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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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reinwaschen«, sagte Sejer schlicht. »Sie sollen aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen werden. Das wollen Sie doch, oder?«
    Gørans Augen flackerten unsicher.
    »Natürlich.«
    »Dann müssen Sie die Sachen finden. Das ist eine einfache und absolut erfüllbare Bitte.«
    Gøran schluckte.
    »Wir müssen meine Mutter fragen. Die ist für die Wäsche zuständig.«
    »Und wird sie die Sachen finden?«
    »Das kann ich doch nicht wissen.«
    »Besteht die Gefahr, daß sie sie nicht findet?«
    Gøran trat wieder ans Fenster. Starrte hinaus in den Garten.
    »Erzählen Sie, wo Sie am Abend des 20. waren.«
    Sejers Stimme war jetzt gedämpft.
    Gøran fuhr mit plötzlicher Heftigkeit herum. »Daß jemand eine Notlüge bringt, bedeutet noch lange nicht, daß er ein Mörder ist.«
    Der Vater schloß erschrocken die Augen.
    »Das weiß ich, Gøran. Ich höre viele Notlügen. Aber wenn Sie wissen, was für Sie gut ist, dann sagen Sie die Wahrheit, auch, wenn die unangenehm ist.«
    »Die geht aber niemanden etwas an«, sagte Gøran wütend. »Warum zum Henker bin ich in diese Situation geraten?«
    Sein Vater stand auf. »Wovon redest du eigentlich, Gøran?«
    »Du kannst jetzt abhauen«, war die Antwort. Der Vater blickte den Sohn forschend an und verließ dann widerwillig das Zimmer. Er ließ die Tür hinter sich offenstehen. Gøran schloß sie mit einem Tritt und ließ sich aufs Bett sinken.
    »Ich war mit einer Frau zusammen.«
    »Das kann uns allen mal passieren«, sagte Sejer und nickte. Er schaute Gøran die ganze Zeit scharf an. Irgendwo verspürte er eine schwache Sympathie. Die überkam ihn immer dann, wenn ein Mensch in Schweiß ausbrach und sich vor Verzweiflung wand. Aber dieses Haus, dieses Zimmer sprachen ihn nicht an. Es war ein verschlossenes Haus ohne Wärme.
    »Wie heißt sie?«
    »Es gibt nur Ärger, wenn ich das sage.«
    »Es ist noch viel schlimmer, wegen sehr viel ernsterer Dinge verdächtigt zu werden.«
    Gøran machte eine hilflose Handbewegung. »Das hier hab ich nicht verdient, verdammt noch mal.«
    »Wir bekommen nicht immer, was wir verdienen«, sagte Sejer. »Mit einer Frau zusammenzusein ist kein großes Verbrechen. Das passiert dauernd. Ist sie verheiratet?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Angst vor ihrem Mann?«
    »Nein, zum Teufel. Angst vor dem? Die werden sich ja doch scheiden lassen.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    Sejer musterte ihn forschend. Das junge Gesicht rang mit einer schweren Entscheidung. »Sie ist um einiges älter als ich.«
    »Auch das kommt vor«, sagte Sejer gelassen. »Das ist nichts so Besonderes, wie Sie glauben.«
    »Ich glaube doch verdammt noch mal nicht, daß es etwas Besonderes ist. Aber mir wird diese Sache aufs Butterbrot geschmiert werden. Und ihr auch.«
    »Das werden Sie schon aushalten. Sie sind doch beide erwachsene Menschen. Und im Vergleich zu dem, was hier in Ihrem Ort passiert ist, ist es eine Bagatelle.«
    »Sie ist fünfundvierzig«, sagte Gøran und starrte auf den Boden.
    »Wie lange läuft dieses Verhältnis schon?«
    »Fast ein Jahr.«
    »Und Ulla? Weiß sie davon?«
    »Um Himmels willen, nein!«
    »Sie sind zusammen mit Ulla und haben gleichzeitig ein Verhältnis mit dieser verheirateten Frau?«
    »Ja.«
    »Wo treffen Sie sich?«
    »Bei ihr zu Hause. Sie ist viel allein.«
    »Den Namen, Gøran.«
    Es blieb lange still. Gøran fuhr sich mit den Händen durch die Haare und stöhnte. »Sie wird durchdrehen.«
    »Aber das hier ist ernst. Sie wird das bestimmt verstehen.«
    »Bei Ulla gibt’s nicht viel zu holen«, sagte Gøran bitter. »Sie sieht nur so aus. Aber das andere, ja, Sie wissen schon, was ich meine, das muß ich mir anderswo holen.«
    »Das andere?«
    »Jetzt tun Sie nicht so, als hätten Sie das nicht kapiert.«
    »Ich will nur sicher gehen, daß ich Sie richtig verstanden habe. Das können Sie verlangen. Bei dieser Beziehung geht es um Sex und sonst um kaum etwas?«
    »Ja.«
    Gørans Gesicht war jetzt dunkelrot. Sejer konnte trotzdem die schwachen Kratzspuren erkennen.
    »Sie heißt Lillian. Sie wohnt in dem Schweizer Chalet, über das alle lästern. Ist mit Einar Sunde verheiratet. Dem Gastwirt.«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Haben Sie sie vom Auto aus angerufen?«
    »Ja.«
    »Um welche Uhrzeit sind Sie bei ihr eingetroffen?«
    »Keine Ahnung. Ich bin vom Adonis aus gleich hingefahren. Und ich fahre schnell.«
    Er sah verzweifelt aus. Und durch und durch verlegen.
    »Wenn Sie also um acht losgefahren sind, wie Ulla sagt,

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