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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sollen, daß ich bei Lillian war.«
    »Lillian streitet das ab«, sagte Sejer.
    »Lillian ist eine Fotze auf zwei Beinen!« Er sprang auf, ließ sich aber wieder auf den Stuhl fallen.
    »Ich kapier nicht, warum Frauen nicht zu dem stehen wollen, was sie im Bett machen«, sagte er verzweifelt. »Die werden doch auch geil. Sie wollen das nur nicht zugeben.« Er verzog beleidigt den Mund.
    »Für Frauen ist das auch schwieriger«, sagte Sejer. »Aus vielen verschiedenen Gründen. Unter anderem wird es gegen sie verwendet. Bei Männern dagegen gilt es als ganz normal.«
    Er füllte zwei Gläser und schob Gøran das eine zu.
    »Lassen wir das erst mal auf sich beruhen, Gøran. Reden wir von etwas anderem. Wir haben Zeit genug. Dieses Haus, in dem Sie wohnen, ist wirklich schön. Haben Sie schon Ihr ganzes Leben dort gewohnt?«
    »Ja.«
    »Wie war es, in Elvestad aufzuwachsen?« fragte Sejer neugierig.
    »Naja. Es ist ja nicht gerade Las Vegas.«
    Gøran lächelte widerwillig. Friis hatte gesagt, er solle Fragen beantworten, mehr aber nicht. Aber es war leichter draufloszureden.
    »Sie träumen vielleicht von etwas anderem?«
    »Das kommt schon vor«, sagte Gøran. »Von einer Wohnung in Oslo vielleicht. Aber dann frißt die Miete mein ganzes Gehalt.«
    »Aber Sie haben nie Langeweile, oder? Sie sind sehr aktiv. Arbeiten und trainieren hart. Treffen sich mit Freunden. Waren Sie immer schon so tüchtig?«
    Gøran wurde nur selten als tüchtig bezeichnet. Und bei genauerem Nachdenken fand er dieses Lob gerechtfertigt.
    »Ich habe mit fünfzehn mit dem Training angefangen.«
    »Ich laufe«, sagte Sejer. »Deshalb bin ich ausdauernd. Aber besonders stark bin ich sicher nicht.«
    »Das ist sehr interessant«, sagte Gøran. »Die meisten Leute haben keine Ahnung von ihren eigenen Kräften. Weil sie sie nie benutzen. Wenn ich Sie zum Beispiel fragte, wieviel Sie heben können, dann würde ich wetten, daß Sie das nicht wüßten.«
    »Das stimmt«, sagte Sejer und lächelte beschämt. »Ich habe keine Ahnung. Müßte ich das wissen?«
    »Himmel, ja. Man muß doch wissen, was man schafft.«
    »Sie meinen also, das gehört dazu, sich selber zu kennen?«
    »Das meine ich. Ich weiß genau, was ich schaffe. Auf der Stemmbank bringe ich hundertfünfzig«, sagte er mit kaum verhohlenem Stolz.
    »Das Schlimmste ist, daß mir das nicht viel sagt«, sagte Sejer. »Sie hätten auch hundert oder zweihundert sagen können. Ich hätte alles akzeptiert.«
    »Genau. Das finde ich ja so seltsam.«
    Sejer legte eine Pause ein und machte sich Notizen.
    »Was schreiben Sie da?« fragte Gøran plötzlich.
    »Ich notiere das, worüber wir sprechen. Sie haben einen feinen Hund. Bedeutet der Ihnen sehr viel?«
    »Ja, inzwischen schon. Ich habe ihn seit vier Jahren.«
    »Dann haben Sie ihn noch lange«, sagte Sejer. »Ich habe einen Leonberger. Ihm sind gerade Geschwülste aus dem Rücken operiert worden. Und jetzt weiß ich nicht, ob wir ihn wieder auf die Beine bekommen. Er sieht aus wie Bambi auf dem Glatteis, der Arme.«
    »Alt?« fragte Gøran mit mäßigem Interesse.
    »Zehn Jahre. Er heißt Kollberg.«
    »Meine Fresse. Was ist das denn für ein Name?«
    »Vielen Dank«, Sejer grinste. »Das höre ich nicht zum ersten Mal. Wie heißt Ihr Hund?«
    »Kairo. Sie wissen schon, dunkel und heiß.«
    »Mm. Klasse Name. Ich habe leider keine so elegante Phantasie wie Sie.«
    Gøran hatte innerhalb von kurzer Zeit zwei Komplimente erhalten. Sonst bekam er innerhalb eines ganzen Jahres nicht so viele.
    »Erzählen Sie mir über Ihre Geliebten«, sagte Sejer. Er lächelte noch immer, ein breites, vertrauenerweckendes Lächeln, es war offen wie das Meer.
    Gøran wand sich.
    »Hab keine Geliebten«, sagte er mürrisch. »Ich hab eine Frau oder ich hab keine.«
    »Ach«, sagte Sejer. »Sie haben Frauen. Aber Sie lieben sie nicht?«
    »Manche hab ich wohl mehr gemocht als andere«, sagte Gøran widerwillig.
    »War Ulla eine davon?«
    Stille. Gøran trank seine Cola und ertappte sich dabei, wie er auf die Uhr schaute. Die hatte fünf Minuten hinter sich gebracht.
    »Von wie vielen Frauen ist hier die Rede?« Sejer sah Gøran an. Dessen Haut war glatt und hell, sein Hals nach jahrelangem Training muskulös, seine Fäuste kräftig, die Finger kurz.
    Gøran zählte in Gedanken. »Sagen wir, zwölf bis fünfzehn.«
    »Und in wie vielen Fällen hat die Frau Schluß gemacht?« fragte Sejer jetzt.
    »Nein, verdammt«, sagte Gøran. »Das mach immer ich. Ich krieg sie

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