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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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engen Stollen unangenehm laut. Als wir in der Kaverne angekommen waren, wo sich der Vortrieb befand, entdeckte ich auch den Grund für den Lärm. Der Schreihals war Jurado, die Lederpeitsche in der Hand. Sein Gesicht war nur noch eine Maske aus Staub und Schweiß.
      Er ließ die Peitsche auf die Fersen der Männer niedersausen, die die Körbe mit Erz beluden. »Los, du fauler Sack! Schneller!«
      Wie van Horne war er nicht für diese Art Arbeit gebaut und sein gewaltiger Brustkasten war hier in dieser Enge zweifellos fehl am Platze und ein Grund für ihn, sich unwohl zu fühlen. Sein Zorn und seine Frustration standen auch sehr deutlich in seinen Augen.
    Er nickte Chela zu, mich jedoch ignorierte er vollständig.
    Chela sagte: »Möchten Sie irgend etwas wissen, Señor Keogh?«
      »Ich glaube nicht«, erwiderte ich. »Es sieht hier ja ziemlich ähnlich aus wie drüben in der Alten Frau.«
    Sie wandte sich an Jurado. »Ist alles in Ordnung?«
      »Das wäre es, wenn dieses elende Pack sich etwas mehr anstrengen würde.«
      »Das liegt doch wohl vor allem daran, daß die Arbeitsbedingungen nicht optimal sind«, warf ich ein. »Ich möchte doch annehmen, daß die Peitsche eine nur begrenzte Wirkung hat.«
      »Sie kennen die Leute nicht so wie ich. Außer der Peitsche verstehen sie nichts.«
      Einer der Männer, die das Erz sammelten, wuchtete seinen Korb auf den Rand der Lore und hielt kurz inne, um Atem zu schöpfen. Dabei entglitt ihm der Korb und fiel zu Boden, das Gestein rollte heraus. Jurado sprang vor und fing an, den Mann mit dem beschlagenen Griff der Peitsche zu traktieren.
      Chela de la Plata fiel ihm in den Arm und rief: »Lassen Sie das sein, Jurado. Ich befehle es Ihnen!«
      Er hatte aber bereits so sehr die Beherrschung verloren, daß er sie mit der geballten Faust ins Gesicht traf. Sie taumelte und sank in meine Arme. Im gleichen Augenblick versuchte der arme Arbeiter, der die eigentliche Ursache und das Ziel des Schlags gewesen war, auf und davon zu rennen. Jurado wollte ihn sich greifen, stolperte jedoch und fiel donnernd gegen einen der Holzstützpfosten. Mit seinem Gewicht riß er ihn bei dem heftigen Anprall weg.
      Aus dem Dunkel von oben ging ein Hagel von Gestein und Kies herunter. Die Männer, die an der Abbauwand gearbeitet hatten, sprangen auf, stießen Warnschreie aus und waren bereits auf dem Weg zum Tunnel. Aber es war trotzdem zu spät.
    Es knackte deutlich, als ein sechseinhalb Meter hoher Deckenstützbalken wie ein Streichholz einknickte. Und dann kam der halbe Berg auf uns herunter.
    Die Luft bestand nur noch aus Lagen dicken, durcheinander wirbelnden Staubs und war nicht mehr zu atmen. Ich fand mich auf dem Rücken liegend wieder. Und die erschreckendste Entdeckung war, daß ich meine Beine nicht bewegen konnte. In wilder Panik begann ich zu zerren und zu strampeln. Tatsächlich gelang es mir, sie aus einem Berg von Schutt und Erde zu ziehen.
      Ich tastete mich blind durch den Staubvorhang vorwärts zu einem am Boden schwach glimmenden Punkt. Es war eine halbverschüttete Grubenlampe. Ich drehte sie schnell auf, damit sie heller wurde, und hielt sie hoch über meinen Kopf.
      Chela kauerte benommen und verschreckt am Boden. Ein kleines Blutrinnsal auf ihrer Wange sickerte durch die Staub schicht auf ihrer Haut. Auf den ersten Blick schienen auch die meisten der Bergarbeiter mehr oder minder wohlbehalten zu sein.
      Jurado stand an den Fels gelehnt, und sein Gesicht hatte einen Ausdruck absoluter Verständnislosigkeit. Er sah aus, als könnte er nicht begreifen, daß ausgerechnet ihm so etwas widerfahren konnte. Als ich die Lampe hochhielt und damit die Kaverne bis in die entfernteste Ecke ausleuchtete, brummte er zornig und kletterte auf den Schutt- und Geröllberg, der jetzt den Tunneleingang völlig zugeschüttet hatte.
    Er begann oben mit bloßen Händen zu graben. Einige der Arbeiter kamen ihm zu Hilfe und buddelten mit. Sie husteten keuchend, weil sie in der staubigen Wolke fast erstickten. Chela erhob sich wieder. Sie stand da und schwankte etwas, als könne sie das Gleichgewicht nicht ganz halten. Ich reichte ihr meine Hand, um sie zu stützen, aber sie wich heftig zurück. Sie konnte es also tatsächlich nicht einmal in einer Situation wie dieser ertragen, von einem Mann berührt zu werden. Ihr Bruder hatte ihre Ängste wirklich zutreffend beschrieben. Ehe jedoch sonst noch etwas geschehen konnte, stieß Jurado nun einen heiseren Schrei

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