dem Bus zur Schule fahren oder durchs Dorf radeln? Sie ging zum Bett zurück und legte sich wieder hin. Die Stunden verstrichen. Das Licht drang durch die Vorhänge, und sie hörte die Vögel im Garten. Jetzt, wo ihre Mutter im Haus war, konnte sie sich endlich entspannen. Sie schlief ein und wurde davon geweckt, daß jemand an ihrem Bett stand. Es war schon später Vormittag.
    »Bist du krank?« fragte ihre Mutter überrascht. Linda kehrte ihr den Rücken zu.
    »Gehst du nicht in die Schule?«
    »Nein.«
    »Aber was ist denn los?«
    »Kopfschmerzen.«
    »Warum hast du gewaschen und die Sachen dann nicht aufgehängt«, wollte die Mutter wissen.
    Linda schwieg. Ihr wurde ja doch nie geglaubt.
    »Du kannst mir ja wohl wenigstens eine Antwort geben«, sagte die Mutter.
    Aber Linda schwieg. Es tat gut, ganz still zu liegen und nicht zu antworten. Sie würde nie mehr antworten.
     

DIE MORDWAFFE HATTE, 
    so die Gerichtsmedizin, eine glatte Oberfläche. Ein Hammer konnte es deshalb nicht gewesen sein. Die Waffe war entweder sehr schwer, der Mörder sehr stark, oder beides. Sejer blätterte in den Papieren und dachte nach. Die Dreistigkeit dieses Täters erstaunte ihn. Auf einer Wiese, während es noch hell war. Nur wenige Meter von Gunwalds Haus entfernt. Aber wenn der Mörder sich in der Gegend nicht auskannte, wußte er vielleicht nichts von dem Haus und hatte es im Eifer des Gefechts auch nicht gesehen. Andererseits passierten solche Verbrechen in der Regel im Schutz der Dunkelheit. Der Mörder war nicht von der Straße abgebogen, um mit Poona in einen Wald zu fahren. Er hatte impulsiv gehandelt, es war plötzlich passiert. Aus irgendeinem Grund war er von einem Zerstörungsdrang von seltenem Ausmaß überwältigt worden. Wenn ihm das zum ersten Mal passiert war, dann mußte er sich jetzt fürchten, vor sich und seiner Wut. Auf irgendeine Weise würde er das zeigen. Aber das könnte seine Zeit dauern. Vielleicht würde er sich aufs Trinken verlegen. Oder ein auffahrendes, streitsüchtiges Wesen entwickeln, oder sich in sich zurückziehen und sein grausiges Geheimnis in sich verschließen.
    Jacob Skarre trat in die Tür. Er sah müde aus, was ungewöhnlich war.
    »Schlecht geschlafen?« fragte Sejer und sah ihn an.
    »Linda Carling hat heute nacht angerufen. Es war fast zwei.«
    Sejer musterte ihn überrascht. Skarre schloß hinter sich die Tür.
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte er.
    »Sie ist ja nicht gerade deine Tochter«, sagte Sejer.
    »Nein, ich mache mir meinetwegen Sorgen.«
    Sejer zeigte auf einen Stuhl.
    »Sie hat zum zweiten Mal anrufen. Beim ersten Mal hat sie von einem Mann im Garten berichtet, der sie anstarrte. Sie war allein zu Hause, das ist sie oft. Dann hat sie heute nacht um kurz nach zwei angerufen und behauptet, sie sei überfallen worden. Im Schuppen. Von einem Mann, den sie für den Mörder hielt. Und der ihr eingeschärft habe, daß sie kein Wort mehr über Hvitemoen sagen soll.«
    Sejer hob eine Braue. Was ziemliches Erstaunen verriet.
    »Und das erzählst du erst jetzt?«
    Skarre nickte unglücklich.
    »Die Sache ist die, daß sie Dinge erfindet«, sagte er niedergeschlagen. »Sie ist scharf auf mich.«
    »Das Selbstvertrauen junger Menschen ist immer wieder erfrischend«, sagte Sejer mit zusammengekniffenen Augen. »Bist du sicher?«
    »Heute nacht war ich sicher«, sagte Skarre unglücklich. »Sie hat behauptet, der Überfall sei gegen Mitternacht passiert. Sie hat niemanden angerufen. Sie hat geduscht und ist ins Bett gegangen. Sie hat nicht einmal ihre Mutter angerufen, die mit ihrem Lastwagen unterwegs war. Erst um zwei ist sie dann aufgestanden und hat mich geweckt. Ich begreife das nicht. Sie hätte doch sofort angerufen. Sie wäre ins Haus gestürzt und hätte angerufen. Auf der Wache. Nicht bei mir zu Hause. Und das ist noch nicht alles. Ich habe sie vor meiner Wohnung gesehen, zweimal. Sie stand auf der Straße und schaute zu meinen Fenstern hoch. Ich habe so getan, als ob ich nichts gemerkt hätte.«
    »Aber du sagst, du machst dir Sorgen?«
    »Was ist, wenn sie die Wahrheit sagt?« fragte Skarre. »Wenn der Mörder wirklich der war.«
    »Das klingt wie reines Wunschdenken«, meinte Sejer.
    »Ich habe Angst, daß ich mich irren könnte.«
    »Aber davon abgesehen?« fragte Sejer. »Was konnte sie über diesen Eindringling berichten?«
    »Nichts. Nur, daß er groß

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