Kopernikus 2
und den Kontrol l instrumenten des Schlittens zurückhangeln können. Offe n bar bastelte er an irgend etwas herum. Sie sah, wie vor ihnen im Halbdunkel des Aufenthaltsraumes, an das sich ihre A u gen allmählich zu gewöhnen begann, die Umrisse einer menschenähnlichen Gestalt auftauchten.
„Royd“, schrie sie warnend, als sie sah, wie die gespe n stisch anmutende Kreatur eine Laserwaffe aktivierte. Zu spät, schon traf der bleistiftdicke Strahl den Kapitän mitten in die Brust.
Aber noch im gleichen Augenblick zog Royd den Abzug durch. Der stark gebündelte Energiestrahl des schweren A r beitslasers erfaßte die Waffe des Xenobiologen, ließ sie kurz aufglühen und fraß zugleich seinen rechten Arm und einen Teil seines Brustkorbes hinweg. Der verstümmelte Rumpf des Toten wurde durch die Luft katapultiert und landete ra u chend am entgegenliegenden Schott.
Unbeeindruckt fingerte Royd an seiner Waffe herum und begann, ein Loch in die Wand zu brennen. „Dauert keine fünf Minuten“, sagte er knapp, ohne abzusetzen oder einmal zu ihr aufzublicken.
„Ist Ihnen denn nichts passiert?“ fragte sie ungläubig.
„Keine Spur“, antwortete er. „Mein Anzug verträgt wei t aus mehr als Ihrer, und davon abgesehen war die Kapazität seines Lasers gering – verglichen mit meinem hier hatte er kaum mehr Wirkung als eine Spielzeugpistole.“
Melantha konzentrierte sich erneut auf den Korridor.
Wieder näherten sich die Linguisten, der Mann auf der rechten, die Frau auf der linken Seite des Ganges. Sie span n te die Muskeln an. Die Schulter schmerzte stark, aber de n noch fühlte sie sich stark, fast verwegen. „Die Leichen fo r mieren sich erneut zum Angriff “, sagte sie. „Und diesmal greife ich sie mir.“
„Seien Sie bloß vorsichtig“, warnte Royd. „Begehen Sie keine Unvorsichtigkeiten.“
„Ein veredeltes Modell, Sie wissen doch“, sagte sie l ä chelnd. „Vor Toten war mir noch nie bange.“ Sie stieß sich vom Schlitten ab und segelte auf den Linguisten zu. Er hob beide Arme, um ihren Angriff abzublocken. Mit einem schnellen Schlag durchbrach sie seine Deckung, griff einen seiner Arme und drehte ihn blitzschnell um, so daß er au s kugelte. Dann stieß sie ihr Messer bis zum Heft in die Ke h le des Mannes, ohne dabei die Sinnlosigkeit ihres Unte r fangens sogleich einzusehen. Sie begriff erst, als die G e genwehr des Körpers nicht nachließ. Arme und Beine r u derten wild hin und her, seine Zähne schnappten grotesk nach ihr.
Sie zog die Klinge heraus, umfaßte den Leichnam mit beiden Armen und schleuderte ihn mit aller Kraft zu Boden. Er überschlug sich, schlug mit voller Wucht auf dem Boden auf und schwebte bewegungslos in einer riesigen Lache halbgeronnenen Blutes knapp über den Fliesen.
Die Arme der Frau schlangen sich um Melanthas Körper.
Die Fingernägel der Linguistin fuhren wild über die Frontplatte von Melanthas Helm, bis sie zu bluten begannen. Rote, schmierige Streifen erschienen vor Melanthas Augen.
Sie befreite sich aus der Umklammerung und schnellte herum, ergriff einen Arm ihrer Widersacherin, drehe ihn mit aller Gewalt herum und beförderte die Linguistin mit dem gleichen Trick zu Boden wie ihren Partner.
„Fertig“, verkündete Royd.
Sie drehte sich herum, um sein Werk zu begutachten. Er hatte eine quadratmetergroße Fläche in eine Wand des Au f enthaltraumes geschnitten, die an den Rändern glühte und dampfte. Royd schaltete den Laser ab, umklammerte dann den Türrahmen, stieß sich ab und segelte auf die Fläche zu.
Wilde Klangfetzen dröhnten in ihren Ohren. Sie zuckte gequält zusammen, war aber geistesgegenwärtig genug, ihr internes Kommunikationssystem mit der Zunge abzustellen. Schlagartig herrschte eine beglückende Stille.
Plötzlich prasselten von allen Seiten Haushaltsgegenstä n de von der Decke des Aufenthaltraumes herab: Gläser, Me s ser, Gabeln, ein Mixer; aber auch menschliche Körperteile wurden quer durch den Raum geschleudert, prallten jedoch wirkungslos von Royds gepanzertem Anzug ab. Melantha, die ihm begierig hatte folgen wollen, zog sich Hals über Kopf zurück. Bestand doch die Gefahr, daß dieser schauerl i che Regen ihren leichteren und weniger widerstandsfähigen Schutzanzug zerfetzen würde. Royd hatte mittlerweile die andere Wand des Raumes erreicht und verschwand in der Kontrollsektion des Schiffes. Sie war allein.
Die Nachtfee schoß plötzlich nach vorn. Die jähe B e schleunigung simulierte für einen kurzen Augenblick
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