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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Janos wandte sich noch einmal um und sagte niedergeschlagen: »Es tut mir wirklich leid, Mr. Keogh, daß Sie in all das mit hineingezogen worden sind. Das müssen Sie mir glauben. Es ist die Wahrheit, Sir. Viel Glück.«
      Eine derartige Impertinenz gab es wohl nicht noch einmal. Und selbst, als er nun durch das Tor hinausging, war es, als geleite er die Soldaten und nicht umgekehrt diese ihn.
      Es war schnell vorbei. Ein gerufener Befehl, die Salve, ein einzelner Revolverschuß hinterdrein, und keine paar Minuten danach ging das Tor wieder auf, und Cordona kam mit seinen Leuten zurück.
      Sie nahmen van Horne in die Mitte. Der Sergeant und das halbe Dutzend Soldaten umringten ihn ganz dicht, ehe wir recht begriffen, was vorging, also ahnten sie Schwierigkeiten.
      Als sie ihn durch das Tor stießen, wandte auch er sich noch einmal zu mir um und sagte: »Kopf hoch, Keogh.«
      Ich hatte augenblicklich einen faustgroßen Kloß im Hals. Ich schloß die Augen und wartete, und eisige Kälte durchlief mich. Daran, daß der Tod unausweichlich ist, denken nur wenige, denn wenn man es täte, würde das ganze Leben unerträglich. Aber mir war in diesem Moment erschreckend bewußt, daß ich den Tod vor Augen hatte. Daß ich nur noch wenige Minuten leben würde.
      Draußen knatterten die Gewehre, und ich stand hier, mit geschlossenen Augen, und horchte auf die Marschtritte, die wieder näher kamen. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Cordona vor mir und hielt das letzte Blatt Papier in der Hand.
      »Emmet Keogh, sechsundzwanzig Jahre alt, britischer Staatsbürger…«
    Seine Stimme leierte weiter, und ich blickte über ihn hinweg zur Terrasse auf der anderen Seite des Hofes hinüber, wo in der Morgensonne die harten schwarzen Schatten der Säulen wie Eisenstäbe über die Bodenplatten fielen. Und dann marschierten wir durch das Tor und quer über den Hof bis zum Holzpfosten mit dem frischen Blut am Boden auf den Pflastersteinen.
      Ich stand völlig still, als sie mich an den Fußfesseln, an der Hüfte und über der Brust festbanden. Cordona sagte ernst: »Ich bedaure, Señor, daß kein Priester anwesend sein kann. Sie müssen Ihren Frieden mit Gott allein machen.«
      Dann verbanden sie mir mit einem Tuch die Augen und entfernten sich. Alles in mir schien wie eingefroren. Es war, als passierte dies alles einem anderen, nicht mir. Ich verspürte nicht einmal mehr Angst, und es fiel mir kein Gebet ein, das es wert gewesen wäre, gesprochen zu werden.
      Seine Stimme kommandierte die Feuerbereitschaft. Es kam noch ein einziger atemberaubender Augenblick, in dem ich meinen Bruder um Vergebung bat, und dann krachte die knatternde Salve, als sie feuerten.

    Ich lebte immer noch, so viel war klar. Ich war nicht einmal getroffen worden, und das ergab alles überhaupt keinen Sinn. Einen Augenblick war Stille, dann näherten sich Schritte. Die Binde wurde von meinen Augen genommen, und ich blinzelte in die plötzliche Helligkeit der Sonne.
      Cordona war bleich, aber ruhig. »Kommen Sie jetzt mit mir, Señor«, sagte er ohne Gemütsbewegung.
      Der Sergeant kümmerte sich darum, daß ich losgebunden wurde. Ich feuchtete mir die Lippen an und krächzte: »Was, um Gottes willen, wird hier gespielt, Leutnant?«
    Er wandte sich wortlos um und entfernte sich quer über den Hof. Der Sergeant drückte die Mündung seines Gewehrlaufes sanft, aber energisch in meinen Rücken und bedeutete mir, dem Leutnant zu folgen. Wir gingen durch den Bogengang und wieder in diesen kleinen umschlossenen Garten. Von Bonilla war keine Spur zu sehen, aber Oliver van Horne und Janos standen bereits an der Mauer, bewacht von drei Soldaten.
      Ich blieb unwillkürlich stehen und starrte sie verblüfft an. Janos rief: »Sie kennen doch Alice im Wunderland, Sir? ›Kurios‹ war doch das Wort, das sie immer benutzt, falls ich mich recht erinnere.«
      Van Horne sagte nichts. Sein Gesicht war finster wie das eines Raubtiers, das Gefahr wittert. Wir hatten auch keine Gelegenheit zu weiterer Unterhaltung, denn Cordona ging direkt durch die Glasflügeltür, und der Sergeant drängte uns drei hinterdrein.
      Colonel Bonilla saß hinter seinem Schreibtisch und verzehrte mit Behagen ein spätes Frühstück. Er sah kurz auf, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und nickte Cordona zu, der den Sergeanten und seine Leute hinauswies und sich dann ans Fenster zurückzog.
      »Ein unangenehmer Beginn des Tages, meine Herren«,

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