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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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beziehungsweise verbessert
     werden. Der Begriff steht auch für den Hype, der sich in den letzten Jahren zu diesem Thema entwickelt hat und der an die
     Internet-Euphorie der neunziger Jahre erinnert – vor dem Zusammenbruch der DotCom-Blase. Ob das Phänomen des
Web 2.0
tatsächlich auch den erhofften kommerziellen Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Spektakulär war vor zwei Jahren der Verkauf
     der Videoplattform YouTube an Google für 1,6 Milliarden Dollar – von null auf 1,65 Milliarden in 20 Monaten, nur so lange
     existierte YouTube zu diesem Zeitpunkt.
4
Spiegel Online, 09.06.2007, http://www.spiegel.de/dossiers/netzwelt/0,1518,426739,00. html, 24.03.2008.
5
Siehe auch: Lev Grossman, »Time’s Person of the Year: You«, http://www.time.com/ time/magazine/article/0,9171,1569514,00.html,
     29.05.2008.
6
Vgl. http://www.marisaolson.com/bio.html, 29.05.2008.

261
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|261| Hürdenläufe der Ermächtigung: Free Running und die Inanspruchnahme der Idee von Stadt
    Peter Mörtenböck
    Parkour, le parkour, freerun, Free Running oder schlicht auch PK – all das bezeichnet eine rasch wachsende Bewegung, die seit
     einigen Jahren darauf Einfluss nimmt, wie junge Menschen körperliche und spirituelle Beziehungen zu ihren Umwelten entwickeln.
     Wie Skateboarding, Breakdancing und andere subkulturelle städtische Sportarten beruht auch Free Running auf einem speziellen
     Repertoire an riskanten Sprung-, Dreh- und Flugbewegungen, mit denen Teile des Stadtraums temporär in Besitz genommen werden.
     Während sich andere Subkulturen in der Ausübung ihrer Disziplin auf eine bestimmte Art von Musik, Ausrüstung oder Mode stützen,
     genügt Free Running das Vermögen des eigenen Körpers. Das kunstvolle und scheinbar mühelose Überwinden von baulichen Hürden
     ohne Zuhilfenahme von mechanischen oder sonstigen Werkzeugen ist nicht nur zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung geworden,
     sondern scheint auch ein neues Potenzial des Städtischen freizulegen. Egal, ob man dieses neue Bewegungsrepertoire nun als
     Sport, als riskanten Zeitvertreib oder als eine Art von Kunst sieht: Seine weltweite Ausstrahlungskraft lässt unzählige Mikro-Schauplätze
     der Korruption räumlicher Strukturen entstehen. Ziel dieses Trends ist eine Überwindung von Hindernissen, die wir im Grunde
     genommen täglich als das Regelwerk der Stadt erfahren. Wenn sich die Anhänger von Parkour fließend
über
,
unter
oder
durch
jegliche Art von Hindernis bewegen, gilt ihr Credo dem Erlangen maximaler Freiheit in der geplanten Umgebung. Im
Freilaufen
der von Architekten und Behörden festgelegten Regeln werden Mauern und Zäune, Kanten und Geländer zu einer Art frei verfügbarem
     Mobiliar.
    »Zieh eine gerade Linie auf dem Plan deiner Heimatstadt. Beginne mit Punkt A und setze fort zu Punkt B. Betrachte die Elemente,
     die sich dir in den Weg stellen (Barrieren, Mauern, Stacheldrahtzäune, Bäume, Häuser, Gebäude) nicht als Hindernisse |262| . Umarme sie: klettere, überwinde, spring: lass deine Vorstellungskraft frei laufen: schon machst du Parkour.« 1
    Diese eigenwillige Mischung aus Körperlichkeit und Philosophie bezieht sich auf eine Vielfalt kultureller Referenzpunkte,
     darunter Videospiele, Filme wie
The Matrix,
Breakdance oder Jackie Chan. Was wie eine Kombination aus Tanz, Akrobatik und romantischem Mensch-Natur-Verständnis wirken
     mag, ist Teil einer visuellen Kultur, die aus dem Verwischen der Grenzen zwischen unterschiedlichen Mediengenres (Videoschirme,
     Werbetafeln, Computerspiele oder Mobiltelefone) im städtischen Raum gespeist wird. Die zunehmende Verschmelzung und Interaktion
     dieser Technologien suggeriert eine Ausweitung der Möglichkeiten, Stadt individuell zu beanspruchen: Private Kurznachrichten
     finden sich auf Billboards, Häuserfassaden werden zum Computerspiel. Auf ähnliche Weise vollführen Traceure – so die geläufige
     Selbstbezeichnung der Akteure von Parkour – Bewegungen, die eigentlich zur Bilderwelt von Science-Fiction-Filmen, Extremsportarten
     oder Computeranimationen gehören. Als lebendig gewordene Bilderwelt verbinden sie das Gewöhnliche mit dem Außergewöhnlichen.
     Sie stellen spektakuläre Szenen nach, lösen sie aus ihrem fiktionalen Zusammenhang und versetzen sie in die triste Welt vernachlässigter
     Stadtquartiere.
    Populäre Medien treiben diese Hybridisierung von realen und virtuellen Welten eifrig voran und machen sich die Faszination
     von Free Running zunutze,

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