Kopernikus 2
Schwerkraft. Melantha wurde zur Seite geschleudert, und mit ihrer verletzten Schulter donnerte sie gegen den Arbeit s schlitten.
Überall auf dem Korridor öffneten sich unvermutet T ü ren.
Und wieder setzten die Linguisten zu einem Angriff an.
Die Nachtfee war für sie beide nichts anderes mehr als ein weit entfernter Stern. Finsternis und Kälte hüllte sie ein, u n ter ihnen war die endlose Leere von Tempters Schleier. Aber Karoly d’ Branin empfand keine Angst. Er fühlte sich auf eine seltsame Weise verwandelt.
Die Leere schien ihm belebt wie von einem großen Ve r sprechen.
„Tatsächlich, sie kommen“, flüsterte er. „Sogar ich, der ich überhaupt keine Psi-Kräfte besitze, kann sie fühlen. Die Geschichte über die Creys muß wahr sein. Selbst wenn sie noch Lichtjahre entfernt sind, kann man sie bereits spüren. Phantastisch!“
Die Psi-Expertin wirkte schmal und zerbrechlich.
„Diese Volcryn“, murmelte sie. „Was können die schon für uns tun? Mir tut alles weh. Das Schiff ist verschwunden. Karoly, mein Kopf ist am z erplatzen.“ Sie wimmerte leise. „Das sagte auch der Telepath, nachdem ich ihm die Injekt i on gegeben hatte und dann … und dann … Sie wissen B e scheid. Jedenfalls sagte er auch, daß sein Kopf weh täte.“
„Beruhige dich, meine Freundin, und habe keine Angst. Ich bin ja bei dir. Habe Geduld. Konzentriere dich au s schließlich auf das Kommende, denke nur daran!“
„Ich fühle, wie sie kommen“, flüsterte sie.
D’Branin war wie elektrisiert. „Los, erzähle mir von i h nen! Wir haben immerhin noch den einen Schlitten. Wir werden ihnen entgegenfahren. Führe mich zu ihnen.“
„Ja“, sagte sie voller Zustimmung. „Ja. O ja.“
Und jetzt wurde die volle Schwerkraft hergestellt – im Ve r lauf eines Moments wurde alles wieder – fast – normal.
Melantha schlug auf dem Deck auf, rollte ab und war s o fort wieder wieselflink auf den Beinen.
Alle Gegenstände, die bis vor wenigen Augenblicke noch geheimnisvoll durch die Luft gegeistert waren, prasselten allesamt zu Boden.
Das Blut, das wie ein dünner Nebel im Raum herumg e trieben war, setzte sich schmierig auf dem Boden ab.
Auch die beiden Leichen schlugen auf und bewegten sich nicht mehr.
Sie vernahm Royds Stimme. Er sprach über die Wan d lautsprecher, nicht über ihren Kopfhörer im Helm. „Ich habe es geschafft“, verkündete er.
„Ich habe es bemerkt“, gab sie zurück.
„Ich bin im Augenblick an der Hauptkontrollkonsole“, fuhr er fort. „Ich habe die Schwerkraft ohne Hilfe des Co m puters eingeschaltet – übrigens schalte ich viele seiner Fun k tionen ab, so viele als irgend möglich. Dennoch können wir uns nicht in Sicherheit wiegen. Sie wird versuchen, mich auszuschalten. Im Augenblick sitze ich zwar wieder an den Schalthebeln der Macht, aber ich kann auch mal was übe r sehen … aber wir müssen eine solche Möglichkeit, so gut es geht, ausschalten. Meine Aufmerksamkeit darf im Grunde keine Sekunde nachlassen. Melantha, wurde Ihr Anzug b e schädigt?“
„Ja. An der Schulter.“
„Ziehen Sie sich sofort einen anderen an, augenblicklich ! Ich glaube zwar, daß die Reprogrammierungen, die ich vo r genommen habe und immer noch vornehme, die Luftschle u sen sicher machen, aber ich möchte nicht das kleinste Risiko eingehen.“
Schon rannte sie den Korridor hinunter, um sich umz u ziehen.
„Wenn Sie fertig sind“, fuhr er fort, „befördern Sie die Leichen in den Massekonverter. Eine passende Öffnung fi n den Sie in der Nähe des Antriebsraumes, gleich links von der Hauptschleuse. Werfen Sie alle nicht festinstallierten Gegenstände wie wissenschaftliche Instrumente, Bücher, Bänder oder Geschirr ebenfalls hinein. Also alles, war wir entbehren können …“
„Vielleicht auch Messer“, schlug sie vor.
„Auf alle Fälle.“
„Sind die telekinetischen Fähigkeiten Ihrer Mutter auch im Augenblick noch eine Gefahr?“
„In einem Schwerefeld sind sie weitaus geringer“, sagte er. „Sie muß gegen das Feld ankämpfen. Selbst wenn sie die ganze Kraft des Schiffes ausnutzt, so kann sie doch immer nur einen einzigen Gegenstand auf einmal bewegen. Sie ve r fügt nur über einen Bruchteil der Kraft, die sie unter Bedi n gungen der Schwerelosigkeit aufbringen kann. Aber bitte bedenken Sie stets, daß Mutter im Augenblick keinesfalls hilflos ist. Es besteht immer noch die Gefahr, daß sie mich austrickst und das Schwerefeld abschaltet. Ich kann es zwar von meiner
Weitere Kostenlose Bücher