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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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untersuchen, wie Krieg in ein Phänomen der Popkultur transformiert wird. Der Soundtrack aus Midi-Files
     bekannter |253| Hits aus den sechziger Jahren trägt zum nostalgischen Flair der Arbeit bei.
Vietnam Romance
thematisiert das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu seiner eigenen Geschichte und zeigt die Erosion von Erinnerung durch
     die zunehmende mediale Vermittlung auf – zuerst durch das Kino und die Popmusik und nicht zuletzt durch die Video- und Computerspiele.
    Abbildung 3: Cory Arcangel, Blue Tube, 2007
    (Quelle: Netzprojekt, Screenshot)
    Auch der New Yorker Künstler Cory Arcangel thematisiert in seinen Arbeiten die Beziehungen von Technologie und Kultur. Er
     nutzt vorhandene Hard- und Software, um diese zu manipulieren und neue ästhetische Resultate zu generieren. Zu seinen bekanntesten
     Projekten gehören die Game-Hacks von Nintendo-Spielkonsolen und die Bearbeitung veralteter Computersysteme aus den siebziger
     und achtziger Jahren. In
Super Mario Clouds
(2002) nahm er das gleichnamige Computerspiel
Super Mario Bros.
und löschte alle Figuren und Landschaften bis nur noch die Wolken übrig blieben. Ähnlich minimalistisch ist auch seine aktuelle
     Arbeit
Blue Tube
(2007).
    Das Video stellt eine simple Intervention auf der Video-Sharing-Website YouTube dar. Das kurze Video verwandelt das Firmenlogo
     von YouTube, welches auf allen Videos der Seite eingeblendet wird, vom ursprünglichen Rot zu Blau. Durch seinen unscheinbaren
     Eingriff in das populäre File-Sharing-System macht Arcangel deutlich, wie wenig Softwarestrukturen von Internetnutzern hinterfragt
     werden. Die Seite dient einem Millionenpublikum weltweit als Distributionssystem, bei welchem die Rechte am eigenen Material
     an die Betreiber der Plattform abgegeben werden. Arcangel |254| übt keine Kritik mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern weist mit einem Augenzwinkern auf die Fakten und Realitäten der Softwaresysteme
     hin, die gemeinhin als die neuen Instrumente einer Demokratisierung des Netzes betitelt werden.
    »I simply draw attention to the YouTube logo that it embeds in all the videos it displays. I was hoping to point out to people,
     that this is a brand, and it will have all the problems, ups and downs, that are associated with this structure. At this moment,
     YouTube is seen as this utopia, this perfect entity of entertainment. I was hoping to shine a light on it, and say, hey, its
     temporary, it won't last forever, etc, etc. It's just like all other technology. We will laugh at it in ten years. Just like
     ›…we used to watch crappy little square videos on webpages! Ha, haha. It’s so cute!‹« (Arcangel 2007)
     
    Mashups
    Neben seinen online-basierten Arbeiten beschäftigt sich Arcangel intensiv mit Musikkultur und ihren marktstrategischen Inszenierungen.
     Er benutzt musikalische Verfahrensweisen als visuelle Methoden für seine Videoarbeiten. Bootlegging, das illegale Mitschneiden
     von Konzerten oder sogenannte
mashups
, in welchen Musikfans zwei Songs digital verschmelzen, um ein unerwartetes Hybrid daraus zu erzeugen, setzt er als künstlerische
     Strategien in seinen Werken ein. In
Beach Boys/Geto Boys
(2004) ist es allein die Ähnlichkeit von Bandnamen, die ausschlaggebend für die Bildkombination ist. In seinem
mashup
stellt Arcangel einer historischen Liveaufnahme der
Beach Boys
ein aktuelles Musikvideo der Rapgruppe
Geto Boys
gegenüber. In dieser Konfrontation von Musikstilen, die divergenter kaum sein könnten, gelingt es ihm, Gemeinsamkeiten der
     Marktmechanismen amerikanischer Popkultur deutlich werden zu lassen.
     
    Blogs
    »Anything but stupid« 6 nennt die New York Times die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Marisa Olson, die sich in ihren Werken kritisch mit medialen
     Inhalten und Formaten auseinandersetzt. In ihrem Video
The One
|255|
That Got Away
(2004) thematisiert sie das Recht des Einzelnen am eigenen Bild, welches von den Massenmedien oftmals negiert wird.
    Abbildung 4: Marisa Olson, American Idol Audition Training Blog, 2004
    (Quelle: Netzprojekt, Screenshot)
    Das Fernsehen wird zwar von Formaten geprägt, welche auf der aktiven Teilnahme des Publikums basieren, aber das Recht der
     Ausstrahlung der Aufnahmen verbleibt beim Sender – die teilnehmenden Akteure dürfen ihre eigenen Aufnahmen nicht Gewinn bringend
     weiterverwerten. Das Video
The One That Got Away
ist Ergebnis und Reflexion der Teilnahme von Olson am amerikanischen Starwettbewerb
American Idol
, einer beliebten

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