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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ist der übliche Grund.“ Die Worte waren sehr sanft. Seine Arme übe r kreuzten sich über seinem Magen, was sie für Mitgefühl hielt. Sie erinnerte sich, daß er solche Szenen über und über gesehen haben mußte, während er mit seinem Vater zusammen schürfte. Er sagte nichts weiter; sie beobac h tete ihn, wie er den bogenförmigen Aufstieg des bleichen Knochens verfolgte, der sich in der Luft überschlug.
    „Wer diese Leute wohl waren? Wer möchte denn in einer … einer Müllkippe leben, ohne jemals etwas we g zuwerfen? Waren sie verrückt?“ Noch immer gefangen von der Faszination des Bizarren, war sie erschrocken über ihre Unfähigkeit, die Augen zu schließen oder we g zusehen.
    „Natürlich waren sie das. Was, zum Teufel, können sie sonst gewesen sein?“ Seine Stimme war dünn, hart und drahtig. „Genau wie wir, weil wir überhaupt hierherg e kommen sind. Hier ist nichts. Laß uns gehen.“
    Überrascht sah sie sich zu ihm um. „Aber wir sind doch gerade erst angekommen. Schau, es gibt hier doch auch noch andere Räume …“ Sie deutete auf die uneb e nen Wände, die engen Türen, die einen Weg in eine a n dere unbekannte Dunkelheit boten.
    „Vergiß es. Dort werden wir auch nichts anderes fi n den. Es gibt nichts in diesem Loch außer Tod und Müll.“ Er begann, sich zum Ausgang zu ziehen.
    „Verdammt, ich habe meinen Teil erfüllt, indem ich uns hergebracht habe. Wir werden erst dann gehen, wenn ich ganz sicher bin, daß wir hier nichts finden werden.“ Sie schwang drohend das Messer, das sie noch immer unbewußt mit ihren Händen umklammert hielt.
    Sein Körper erstarrte in ärgerlicher Überraschung oder in Angst. Sie ließ das Messer los und stieß es verlegen von ihnen weg. Dann bewegte sie sich entschieden in eine andere Richtung, dem ersten Eingang entgegen. Als sie dort angekommen war, sah sie, zurückbli ck end, ihn noch immer bewegungslos an derselben Stelle. „Nun, wirst du mir helfen?“
    Er schüttelte den Kopf, sein Helm funkelte in ihrem Lichtstrahl. Seine Hände drückten noch immer gegen seinen Magen. „Nein – wenn du dich umsehen willst, bitte. Ich nicht.“
    Wortlos drehte sie sich um und zog sich in die Öf f nung.
    Der dahinterliegende Raum war ebenfalls randvoll mit Ausdru ck en, sie hatte kaum Platz genug, um sich in der klaustrophobischen Enge umzudrehen und die Kammer wieder zu verlassen. Chaim beobachtete schwebend, wie sie wortlos zum nächsten Zugang driftete. Dahinter fand sie noch mehr Papier, doch fand sie auch zahllose Kopien von Vorkriegsillustrationen, alle säuberlich in Schachteln eingeordnet. Sie versuchte, eine von ihnen herauszuzi e hen, um festzustellen ob sie einen historischen Wert b e saßen, doch die Blätter klebten zusammen, wahrschei n lich aufgrund einer chemischen Reaktion zwischen P a pier und Tusche.
    Angewidert warf sie die Blätter weg. Eine Erinnerung erschien in ihrem Gehirn wie aufgewirbelter Staub: Ei n siedler. Sie hatte schon über solche Leute gelesen, und so wurden sie genannt; Leute, die sich sowohl physisch als auch psychisch in ihre eigene, private Welt zurückzogen. Die schreckliche Heiterkeit dieser lähmenden Furcht brachte ihren Körper zum Zittern – das Höchstmaß an Freiheit, das Höchstmaß an Sicherheit, der Gebärmutte r charakter dieses Ortes … Sie stieß sich von einem der Kartons ab und schoß durch das enge Loch des Ausgangs hinaus.
    Sie ging an Chaim, der noch immer still wartete, vo r bei und drang durch das letzte der dunklen Löcher in den letzten klaustrophobischen Raum vor. Dieser war nicht ganz so überfüllt, und es blieb ihr ausreichend Platz, um sich in einem Umkreis von wenigen Metern entlang der Grenze zu bewegen. Auch die Ausstattung war anders: eine Wildnis aus umgestürzten, zerbrochenen Möbeln, gefüllt mit den Überresten uralter Kleider, übersät mit Truhen und Kisten. Ohne große Hoffnung öffnete sie die Kisten, die zwischen den Beinen der Möbelstücke sta n den, um nach etwas Wertvollem zu suchen.
    Das Licht wurde unerwartet reflektiert, zu einem fa r bigen Spektrum gebrochen, als sie eine kleine Truhe u n ter einem Tisch öffnete. Ihr Atem stand still, ihre Finger griffen in die Farbenpracht, Tropfen eines Materie g e wordenen Regenbogens, Gold und Silber, die in ihren Händen funkelten. Sie zog eine Halskette heraus, durc h setzt mit Saphiren von der Größe von Erbsen, ein Rubin, größer als ihr Daumennagel, Diamanten … Glas. Es mußte sich um Glas handeln, um wertlose

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