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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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weitere Belehrungen.

  Kapitel 35
    Andrej hatte zwei seiner Kameraden als Boten ausgeschickt und verkünden lassen, die Übergabe würde sich um drei Tage verzögern. Unwillig waren die beiden Männer davongeritten, um seinen Auftrag auszuführen. Sie kamen sich lächerlich dabei vor, man würde ohne Zweifel glauben, dass der Sohn des Atamans nicht mehr zu seinem Wort stand. Dennoch gehorchten sie.
    Die übrigen Männer folgten Andrej, der stur und verbissen jeden Pfad verfolgte, der durch den Wald und am Fluss entlang nach Norden führte. Jeder Bauer, jeder Hirtenknabe wurde befragt, die Dörfer durchkämmt, die wenigen Händler, die nach Süden reisten, wurden angehalten und um Auskunft gebeten. Am zweiten Tag begann es zu regnen, und die Männer waren am Ende ihrer Geduld. Man hatte sich im Schutz der Bäume gelagert, Kleider und Sättel waren nass, auch die Tabakspfeifen wollten nicht ziehen, und die Wodkaflaschen waren leer.
    „Jetzt ist sowieso jede Spur verwischt!“, knurrte Kolja. „Was soll die Sucherei? Dein Liebchen ist längst in Petersburg.“
    Andrej schwieg und starrte vor sich hin. Er konnte den Unmut der Freunde verstehen, und doch war er nicht bereit, von seinem Ziel abzulassen. Er würde sie finden - und wenn es das Letzte war, was er tat.
    „Ein Weibsbild“, sagte einer verächtlich. „Lass sie laufen. Sie ist es nicht wert, dass wir uns ihretwegen den Hals brechen.“
    „Sie will sich der Zarin zu Füßen werfen und um mein Leben bitten“, gab Andrej ärgerlich zurück. „Niemals werde ich das dulden.“
    „Lass sie sich doch werfen - die Zarin wird sie nur auslachen!“
    Sie hatten diese Gespräche wiederholt geführt, und Andrej war es bisher immer gelungen, die Kameraden letztlich doch auf seine Seite zu bringen.
    „Ich will sie für ihren Ungehorsam strafen“, rief er. „Wo kommen wir hin, wenn ein Weibsbild tun und lassen kann, was ihr gerade einfällt?“
    Das Argument hatte die Männer bisher immer überzeugt. Jawohl, ein Weibsbild hatte zu gehorchen und sich nicht in Männerangelegenheiten einzumischen. Heute jedoch waren alle müde, nass bis auf die Haut und noch dazu stocknüchtern, so dass sich die Empörung über den weiblichen Ungehorsam in Grenzen hielt.
    „Wir werden sie schon irgendwann finden“, murrte einer. „Dann bekommt sie ihre Strafe, Brüderchen. Wir versprechen es dir bei unserer Kosakenehre.“
    „Ich will sie selbst strafen!“, beharrte Andrej stur, obgleich er merkte, dass ihm die Felle davonschwammen.
    „Dann reite allein!“, sagte Kolja, dem es jetzt endgültig reichte. „Hast dein Mädelchen ganz für dich haben wollen - jetzt suche sie auch ohne uns!“
    Die anderen nickten zustimmend. Man hatte die Nase voll davon, sich für den Sohn des Atamans lächerlich zu machen. Erst die vollmundige Erklärung, er wolle sich an die Zarin ausliefern um den Vater zu retten, und jetzt lief er einem Weib hinterher. Man war enttäuscht, einige hatten schon davon gesprochen, Andrej zu entwaffnen und gewaltsam auszuliefern. Doch sie hatten keine Mehrheit für diese Idee gefunden - es wäre schimpflich gewesen und Bogdan, der Ataman, hätte nach seiner Freilassung strenges Gericht über die Anstifter gehalten.
    Es war früher Mittag, der Regen hatte nachgelassen. Die Männer warfen sich aufmunternde Blicke zu und erhoben sich einer nach dem anderen.
    „Such allein!“, sagte einer. „Wir reiten zu dem Ort, an dem die Übergabe stattfinden soll und warten dort auf dich. Wenn du morgen zur ausgemachten Zeit kommst, sind wir zufrieden und werden dich treu eskortieren. Kommst du jedoch nicht - dann hast du deine Ehre verloren und gehörst nicht mehr zu uns.“
    Andrej erhob sich ebenfalls, seine Augen waren schmal vor Zorn.
    „Reitet heim!“, rief er verächtlich. „Ich brauche keine Eskorte, die mich im Stich lässt. Ist das Kosakentreue? Den Freund in der Not zu verlassen?“
    Doch seine Worte beeindruckten die Männer nicht mehr. Sie packten ihre Sachen, bestiegen die Pferde und setzten sich in Bewegung.
    „Such nur dein Liebchen, Dummkopf“, sagte Kolja, sich im Sattel zu ihm umwendend. „Zu ihrem reichen Bräutigam wird sie gelaufen sein, die adelige Dame. Sitzt jetzt schon bei ihm am Hochzeitstisch und trinkt aus goldenen Bechern.“
    Andrej schickte ihm einen Fluch hinterher und schlug wütend mit der Faust gegen einen Baumstamm.
    Zu Baranow? Er hatte diesen Gedanken hin und wieder gehabt, ihn aber rasch beiseite geschoben. Es konnte nicht sein.

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