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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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mal den Platz aussuchen?«, fragte sie, obwohl sie sich nicht mal die Mühe machte, seine Antwort abzuwarten.
    Sie marschierte vorneweg und schien von der Last, die sie trug, nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Eine Last, soviel war sicher, die ziemlich schwer war. Obwohl es ihn irritierte, dass sie nicht zuhörte, musste er doch ihre Ausdauer bewundern.
    Da es ihm sinnlos erschien, weiter mit ihr zu streiten, drehte sich Nate zu den verbliebenen Kisten um und packte sich noch eine der kleineren mit drauf. Es waren noch zwei große Kisten übrig, und er nahm sich fest vor, dass er derjenige sein würde, der zurückging, um sie zu holen.
    Sobald sie den Wald erreichten, ließ der heftige Wind nach. Obwohl verschlungene Kletterpflanzen und Blätter, die so groß waren wie Nates Hände, ihr Fortkommen behinderten, war es innerhalb der blättrigen Arme des Dschungels deutlich wärmer. Nate übernahm die Führung und zwang die Vegetation mit Hilfe der Kisten aus dem Weg, während er darauf achtete, dass die Zweige nicht zurückschlugen und Claires Gesicht trafen.
    Sie kletterten die leichte Anhöhe bis zu der verlassenen Stadt hinauf. Der Geruch verrottender Pflanzen wurde mit jedem Schritt, den sie machten, stärker. Über ihren Köpfen raschelten Palmwedel aneinander und riefen bei Nate ein Bild hervor, als ob es große Hände wären, die sich voller Vorfreude aneinanderrieben. Vorfreude auf etwas, woran er gar nicht denken wollte. Familien und Piraten waren beide auf dieser Insel ums Leben gekommen, aber sie würde keine weiteren Leben mehr einfordern. Wenigstens nicht seines und das von Claire.
    Durch eine plötzliche Öffnung in ihrem Dach aus Blättern blies der Wind. Er schien beinahe zu gackern, als er über Nates Gesicht strich, bevor er wieder nach oben stieg. Eine Ranke schlang sich um seinen Knöchel. Nate stolperte, dann trat er fest mit dem Bein auf, um sich zu befreien. Er war gewöhnlich nicht abergläubisch, doch er drehte sich trotzdem um und schaute nach Claire.
    Sie sah erschöpft aus. Ihr Haar war ein völliges Durcheinander. Die Kleider hingen ihr nass und schwer am Leib. Sie atmete durch den Mund, und er konnte die Anstrengung dahinter hören. Dennoch hielt sie mit ihm Schritt. Sie sah ihn fragend an.
    »Wenn wir nicht bald zu der Stadt kommen, werden wir trotzdem anhalten. Ich denke, wir sind weit genug vom Strand weg, und der Wald ist dicht genug, um uns darin zu verstecken.«
    Sie nickte und ging weiter. Nate wusste zwar nicht, wo ihr Ehemann war oder weshalb sie alleine hier war, doch er dachte bei sich, dem Mann fehlte etwas ganz Besonderes.
    Der Wald wurde lichter. Lange Gräser ersetzten die Kletterpflanzen, die Farne, die hochgewachsene, behaarte Rinde der Palmen und die schlaksigen Ranken der Gummibäume. Die Ruinen breiteten sich vor ihnen aus. Vereinzelt standen die Wände von Steinhäusern zerfallen und kaputt herum. An einigen hing Moos, wie ein grüner Belag, der die Steine im Ganzen zu verschlingen schien. Die Fenster waren dunkel und hohl. Das Gras wuchs in dicken, smaragdgrünen Decken zwischen den Bauwerken und auch innerhalb derjenigen, die kein Dach mehr hatten. Ein paar Bäume machten sich dreist in all der Trostlosigkeit breit, so als ob sie versuchen würden, das Land wieder zurückzufordern.
    Hinter der Stadt lag eine niedrige, steinerne Mauer und dahinter standen die Kreuze, mit denen der Toten gedacht wurde.
    Claire stellte ihre Kiste neben Nates Füßen ab.
    »Es ist traurig, nicht wahr?«, sagte sie, als sie sah, was Nate gerade betrachtete.
    »Sie nahmen sich die Zeit, ihre Toten zu begraben und ihrer zu gedenken, und dann ließen sie sie hier in Vergessenheit geraten.«
    Nate drehte sich zu ihr um, von der Stimmung berührt. Er berührte ihre Wange und wartete, bis sie ihn mit ihren blaugrünen Augen ansah.
    »Nur weil jemand fortgeht, heißt das nicht, dass er vergisst.« Ihre Augen weiteten sich, wenn auch nur für einen kurzen Moment, dann trat sie einen Schritt zurück.
    »Wir sollten unser Lager aufschlagen.«
    Er ließ die Hand sinken, aber weigerte sich, auch sein Herz folgen zu lassen. Er wollte ihre Freundschaft, und er würde so lange daran arbeiten, bis er sie bekam.
    »Hier gibt es nicht mehr viel, was uns Schutz bieten könnte. Alle Dächer scheinen zusammengebrochen zu sein«, sagte er, als er seinen Blick über das Gelände streifen ließ.
    »Lass uns dort reingehen.« Er deutete auf den Wald.
    Sie waren nicht weit in den Wald hineingegangen, als sie

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