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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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wahr?«
    »Nein, er kam nie zurück.«
    »Claire, es tut mir leid, und ich verstehe deinen Wunsch, den Schatz zu finden, aber -«
    »Nein, das tust du nicht. Du weißt nicht, wie das ist, wenn man zurückgelassen wird. Ich habe keine Familie, kein Geld und« – sie deutete wieder auf ihre Kleidung – »keine Würde. Ich kann den Kopf nicht hocherhoben halten, ich kann nicht einfach Claire Gentry sein. Du hast mir gesagt, es kann bei dem Schatz nicht nur um Geld gehen, und du hattest recht. Ja, ich habe Pläne mit dem Schatz, mit dem, was er mir ermöglichen kann. Aber abgesehen davon – ich kann mir ohne ihn kein Zuhause leisten, ich kann mir das Haar nicht wieder wachsen lassen, und ich kann niemals eine Dame sein. Ich kann nichts anderes tun, als von der Hand in den Mund zu leben und zu hoffen, dass niemand herausfindet, dass ich eine Frau bin!«
    Vincent ließ Claire Zeit, ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Dann fuhr er fort.
    »Und weshalb weiß Nate von dem Schatz?«
    Claire seufzte.
    »Ich habe ihm davon erzählt. Nicht am Anfang, aber später, als wir enge Freunde geworden waren. Ich hatte die Karte nicht, weißt du, aber ich hatte sie oft genug angeschaut, um sie auswendig zu kennen, und ich teilte dieses Wissen mit Nate. Er versprach mir, wir würden den Schatz eines Tages gemeinsam finden.«
    »Und du glaubst, er hat all diese Zeit danach gesucht?« Vincent schüttelte den Kopf.
    »Das hat er nicht. Als wir auf Blakes Schiff waren, ist Nate nie unterwegs gewesen, um nach irgendeinem Schatz zu suchen.«
    »Du hast gesagt, er hat dieses Schiff erst seit drei Jahren?«
    »Ja.«
    Claire lächelte spöttisch.
    »Und du willst mir weismachen, in diesen drei Jahren hätte er nicht danach gesucht?«
    Vincents Stirnrunzeln war ihre Antwort.
    »Neben vielen anderen Dingen, die ich bedaure, wünschte ich mir, ich hätte Nate nie etwas von der Karte erzählt«, sagte sie.
    Ihr Blick begegnete Vincents Blick, und sie betete, er würde verstehen, weshalb der Schatz so wichtig für sie war. Aber je länger er schwieg, desto größer wurde Claires Angst, dass Vincent Nate unterstützen würde.
    »Ich werde dir helfen«, erklärte er schließlich.
    Claires Herz schwoll ebenso schnell an, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    »Wirst du? Wirklich?«
    »Ja.«
    Lächelnd drehte sie sich um und zog die Karte aus ihrem Unterhemd hervor. Als sie sich wieder zu Vincent umdrehte, hielt sie das Papier fest zwischen den Fingern. Mit einer Bewegung, die sie überraschte, schnappte ihr Vincent die Karte aus den Händen.
    »Du sagtest, du würdest mir helfen!«, stieß sie hervor.
    »Das werde ich. Das tue ich. Aber du hast selbst gesagt, dass du Geld brauchst. Nate hat welches, und er hat ein Schiff. Wer könnte dir also besser helfen?«
    Claire traute ihren Ohren nicht. Vincent missbrauchte ihr Vertrauen? So schnell? Wenigstens hatte Nate Jahre gewartet, um das zu tun.
    »Du lässt mich reden, lässt mich glauben, du wärst auf meiner Seite, dass du mitfühlst, dass du verstehst. Und jetzt wendest du dich von mir ab? Du bist genauso herzlos wie er!«
    »Was? Das bin ich ganz gewiss nicht!«, widersprach Vincent, die Fäuste in die Hüfte gestemmt.
    Aber Claire hörte nicht mehr zu. Wie viele Männer mussten sie noch anlügen, bevor sie ihre Lektion lernte. Nun, keiner mehr.
    »Ich brauche dich nicht, Vincent. Dich nicht, und du kannst verdammt noch mal sicher sein, ich brauche auch Nate nicht.«
    Sie wirbelte herum und suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg. Sie hatte nicht vergessen, dass sie auf See waren, aber sie konnte nicht eine Sekunde länger in Nates Kajüte bleiben. Sie rannte zur Leiter und war bereits drei Stufen hinaufgeklettert, als sich die Luke öffnete und Nates Schatten von oben auf sie fiel.
    Claire hielt abrupt inne. Feuer brannte in ihrem Blick. Dessen glühende Flamme reichte aus, dass Nate hinuntersah, um sicherzugehen, dass die Leiter nicht zu Asche verbrannt war.
    »Wohin willst du?«, fragte er.
    »Ich würde ja sagen, irgendwohin, wo es keinen verlogenen Mann gibt, aber ich glaube leider nicht, dass ein solcher Ort existiert.«
    Nate sah zu Vincent hinüber. Sein Freund hob die Hand mit der Karte darin. Sein Gesichtsausdruck war aber nicht so frohgemut, wie er es hätte sein sollen. Ohne Zweifel hatte Claire es ihm nicht leicht gemacht.
    »Geh mir aus dem Weg«, knurrte sie.
    Nate trat beiseite, ließ Claire passieren. Die Abscheu, mit der sie ihn ansah, als sie ihm auf der Leiter

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