Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
offenen Holzkondukt geleitet, der in einem großen, schon ziemlich baufälligen Schuppen endete. Er war an beiden Enden offen, und in ihm wurde das Erz ausgewaschen.
      Es herrschte überall lebhafter Betrieb. In regelmäßigen Abständen kamen Loren aus dem Stollen. Schweißüberströmte Bauern mit bloßen Oberkörpern schoben sie. Die Loren rollten dann auf den rostigen Gleisen eine kurze Strecke bergab bis zu dem Schuppen.
    Die einzige Maschine in diesem Schuppen war ein Zerkleinerungsapparat mit Dampfantrieb. Die Hitze, die sein Kessel abstrahlte, machte die Arbeitsbedingungen in seiner Nähe fast unerträglich. Das ankommende Wasser lief in einen mit Ton abgedichteten Tank. In diesem waren die üblichen Waschtröge und Siebe installiert. Etwa ein halbes Dutzend Leute arbeiteten hier, alle mit bloßen Oberkörpern. Ein Junge war nur dazu da, die Arbeiter mit Wasser abzugießen, wenn er gerufen wurde.
      »Sie sehen ja selbst«, sagte Chela, »nach dem Standard, den Sie gewöhnt sind, arbeiten wir hier mit primitiven Methoden.«
      »Das läßt sich leicht ändern«, behauptete Janos. »Wenn wir feststellen, daß sich der Abbau lohnt und die Mine wirtschaftlich interessant ist, wird es unsere erste Sorge sein, moderne Maschinen und Ausrüstung zu installieren.«
      »Welche speziellen Probleme sind aufgetreten, seit die Arbeit wiederaufgenommen wurde?« fragte ich.
    »Steinschläge. So viele, daß ich zu zählen aufgehört habe.«
      »Dann muß die Konstruktion der Stollen mangelhaft sein«, sagte Janos. »Aber das ist natürlich nach so vielen Jahren Stillegung und fehlender Wartung nur normal. Beschäftigen Sie irgendwelche Fachleute?«
      »Viele der Ortsbewohner haben hier gearbeitet, als die Mine noch in vollem Betrieb war. Rafael Moreno vom Hotel war als junger Mann Schichtvorarbeiter und außerdem ein erfahrener Sprengmeister. Er beaufsichtigt die Felsarbeit für uns. Jurado ist zuständig für die Arbeiter selbst.«
      Auf Drängen ihres Bruders, vermutlich. Aber Janos ging nicht weiter darauf ein und lächelte Sympathie heischend. »Señorita, ich muß Ihnen etwas gestehen. Seit meiner Kindheit habe ich eine klaustrophobische Abneigung gegen geschlossene Räume. Ich weiß, daß das für jemanden mit meinen Geschäftsinteressen erstaunlich ist. Aber auch deshalb beschäftige ich Fachleute wie Mr. Keogh, um mich ihrer Kenntnisse zu bedienen.«
      »Mit anderen Worten, Sie bleiben hier draußen sitzen und rauchen eine gute Zigarre, während ich im Schacht meine Inspektion vornehme?« fragte ich.
    »Genau.« Er lächelte ziemlich selbstgefällig, und das
    entsprach ja genau seinem Charakter. »Das Privileg nicht nur des Alters, sondern auch der Stellung, Mr. Keogh. Ich werde mich hier auf einen Felsen in die Sonne setzen, mich an der außergewöhnlichen Aussicht erfreuen und ständig an Sie dort unten im tiefen Dunkel denken.«
      Chela de la Plata lächelte. »Wenn ich dann also vorangehen darf, Señor Keogh? Kommen Sie mit, Pater?«
      So ließen wir Janos allein in der hellen Sonne zurück und begaben uns in die Dunkelheit.

    In der Hermosa-Mine war ein ziemliches Potential an kriminellen Arbeitern versammelt. Da waren einmal die Häftlinge aus dem örtlichen Staatsgefängnis. Und der Rest der Arbeiter bestand aus Leuten, die erst vor kurzem aus der Revolutionsarmee entlassen worden waren. Die Mine war ein beständig brodelnder Topf kurz vor dem Überlaufen.
      Die Firma handelte wie eh und je nach dem alten Motto, daß man die Arbeiter schuften lassen müsse, bis sie umfielen. Aber eine unerläßliche Bedingung war die ausreichende Belüftung der Stollen, für die man ständig Sorge tragen mußte. Denn in den Schächten unter der Erde heißt es atmen oder sterben.
      Jetzt tat ich nur einen Schritt in den Schacht, und die Hitze fuhr mir an die Kehle wie ein Raubtier. Das gab mir eine gute Gelegenheit, den echten Mineningenieur zu spielen.
    »Was stimmt denn hier mit der Ventilation nicht?«
      »Der Hauptluftschacht ist vor einer oder zwei Wochen durch einen Steinschlag verschüttet worden. Moreno meint, daß es ein ziemlicher Aufwand wäre, ihn wieder zu öffnen, also haben wir es vorläufig beim jetzigen Zustand belassen.«
      »Er hat Ihnen aber doch sicher gesagt, wie gefährlich das werden kann?«
    »Es fehlt uns an allem, Señor, an Zeit wie an Geld, und wir
    mußten möglichst schnell so viel Erz, wie's ging, fördern, um Geld aufzutreiben. Es ist ein

Weitere Kostenlose Bücher