Kopernikus 2
siehst.“
Der Telepath starrte auf Royds Projektion. Seine Augen glichen denen eines verängstigten kleinen Jungen. Seine Zunge fuhr blitzschnell über seine Unterlippe. „Er ist …“
Dann zerplatzte sein Schädel.
Drei Stunden später hatte sich der Rest der Passagiere wi e der unter Kontrolle. Melantha Jhirl hatte, kaum daß das U n glück geschehen war, das Kommando an sich gerissen. Mit t lerweile war die Verwirrung und Hysterie etwas abgeebbt. Melanthas Befehlen, die sie mit einer Selbstverständlichkeit erteilte, als habe sie niemals etwas anderes getan, ward von Anbeginn an unverzüglich Folge geleistet. Es schien, es se i en alle froh über ihre Initiative gewesen.
Drei der Akademiemitglieder holten ein Tuch, um den Körper des jungen Telepathen einzuhüllen. Sie schoben das Bündel anschließend durch die Luftschleuse am Heckteil des Kommandoraumes. Zwei andere Passagiere holten auf G e heiß Melanthas einen Putzeimer und ein Aufwischtuch und wischten die Blutspritzer vom Boden, von den Möbeln und der Wand. Einer der beiden – es handelte sich um die K y bernetikerin – machte jedoch schon nach kurzer Zeit schlapp; Karoly d’Branin, der die ganze Zeit über, offenbar unter dem Einfluß eines Schocks, bewegungslos in einer Ecke gesessen hatte, sprang auf, nahm seiner Kollegin den blutdurchtränkten Aufwischlappen aus der Hand und gele i tete sie in seine Kabine.
Melantha Jhirl kümmerte sich um die Psi-Expertin, die sich im Augenblick des Todes unmittelbar über den Telep a then gebeugt hatte. Ein Knochensplitter aus der Schäde l decke des jungen Mannes hatte ihre Wange direkt unterhalb des rechten Auges durchbohrt, sie war über und über mit Blut, Haut, Haaren und Hirnbrei bespritzt. Sie hatte einen schweren Schock erlitten. Melantha hatte schnell den Kn o chensplitter entfernt, sie nach unten geleitet und mit einer Injektion aus der Bordapotheke ruhiggestellt.
Schließlich, nachdem alle diese Arbeiten beendet waren, hatte sie den Rest der Menschen, mit Ausnahme von Royd, der unauffindbar blieb, im größten der vier Frachträume z u sammengetrommelt. Sieben der Überlebenden waren außer ihr anwesend, es fehlte lediglich die Psi-Expertin. Die K y bernetikerin hingegen schien wieder halbwegs hergestellt zu sein – sie saß im Schneidersitz auf dem Boden, bleich und verkrampft – wie alle anderen wartete sie darauf, daß M e lantha irgend etwas sagen würde.
Es war allerdings Karoly, der als erster das Wort ergriff: „Ich verstehe das alles nicht. Was ist eigentlich hier vorg e fallen? Was hätte …“
„Royd hat ihn umgebracht, das ist vorgefallen“, sagte die Xenotechnikerin verbittert. „Sein Geheimnis war in Gefahr, und da hat er ihm einfach das Licht ausgeblasen.“
„Ich kann das nicht glauben“, sagte Karoly d’Branin g e quält. „Unmöglich. Wie oft habe ich mit Royd die ganze Nacht über zusammengesessen und mich mit ihm unterha l ten, während ihr anderen geschlafen habt. Er ist feinfühlig und behutsam, ein sensibles Geschöpf. Ein Träumer. Er teilt unser Interesse an den Volcryn . eine solche Handlung würde er niemals begehen.“
„Hast du nicht bemerkt, wie schnell seine Projektion ve r schwunden ist, nachdem der Kopf des armen Burschen a u seinandergeflogen ist?“ fragte die Linguistin scharf. „A u ßerdem hat er es ja auch sehr eilig gehabt herzukommen, um seine Unschuld zu beteuern, nicht wahr?“
„Ihr seid auch ganz schön verwirrt gewesen“, schaltete sich Melantha ein. „Ich weiß nicht recht, was ich von der ganzen Sache halten soll, aber mein Gefühl sagt mir, daß Karoly recht hat. Wir haben keine Beweise, daß der Kapitän für den Tod unseres Kameraden verantwortlich ist.“
Die Xenotechnikerin machte eine abfallende Bemerkung, die unüberhörbar war. „Pah! Beweise! Daß ist nicht lache!“
„Allerdings“, entgegnete Melantha unbeirrt. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand für seinen Tod verantwortlich gemacht werden kann. Es ist doch überhaupt nichts vor der fatalen Injektion passiert. Könnte es vielleicht sein, daß mit der Droge etwas nicht in Ordnung war?“
„Auf alle Fälle eine beschissene Nebenwirkung“, mu r melte die Linguistin.
Der Xenobiologe zuckte mit den Schultern. „Ich kenne mich da nicht so genau aus, aber ich weiß, daß Esperon eine verdammt reinknallende Droge mit harten physischen N e benwirkungen ist, sieht man einmal von den beabsichtigten Effekten ab, die ebenfalls ein Pferd umhauen
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