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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Wissenschaftler und die Bugondekriegerin saßen um ein Lagerfeuer und garten Stockbrot.
    Jen Katumba und seine Männer waren fort. Wie angekündigt hatten sie sich noch vor Sonnenaufgang aufgemacht.
    Der trübe Morgen war vergangen und hatte einem nebelverhangenen Tag Platz gemacht. Alles war mit Eiskristallen überzogen. Der Geruch von Schnee lag in der Luft. Schweigend, in Decken und Jacken gehüllt, hielten die vier Abenteurer ihre Stöcke ins Feuer.
    »Habt ihr das gehört?« Richard spitzte die Ohren.
    Wilcox zog seine Mütze ein Stück zurück. »Klingt, als wäre jemand auf der Brücke.«
    Richard stand auf und griff nach dem Gewehr. Der Schaft war kalt und feucht. »Ich seh’ mir das mal an.«
    »Warte, ich komme mit.« Wilcox packte seine Glock und steckte sie in den Hosenbund. »Ich kann mich ja täuschen, aber das klang nicht wie ein Monster«, flüsterte er. »Seien wir trotzdem vorsichtig.«
    Das Gras war steif gefroren und knirschte unter ihren Sohlen. Ihr Atem kondensierte zu kleinen Wölkchen, die sich als geisterhafte Schwaden in der Luft verloren.
    Wilcox’ Augen waren unter der tiefsitzenden Wollmütze kaum zu erkennen. »Was könnte das gewesen sein?«, flüsterte er.
    »Keine Ahnung. Wir werden es bald genug erfahren.« Richard prüfte, ob seine Waffe geladen und entsichert war. Bei diesem verdammten Nebel konnte man keine fünf Meter weit sehen.
    Wieder erklang ein Knarren. Irgendetwas kam näher, daran konnte nun kein Zweifel mehr bestehen.
    Richard blieb stehen. Die Brücke verlor sich im Nebel. Ihre steinernen Pfosten standen Spalier wie zwei stumme Diener.
    Er deutete auf einen mächtigen Findling zu ihrer Rechten. »Am besten, wir gehen dahinter in Deckung«, flüsterte er. »Von hier aus können wir die Brücke am besten kontrollieren.«
    »Sieh mal.« Wilcox deutete auf die gespannten Seile. »Sie bewegt sich.« Tatsächlich. Die Brücke schwang hin und her, ohne dass das geringste Lüftchen wehte.
    »Runter«, zischte Richard. Er legte sein Gewehr auf den Felsen und blickte durch das Zielfernrohr. Der Nebel war undurchdringlich. Nicht die kleinste Kleinigkeit war zu erkennen. Die Seile knarrten jetzt bedenklich. Was immer sich da näherte, zumindest eines konnte man jetzt schon darüber sagen: Es war verdammt schwer.
    Nach einer Weile schälte sich eine Gestalt aus dem Nebel. Richard hatte bis zum letzten Moment gehofft, es wäre jemand aus dem Team oder vom Stamm der Bugonde, doch er sah sich getäuscht. Das war eindeutig kein Mensch.
    Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Waffe runter«, flüsterte Wilcox.
    »Warum?«
    »Es ist ein Gorilla.«
    Richard hielt den Atem an. Wilcox hatte recht. Er nahm seine Brille ab und begann, die beschlagenen Gläser zu putzen.
    »Ein verdammt dicker Brocken«, sagte er. »Sieh dir nur die helle Schläfenpartie an.«
    »Sieht nicht aus, als gehöre er zu einer der Virunga- oder Bwindi-Familien.«
    Der Silberrücken war jetzt so nah, dass er ihn gut erkennen konnte. »Das ist Leonidas«, flüsterte Richard. »Das Alphamännchen aus der Höhlengruppe. Siehst du die typischen Doppelriffel über den Nasenlöchern?«
    »Du hast recht«, sagte Wilcox. »Aber was hat der hier zu suchen?«
    »Keine Ahnung. Ich würde sagen, er will zu uns herüber.«
    Der schaukelnde Untergrund schien dem Silberrücken Sorge zu bereiten. Immer wieder blieb er stehen, blickte nach unten, stieß ein tiefes Schnauben aus und ging weiter. Endlich erreichte er das andere Ufer. Er war jetzt nur noch wenige Meter von Richard und Wilcox entfernt. Seine Nase hielt er prüfend in die Luft gerichtet.
    »Hoffentlich bemerkt er uns nicht«, flüsterte Richard. »Verhalte dich ruhig. Und steck um Gottes willen die Knarre weg.«
    In diesem Moment richtete sich Leonidas auf und trommelte auf seine Brust. Auf der anderen Seite der Schlucht waren weitere Geräusche zu hören. Schnauben und Trommeln hallten zu ihnen herüber. Wieder geriet die Brücke in Schwingung. Jetzt kam der nächste Gorilla zu ihnen herüber, dann noch einer und noch einer. Eines nach dem anderen überquerten die Tiere die Brücke und verschwanden dann im Wald zu ihrer Rechten.
    Richard tippte Wilcox auf die Schulter. »Lass uns zurückgehen und die anderen informieren.«
    Wilcox schüttelte den Kopf. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern hierbleiben und beobachten, ob noch mehr kommen. Vielleicht ist ja die Truppe, von der Agnes berichtet hat, endlich eingetroffen.«
    Richard kehrte zu den anderen zurück

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