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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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schnell satt«, gab er zu. »Frauen können so wenig vertragen. Und machen soviel Ärger.«
    »Ja. Das stimmt. Wir sind uns also einig, daß sie anders sind. Aber wenn sie das nicht wären, dann hätte es doch auch keinen Sinn, ihnen hinterherzulaufen.«
    »Nein, hihi. Das haben Sie wohl recht.«
    Gøran lachte gutmütig über sich selber.
    »Und Ulla?« fragte Sejer vorsichtig.
    Gøran legte den Kopf schräg. »Ulla ist toll. Durchtrainiert. Bei der hängt nichts. Abgesehen vom Kopf ab und zu.«
    »Es war sicher hart für Sie, daß sie Schluß gemacht hat. Wo Sie doch sonst derjenige sind, der geht?«
    »Es ist so«, sagte Gøran plötzlich, »daß sie wie ein Kind hin- und herwackelt. Sie macht immer wieder Schluß.«
    »Sie glauben, daß sie zurückkommt?«
    »Vermutlich«, sagte er voller Überzeugung. Für einen Moment blickte er Sejer ins Gesicht. »Und diese dumme Nuß, die mein Auto identifiziert hat, die kann nicht mal einen Bus von einem LKW unterscheiden. Die Linda taugt nicht viel. Ziemlich übel, daß Sie solche Leute ernst nehmen.«
    »Darüber reden wir noch in aller Ruhe. Wir haben es nicht eilig.«
    Gøran biß sich auf die Lippe. »Sie sollten lieber nach dem Arsch suchen, der es getan hat. Jetzt vergeuden Sie Ihre Zeit mit mir. Ich hoffe, Sie sorgen dafür, daß andere anderswo suchen, denn sonst kann ich Ihnen sagen, daß Sie das Geld der Steuerzahler aus dem Fenster werfen.«
    Sejer lehnte sich zurück.
    »Sind Sie gern zur Schule gegangen? Sie haben doch die Grundschule in Elvestad besucht.«
    »Ja. Das hat mir gut gefallen.«
    »Die Lehrer auch?«
    »Einige. Der, den wir in Werken hatten. Und der Sportlehrer.«
    »Ja«, Sejer war etwas eingefallen. »Sie arbeiten ja bei einem Tischler. Was machen Sie da?«
    »Eine Ausbildung eben. Ich tischlere alles von Bücherregalen bis zu Blumenkästen. Nach Maß.«
    »Gefällt Ihnen das?«
    »Der Chef ist in Ordnung. Doch, ich bin zufrieden.«
    »Und dann riecht es in einer Schreinerei immer so gut. Habe ich recht?«
    Gøran nickte. »Ja. Es riecht nach Holz. Und jede Sorte hat ihren eigenen Geruch. Das lernt man so nach und nach.«
    So verging die Zeit. Die Männer redeten. Gørans Schultern senkten sich. Er lächelte häufiger. Nahm sich Cola. Fragte, ob Sejer sich einen neuen Hund anschaffen werde, wenn es nicht gut ausginge mit – wie hieß der doch noch gleich? Kollberg. Der pure Wahnsinn, ein Tier Kollberg zu nennen!
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sejer, mit aufgesetzter und zugleich echter Trauer.
    Die ganze Zeit machte er sich Notizen. Ob Gøran einen guten Rat habe, was Hundedressur betraf. »Ich habe in der Hinsicht nicht viel geleistet«, gab er zu. Ein wenig beschämt, mit einem schuljungenhaften Blick für den Experten. Doch, Gøran wußte alles und erzählte begeistert von Kairo, der auf den leisesten Wink gehorchte. »Aber wenn Sie keinen gehorsamen Hund haben, dann ist es doch möglich, daß Sie das gar nicht wollen.«
    Sejer nickte nachdenklich. »Das ist eigentlich sehr klug gesagt«, meinte er. Und Gøran hatte damit ein drittes Kompliment erhalten. Zwei Stunden vergingen wie im Flug. Sejer schrieb seine Notizen ins Reine.
    »Lesen Sie das sorgfältig durch. Sie müssen unterschreiben und damit bestätigen, daß dieses Gespräch wirklich stattgefunden hat. Das wird sich jedesmal wiederholen, wenn wir uns unterhalten haben. Mit anderen Worten, Sie entscheiden, was hier steht.«
    Gøran nickte, las und unterschrieb. Sejer stand auf und trat neben ihn.
    »Verdammt«, Gøran lächelte und schaute nach oben, denn trotz seiner Kraft kam er sich neben Sejer klein vor.
    »Ihnen fehlt ja nicht viel an zwei Metern.«
    Er wurde in seine Zelle zurückgebracht. Kein Wort war über den Mord verloren worden. Das begriff er nicht. Aber jetzt war Mittagessen angesagt. Spiegelei mit Speck. Beim Essen dachte er an Sejer. Das mit dessen Hund war im Grunde ja traurig.
     

»HALLO, MARIE«, 
    sagte Gunder. Er zog den Stuhl ans Bett. Seine Schwester war vom Beatmungsgerät befreit worden und atmete selber. Doch sie erwachte nicht. Die ungewohnte Stille im Raum machte ihm angst. Marie atmete, aber nicht so gleichmäßig wie das Gerät. Das machte ihn nervös, und er hätte ihr gern geholfen.
    »Heute habe ich das Bild von dir und Karsten angeschaut. Das Hochzeitsbild. Du hast dich so verändert. Dein Gesicht gerät aus der Form. Der Arzt sagt, das kommt davon, daß du deine Muskeln nicht benutzt. Und es hilft ja auch nichts, wenn ich Witze mache, du lachst

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