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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Geschäftsträger des Irischen Freistaates. Besagter Emmet Keogh ist ein sehr gefährlicher Mann. Ein irischer Terrorist, war mehrere Jahre lang Mitglied der sogenannten Squad, das ist eine Organisation, die der irische Patriotenführer Michael Collins als seine Hauptwaffe im offenen Terrorismus gegen England einsetzte. Señor Keogh hat eine solche Menge Menschen getötet, daß er selbst nicht mehr weiß, wie viele.«
      »Das ging nicht anders, ich war Soldat der IRA, der Irish Republican Army«, protestierte ich.
      »Sehr nobel. Haben Sie auch für Irland gekämpft, als Sie für die Minengesellschaft von Hermosa als Aufräumer tätig waren, Señor? Wie viele Leute haben Sie dort oben während der Unruhen erschossen? Vier? Oder waren es fünf?«
      »Sie hatten einen Priester aufgehängt, wie Sie verdammt genau wissen«, entgegnete ich. »Ich tat meine Arbeit, für die ich bezahlt wurde.«
    Er ignorierte mich total. »Ja, ein gefährlicher Mann, dieser Señor Keogh. Ein Fanatiker. Nicht genug damit, daß er mitgeholfen hat, die Engländer zu verjagen, machten sich er und seine Freunde schließlich über ihre eigenen Anführer her und stürzten ihr Land in einen Bürgerkrieg, wie er sich schlimmer nicht denken läßt. Nur falls es Sie interessieren sollte: Die irische Regierung ist überaus interessiert daran, Sie zurückzubekommen, wenn auch nur, um Sie vor ein Erschießungskommando zu stellen. Die Unterlagen, die ich erhalten habe, beziehen sich ganz speziell auf einen Vorfall in der Stadt Drumdoon vor vier Monaten, als Sie ein Attentat auf ein Gebäude verübten, in dem sich vier hohe Offiziere des Freistaates Irland befanden, die bei diesem Anschlag alle umkamen.«
      Mein Herz schien stehenbleiben zu wollen. Meine Kehle war trocken. Alles, was ich die ganze Zeit schon tief in mir vergraben halten wollte, drängte jetzt ans Licht.
      »Und wie es scheint, war einer davon Ihr älterer Bruder, der Colonel Sean Keogh.«
      Ich fühlte van Hornes entrüsteten Blick, schwankte etwas nach vorn und stützte mich gerade noch an der Ecke des Schreibtisches auf, während die Wände Wellen bekamen. »Scheren Sie sich zur Hölle, Sie Bastard«, sagte ich zu Bonilla.
      »Nein, das ist eher Ihre Richtung, lieber Freund. Sie und dieser gute Pater hier sind heute nachmittag von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden. Sie werden morgen früh erschossen.«
      Er stand auf und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Ich blieb schwer auf die Ecke des Schreibtisches gestützt und rang nach Luft.
      Dann spürte ich eine Hand unter meinem Ellbogen. Van Horne sagte ruhig: »Alles in Ordnung? Wird's gehen?«
    »Kein Mitleid nötig«, antwortete ich.
    »Das Wort kommt in meinem Vokabular nicht vor.« Als ich, mich umwandte und ihn ansah, überzog ein Lächeln dieses zerfurchte, verbrauchte Gesicht; so ein Lächeln hatte ich auf dieser Erde noch nicht gesehen. Es bestand aus Mut und Stärke. Aus echter Stärke und aus unbegrenztem Mitgefühl.
      »Wir gehen jetzt wieder, Señores«, hörte ich Cordona sagen, zum ersten Mal höflich, wenn auch nur, weil wir bereits wandelnde Tote waren.
      »Du gehst jetzt hier raus«, sagte van Horne sanft zu mir, »aufrecht auf deinen zwei Beinen und lächelnd. Hast du mich verstanden, Junge?«
      Da war er wieder, wie er leibte und lebte: mein Großvater. Aber er hatte recht und sollte weiterhin recht haben. Ich würde meinen Namen weder heute nacht noch irgendwann entehren. Ich holte tief Atem, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und ging als erster zur Glasflügeltür hinaus.

    Es war kalt in der Zelle, bitter kalt, und der Gestank, der in ihr herrschte, erschien uns nach dem kurzen Ausflug in die Welt draußen noch schlimmer denn je. Ich stand am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Nach einer Weile quietschte der Schlüssel im Schloß wieder, die Tür ging auf, erneut erschien Cordona. Er brachte einige Pakete Artistas und eine strohumhüllte Flasche Tequila. Er legte alles auf den Boden und entfernte sich ohne ein Wort.
      Van Horne sagte: »Da will ich doch verdammt sein, sogar dieser Bastard hat ein Herz. Da, nimm einen Schluck.«
      Er reichte mir die Tequilaflasche. Wie ich schon sagte, habe ich mir aus dem Zeug noch nie etwas gemacht, aber zumindest wärmte es einen auf, wenn schon sonst nichts. Ich trank einige Schlucke und gab sie ihm zurück.
    Er sagte: »Möchtest du darüber reden?«
    Es war schon sehr seltsam. Ich hatte ihn als den, der

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