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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Futter, ohne zu bemerken, was der Jebling tat. Das Zeug, das der Jebling trank, war für die physische Existenz der Kuh nicht erforderlich, und so vermißte sie es auch nicht, obgleich sein Fehlen vielleicht ein Grund dafür war, daß sie immer nur so intelligent wie ein Kuh blieb.
    Tommy wußte, daß die Jeblings sich nicht von Menschen ernährten, allerdings hin und wieder von Hunden und Katzen, und es gab gewisse seltene Arten von Anderen Leuten, die sich sehr wohl, und in verheerender Weise, an Menschen gütlich taten. Die Thants blickten mit Verachtung auf die Jeblings hinunter; sie betrachteten dieses Bedürfnis als einen degradierenden Mangel der Entwicklung. Manchmal hatte Tommy sich schon gefragt, ob die Thants nicht ein ganz feines Zeug von ihm und den anderen Menschen tranken. Ganz sicher hatten sie diese Frage in seinen Gedanken gelesen, aber sie hatten sie nie beantwortet.
    Plötzlich fühlte Tommy, wie seine Zunge sich in seinem Kopf ganz ohne sein Zutun bewegte und wie sein Mund sich öffnete. „Hallo, Mensch“, sagte er mit einer tiefen, vibrierenden, summenden Stimme, die nicht seine eigene war.
    Der Thant war da. Tommy spürte seine vitale, eklektische Gegenwart ringsumher, eine Gegenwart, die aus der Essenz von Hügeln und Felsen und Himmel zu bestehen schien, aus blubberndem, schwarzen Moorwasser und grauem Winterozean, aus Sonne und Moos, aus Baum und Blatt – als hätten sich alle Elemente der Landschaft vereinigt und mit glitzerndem, erschreckendem Leben erfüllt. Physisch manifestierte er sich in einer großen, tigeräugigen Männergestalt mit einer Haut aus poliertem Eisen. Er war noch schwerer zu erkennen als die meisten Anderen Leute, und es war unmöglich, ihn genau ins Auge zu fassen. Selbst noch aus dem Augenwinkel betrachtet, flimmerte und flackerte seine Gestalt unaufhörlich, vermischte sich mit ihrem Hintergrund und trat wieder hervor, dehnte sich aus und zog sich zusammen, wirbelte wie ein Derwisch und war gleich darauf unbeweglich wie ein Stein. Manchmal war er kohlschwarz, schwärzer als die finsterste sternenlose Nacht, und dann wieder brach die Wintersonne sich in ihm, daß es funkelte, und dann war er noch schwerer zu erkennen. Seine Augen waren manchmal grau wie Eisen, manchmal war ihre Farbe ein reifes, üppiges Grün und manchmal ein flüssiges Feuerrot, elementar und hart wie Diamant. Sie waren in ständiger, rastloser Bewegung. „Hallo, Thant“, sagte Tommy mit seiner eigenen Stimme. Er wußte nie, ob es immer derselbe war, mit dem er sprach, oder ob es überhaupt mehr als einen gab. „Wieso bist du nicht gekommen, gestern?“
    „Gestern?“ fragte der Thant mit Tommys Mund. Er schwieg einen Augenblick. Die Thants hatten immer Schwierigkeiten, wenn es um Zeitfragen ging, denn ihr Maßstab von Dauer war ein grundlegend anderer. „Ja“, sagte er. Tommy fühlte, wie etwas sein Gehirn durchstöberte, mit sanfter Berührung die Synapsen streifte und ihre Reaktionen beobachtete und durch seine Erinnerungen blätterte wie ein Mensch, der mit dem Daumen einen Terminkalender durchblätterte. Der Thant war auf das Vokabular angewiesen, das in Tommys Hirn gespeichert war, er benutzte es wie ein semantisches Warenlager, wie ein organisches Lexikon, aber darüber hinaus besaß er die vorteilhafte Fähigkeit, alles ausgraben und benutzen zu können, was jemals in Tommys Gegenwart gesagt worden war, und dies war viel mehr an Rohmaterial als das, was Tommys eigenem Bewußtsein zur Verfügung stand.
    „Wir hatten zu tun“, sagte er schließlich, als er sich orientiert hatte. „Es gab … eine Ankunft?“ – flap, flap, und dann einen Augenblick lang in Pastor Turners schriller Stimme: „Eine Immanenz?“ – flap – „ Ein Wissen? Eine Transferenz? Eine Transformation? Eine Landung. Es gibt jetzte Andere, die …“ – flap, die Stimme eines Rundfunkpredigers, „. … sich in diesem irdischen Medium manifestiert haben. Gelandet sind“, korrigierte er, entschieden jetzt. „Sie sind gelandet.“ Eine Pause. „Gestern.“
    „Die Aliens!“ flüsterte Tommy.
    „Die Aliens“, stimmte der Thant zu. „Die Anderen, die nun hier sind. Deswegen sind wir nicht gekommen, ‚gestern’. Deswegen werden wir heute …“ – eine Pause, während er versuchte, sich in menschlichen Maßstäben zurechtzufinden – „… nicht ‚lange’ mit dir sprechen können. Wir sprechen, diskutieren …“ – flap, ein Nachrichtensprecher – „… verhandeln mit ihnen, den Anderen, den

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