Korsar meiner Träume
brüllte er über den Sturm hinweg, während er davonging, »ich hoffe doch, ich bin der Glückliche.«
Kichernd sah Claire zu, wie Vincent den Kopf einzog und mit schweren Schritten zum Langboot ging. Er wechselte ein paar Worte mit Nate, dann kletterte er hinein. Trotz der Wellen, die schon weiße Schaumkronen hatten, watete Nate ins Wasser hinein und stieß das Boot vom Strand ab. Er beobachtete es einen Augenblick lang, dann drehte er sich zu ihr um, die Hände auf seine schlanken Hüften gestemmt.
Ein Schwert nebst Scheide baumelte von seinem Gürtel herab. Der Wind wehte ihm die Haare in die Stirn, die Wellen schlugen ihm bis zum Oberschenkel hinauf und ließen den Stoff seiner Hose dunkel werden. Sein Hemd flatterte bei jedem Windstoß.
Der Blick, den er ihr zuwarf, war ebenso stürmisch wie die See.
Allem Weiblichen in ihr wurde es bei seinem Anblick ganz warm. Mutig, männlich und entschlossen: Jeder Mann würde im Vergleich mit Nate verblassen.
Und für die nächsten paar Tage würden sie miteinander alleine sein. Seufzend atmete Claire aus.
»In was habe ich mich jetzt schon wieder hineinmanövriert?«, fragte sie sich leise.
10
Nate kam auf sie zu, das Wasser platschte in seinen Stiefeln. Sie waren jetzt alleine, und diese Erkenntnis brachte ihn ein wenig aus der Fassung. Den Schatz zu finden würde wohl der einfache Teil werden, dachte er, als er den Abstand zwischen ihnen verringerte und Claires äußere Erscheinung ihn zu verlocken schien.
Das Wasser hinter ihm war voller wütender, weißbedeckter Schaumkronen, aber Claires Augen hatten den gleichen grünen Farbton wie die ruhige See. Obwohl ihr Gesicht vom rauen Wind gerötet war, wusste er, dass ihre Haut glatt wie eine Perle war. Selbst wenn er es vergessen gehabt hätte, war er doch lebhaft daran erinnert worden, als er seine Hand unter ihr Unterhemd geschoben hatte.
Der Wind wehte ihr Haar hin und her und ließ es gründlich verwüstet aussehen. Zur Hölle, dachte er, als sich sein Unterleib zusammenzog, es war diese Art von Gedanken, die ihm Probleme bereitete. Er konnte doch nicht daran denken, dass irgendetwas an ihr verwüstet wurde.
Jedenfalls nicht ohne derjenige sein zu wollen, der diese Verwüstung anrichtete.
Außerdem sollte er an so etwas überhaupt nicht denken. Ganz egal, wo ihr Ehemann auch war, Claire war schließlich verheiratet. Er durfte das nicht einfach vergessen.
»Lass uns raus aus diesem Wind gehen.«
»In Ordnung«, antwortete sie.
Als er nun neben ihr stand, sah er, dass sie am ganzen Leib zitterte. Verdammt. Da er die Kisten selbst gepackt hatte, wusste Nate, welche die Decke enthielt. Er schnappte sich diese Kiste und stopfte sie sich unter den Arm.
Er deutete auf die Spitze des Hügels.
»Es wird nicht mehr viel von der Stadt übrig sein, aber es ist ein zentraler Punkt. Wir können unser Lager in den Bäumen dort oben aufschlagen. Wir brauchen ein Feuer, und ich will nicht, dass man es vom Strand her sehen kann.«
Er nahm ihre Hand. Es war keine große Insel. Obwohl alles wieder zugewachsen war, nachdem die Leute die Insel verlassen hatten, war es doch nicht sehr weit bis dorthin, wo die Ruinen der Stadt sein sollten. Er würde ohne Schwierigkeiten diese Kiste abstellen, ein Feuer anzünden und wieder hierher zurückkomm -
»Was ist mit dem Rest der Vorräte?«, wollte Claire wissen.
»Ich werde sie nachher holen«, murmelte er. Sobald sie mal aus dem Wind heraus und ihre Lippen nicht mehr blau angelaufen waren.
»Mach dich nicht lächerlich.« Sie grub ihre Füße in den Sand.
»Claire, du musst dich abtrocknen und aufwärmen.«
»Da ich diejenige bin, die vor Kälte zittert, stimme ich dir zu. Deswegen schlage ich vor, wir tragen diese Vorräte in den Schutz des Waldes, bevor alles völlig durchnässt wird.«
Donner grollte über den Himmel, quasi zum Beweis, dass die Zeit nicht auf ihrer Seite war. In der Ferne kam die Regenwand immer näher.
»Ich kann sie später holen.« Er zog sie am Arm.
Claire wehrte sich.
»Wir werden sie jetzt holen. Je schneller wir von diesem Strand runter und zu einem Unterschlupf kommen, desto besser.«
»Ich werde den Unterschlupf bauen. Sobald wir erst mal ein Feuer brennen haben und dir warm ist und -«
Sie riss ihren Arm aus seinem Griff los.
»Ich habe mich nun schon eine Zeit lang alleine durchschlagen können, und das wird sich heute gewiss nicht ändern.«
Bevor er sie aufhalten konnte, trug sie auch schon eine Kiste in Händen.
»Soll ich schon
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