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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schlechte Idee«, sagte Mellie. »Aber was stellen dann die anderen Symbole dar?«
    »Planeten.« Karl nickte. Er spürte, dass sie etwas Großem auf der Spur waren. »Ich weiß, das würde natürlich gewisse astronomische Kenntnisse voraussetzen, aber ich erinnere mich, dass es mal einen ähnlichen Fall bei den Dogon in Mali gab. Ihr erinnert euch? Das Volk, das seine Heiligtümer in senkrechten Felswänden errichtet.«
    Ray hob die Augenbrauen. »Und du glaubst, das hier hat etwas damit zu tun?«
    Karl trat auf einen der Türpfosten zu und strich mit seinen Fingern über den glatten Basalt. »Wenn sie über die Anordnung der Sonne zu den Planeten Bescheid wussten – was, mit Verlaub, höchst bemerkenswert wäre –, dann wäre dieses astronomische Wissen vermutlich der obersten Priesterkaste vorbehalten gewesen. Was läge näher, als den Eingang mit einem astronomischen Code zu schützen?«
    »Welcher Planet wäre auf dieser Darstellung denn die Erde?« Mellie kletterte von oben herunter und gesellte sich zu den beiden Männern.
    »Der Dritte, von der Sonne aus gezählt«, sagte Karl.
»Wenn
sie damals das nötige Wissen gehabt haben, was ich bezweifle, dann müsste es – lasst mich mal sehen – dieser hier sein.«
    Er deutete auf einen etwa handtellergroßen Kreis, der von einem kleineren Kreis umrundet wurde. Er war so weit oben angebracht, dass man sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um ihn zu berühren. Ray fuhr mit den Fingern über die Erhebung. »Täusche ich mich oder ist der versenkbar?« Er drückte mit dem Daumen dagegen, doch nichts geschah. Er versuchte es noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck. Ohne Wirkung. Er drückte auf den kleinen Kreis, der vermutlich den Mond darstellen sollte, scheiterte jedoch auch dort.
    »Lass gut sein«, sagte Karl. »Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir in so kurzer Zeit tatsächlich dieses Problem lösen. Vermutlich sind wir völlig auf dem Holzweg, und der Eingangsmechanismus ist ganz woanders versteckt.«
    »Abwarten.« Ray hob ein Stück Holz auf und bearbeitete es mit seinem Messer so lange, bis er einen etwa zehn Zentimeter langen Holzpflock hatte.
    »Was hast du vor?« Mellie runzelte die Stirn.
    »Mag ja sein, dass ich mich irre«, sagte Ray, »aber ich möchte es noch einmal versuchen. Vielleicht ist der Mechanismus in den Jahrhunderten nur verstaubt oder verdreckt.« Er griff nach einem faustgroßen Stein und wandte sich erneut dem Relief zu.
    »Das bringt doch nichts«, sagte Karl kopfschüttelnd. »Du wirst nur das Relief beschädigen.«
    Ray beachtete seinen Einwand nicht, sondern setzte den Pflock an und schlug zu. Nichts passierte. Noch einmal schlug er zu, wieder mit demselben Ergebnis. Karl verdrehte die Augen. Dieser Ire war wirklich stur. Wenn der sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, schien ihn nichts mehr davon abbringen zu können. Noch einmal hob Ray den Stein und schlug auf den Holzpflock, diesmal mit aller Kraft. Das Holz zersplitterte und der Stein landete auf Rays Daumen. Mit einem Schmerzensschrei taumelte er zurück. Die Erdscheibe war mit einem Knirschen im Relief verschwunden.
    Ein Rumpeln erklang. Staub drang aus dem Eingang.
    Karl blieb vor Verwunderung der Mund offen stehen. Die Pyramide schien in ihren Grundfesten zu erzittern. Sie hörten ein Husten, dann erschien ein völlig verdreckter Dan Skotak. In einer Hand die Metallschiene haltend, blickte er ein wenig irritiert zwischen den anderen hin und her. »Ich hab’s geschafft«, sagte er. »Ich weiß nicht wie, aber die Tür ist offen.«

26
    A my war zur Vorratsecke hinübergegangen und griff nach ihrer Feldflasche. Gierig ließ sie das Wasser in ihren Mund laufen. Mit dem Rest benetzte sie ihr Gesicht. Sie verteilte die Feuchtigkeit über Nacken und Dekolleté und schraubte die Flasche wieder zu. Sie musste Richard kontaktieren und dann zurück zu den anderen. Und sie hatte keine Zeit zu verlieren.
    Als sie zu ihrem Notebook ging, bemerkte sie, dass der Himmel ziemlich dunkel geworden war. Offenbar ein neuer Ausläufer des Sturmtiefs.
    Die Geschichte von Ray Cox hatte sie mehr getroffen, als ihr zunächst klar gewesen war. Das Problem war: Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie Ray gegenübertreten? War er wirklich nur das unschuldige Opfer, das nach Antworten suchte, oder musste sie mit Schlimmerem rechnen? Sie spürte, dass von ihm keine Gefahr ausging, solange sie nicht auf Will trafen, aber das konnte jederzeit geschehen. Sie tastete nach ihrer Pistole,

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